Samstag, 28. Juli 2012

Buchreview "Die Jahre der Toten"

Z. A. Recht. Unsere Welt in naher Zukunft (kurz: Das Buch wurde 2006 verfasst, also ist die nahe Zukunft in dem Fall Ende 2006, Anfang 2007). Als das sogenannte Morgenstern-Virus ausbricht, sind Mediziner und Journalisten zunächst geschockt über die heftigen Auswirkungen: Die Opfer fallen in ein Fieberdelirium mit heftigen Gewaltausbrüchen - nur um als lebende Tote zurückzukehren. Als schließlich eine großangelegte Militäroperation fehlschlägt, breitet sich das Virus in einer Pandemiewelle über den Globus aus. Ab sofort gilt nur noch ein Gesetz: Leben oder gefressen werden  -  töten oder getötet werden. In dieser brutalen neuen Welt versucht ein kleine Einheit von überlebenden US-Soldaten unt der Führung von General Sherman, sich aus dem Nahen Osten nach Hause durchzuschlagen, während in den Staaten ein Colonel dem finsteren Ursprung des Virus auf die Spur kommt.

Afrika wird nach einem ersten Ausbruch in Mombasa völlig von Untoten überrannt. Armeeeinheiten verschiedener Nationen wie USA, Großbritannien oder Deutschland versuchen, den Kontinent völlig abzuriegeln, um eine Ausbreitung zu verhindern, während man in den Nachrichtensendern auf allen Erdteilen auf Geheiß der jeweiligen Regierungen der Bevölkerung mal wieder Kappes erzählt und das wahre Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen sucht - mit allen Mitteln, wie einige Personen später noch erfahren müssen. Entführung, Folter oder Mord gehören da zum neuen Regierungsprogramm. Jaja, so sind sie unsere gewählten Volksverräter, wenn sie mal an der Macht sind. US-General Francis Sherman ist mittendrin in der afrikanischen Kampfzone, um mit seinen Truppen ein Überschreiten des Virus Richtung Mittlerer Osten zu verhindern. Der Suez-Kanal wird abgeriegelt und schwimmen können oder wollen die Infizierten anscheinend nicht. In Amerika versucht man verzweifelt am USAMRIID (Forschungseinrichtung der Armee für infektiöse Krankheiten - was hier so sehr nach Segen für die Menschheit klingt, dient aber auch der Erfindung neuer biologischer Waffen oder der Erhaltung schon vorhandener Waffen oder ausgemerzt geglaubter tödlicher Krankheiten wie der Pest) ein Gegenmittel zu finden. Die Probleme dabei führen Colonel Anna Dimilio nach Washington, wo sie prompt in den dortigen Intrigenstadl gerät. In der Zwischenzeit fällt die Befestigung zum Mittleren Osten, der Suezkanal ist so voller infizierter Leichen, dass die Nichtschwimmer einfach drübermarschieren und die Verteidigungsbastion überrennen können. Die wenigen Überlebenden der Truppen ziehen sich zurück, nehmen unterwegs einige Zivilisten auf und versuchen ans Rote Meer zu kommen, um auf den Zerstörer Ramage das Land zu verlassen und überlassen es Israel und ihren alten Feinden ihr Land nun gemeinsam (!) gegen den toten Feind zu verteidigen. Eingeschifft ist man schnell (ich meine hier an Bord gegangen, sonst nichts), dabei leidet aber die Sorgfalt bei der Überprüfung, ob Infizierte unter den Leuten sind. Prompt gibt es an Bord einen Ausbruch, den man nur mit Mühe eindämmen kann, um endlich Richtung Heimat zu tuckern, aus der es aber auch keine wirklich guten Nachrichten gibt. Sie schaffen es an die Westküste und dort trennen sich ihre Wege. Die reguläre Schiffsbesatzung will an Bord ihrer schwimmenden Zuflucht das Problem aussitzen, während Sherman mit seinen Leuten und einigen Zivilisten versuchen möchte, den wenig besiedelten Mittelwesten zu erreichen und außerdem in Omaha Colonel Demilio zu treffen, um dort ein Gegenmittel zu finden. Doch der Weg ist lang und schwierig und schon bald geraten sie in der 900-Seelen-Gemeinde Hyattsburg in einen Hinterhalt der Zombies. Sind diese aus Sprintern und Watschlern bestehenden Gruppen etwas schlauer geworden? Wieder kann man sich unter schweren Verlusten freikämpfen, sogar ein Waffendepot plündern, aber man hat noch viele Meilen vor sich. Auf einer Hügelkuppe außerhalb von Washington D.C. beobachten Demilio, Mason und Julia Ortiz wie die Hauptstadt von mit Brandbomben eingeäschert wird (die "Elite" hat sich sicherlich schon verpisst), bevor sie sich von Osten nun auf den Weg nach Westen machen, um dort mit Sherman zusammenzutreffen.

Zombies, Zombies und kein Ende. Z. A. Recht nimmt sich einen Virus, Morgenstern genannt, um die Welt in ein blutiges Chaos zu verwandeln und den Überlebenskampf diverser kleinerer Gruppen zu schildern. Wenn man davon absieht, dass hier viel Armykampfgetümmel vorkommt, ist es also keine große Neuerung auf dem heftig umkämpften Markt der Zombielektüre. Dafür garantieren die Soldaten aber kräftige Action, wenn es darum geht, Stellungen zu halten, Brücken zu sprengen oder die wilden Horden mit Kampfhubschraubern niederzumähen. Die Charaktere aber sind so klischeehaft wie auch aus anderen Büchern gewohnt (also auch hier nichts Neues). Da sind dann der knurrige, verlässliche Sergeant, der toughe General, ne tapfere und vor allem hübsche Krankenschwester, der sprücheklopfende Private First Class und ne geläuterte Pressetante. Für umfangreiche Hintergründe der Figuren nimmt sich der Autor wenig Zeit, hetzt sie eher von einer Gefahrensituation in die nächste. Dass es dabei ständig irgendwo scheppert, versteht sich von selbst, aber der geneigte Horrorfan sollte keine übergroßen Härten oder irgendwelche Ausweidungen und sonstige Schlachtplatten erwarten. Recht setzt mehr auf die Actionelemente, aber irgendwie krankt das Buch meiner Meinung nach dennoch daran, dass sein Stil etwas flotter sein könnte. Oft wirkt "Die Jahre der Toten" wie der Kampf um ein besetztes Land. Statt "Die Rote Flut" ist es eben die Tote Flut. Langweilig wird es also nicht. Im Endeffekt eine lockere Urlaubs- / Freizeitlektüre mit hohem Patriotismus- und Heldenmutanteil. Solide Daueraction, ohne großen Anspruch oder Innovation, die man in Filmsprache umgemünzt dem gehobenen B-Sektor zuordnen würde. Gute Unterhaltung also, bei der das Ende irgendwie n die Kolonialisierung Amerikas erinnert als Auf nach Westen noch der Schlachtruf war. Die Story, die in die geliche Kerbe schlägt wie die "Tagebuch der Apokalypse-Reihe" von J. L. Bourne soll mit "Aufstieg der Toten" fortgesetzt werden, doch wie verlässlich solche Vorankündigungen sind, hat der Verlag ja bereits bei Jonathan Maberrys "Patient Null" zur Genüge vorgeführt. Also abwarten und hoffen.

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