Mittwoch, 20. März 2013

Buchreview "Der Ghoul"

Michael Slade. Sieben bestialische Morde. Offenbar alle von einem Psychopathen begangen. Doch Hilary Rand von Scotland Yard kommt mit ihren Ermittlungen einfach nicht weiter. Da meldet sich Inspector Zinc Chandler von der kanadischen Polizei. Er glaubt, dass es in dem Fall eine Verbindung zu der skurrilen Rockgruppe Ghoul aus Vancouver gibt. Die Spur führt die Polizisten immer tiefer in einen bluttriefenden Albtraum, in dem eine uralte Familie aus Neu-England schon auf sie lauert.

London wird von einer Serie grausamer Morde erschüttert: acht junge Mädchen im Alter von sieben bis elf Jahren wurden tot aus der Themse geborgen, das Blut aus den Adern gesogen und das Herz aus der Brust geschnitten. Doch zu allem Überfluss gibt es da noch Bombenattentate und den Kanalmörder, der sich seine Opfer vom Ufer holt und dann in den Kanälen unter London verschwindet. So auch einen Anwalt, der zwar nicht gerade zur Sorte der beliebten Bürger gehört, aber so langsam wird die Bevölkerung ob der Häufung der Vorfälle unruhig. Hilary Rand versucht Hilfe von einem Profiler zu bekommen, steht aber dennoch irgendwie auf verlorenem Posten, da keiner eine Frau in ihrer Position haben will. Erst ein altgedienter Polizist, der seine eigene raue Vergangenheit hat, steht ihr wirklich zur Seite. In Vancouver, Kanada, muss sich Zinc Chandler indes gegen einige Drogendealer durchsetzen, zu denen auch Ray Hengler gehört. Bis auf diesen und einen Typen mit Irokesenschnitt überleben die Figuren die Auseinandersetzung nicht - und der Iro wird später von einem Briten, den Hengler angeheuert hat, erledigt und spurlos verschwinden lassen. Nach und nach kommt Chandler dahinter, dass Hengler nicht nur dealt, sondern auch Snufffilme dreht, im Pornogeschäft die Griffel drin hat und die Rockgruppe "Ghoul" zu managen scheint. So wird sein Augenmerk auch auf die Mitglieder der Gruppe gerichtet, die anscheinend auch einiges zu verbergen haben und mit Morden in der Umgebung in Verbindung zu stehen scheinen. Mit einem Umweg über die USA, wo er auf Deborah trifft, die ihm die Familiengeschichte der Mitglieder der Rockband zu erzählen weiß, führt ihn der Weg nach England, wo sich alles zusammenfügt.

Im zweiten Roman von Michael Slade mit dem Titel "Der Ghoul" wird wieder düstere Crimekost dargeboten, wie sie ihresgleichen vergeblich sucht. Statt nur auf graphische Gewalt zu setzen (auch wenn die nicht zu knapp vorkommt), bietet Slade ein komplexes Buch, das gut recherchiert ist und den Leser über London und dessen Vergangenheit, über Profiling und die Arbeit der Polizei bestens ins Bild setzt. Gleichzeitig bedient er sich der damals durch sämtliche Medien gehetzten Morde und Selbstmorde, die nach angeblichem Vorbild von Filmen, Comics, Videogames und Texten von Rocksongs begangen wurden (meines Erachtens nutzt er dies genauso plakativ wie diverse Billigprintmedien damals, wenn man sich bloß mal an Judas Priest erinnern möge). Abgesehen von diesem kleinen Kritikpunkt hat Michael Slade ein weiteres Mal einen durchaus Nachdenkenswerten Roman geschaffen, der den Finger in die Wunde legt, wozu sich labile Personen durch irgendwelche Einflüsse hinreißen lassen. Seine Diskussion geführt durch zwei Detectives über schädlichen oder nichtschädlichen Einfluss von Medien, Musik oder Büchern und deren nicht zu beweisende Schuld an realer Gewalt heben das Buch aus dem Einheitsbrei der Massenware heraus. Insgesamt also ein harter und auch tiefschürfend-intelligenter Thriller, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Hoffentlich wird die Reihe von Festa auch weitergeführt. 

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