Mittwoch, 4. September 2013

Buchreview "Flügel der Nacht"

Martin Cruz Smith. Der alte Abner, Medizinmann der Hopi-Indianer, sitzt vor seiner Hütte und sagt das Ende der Welt voraus. Am nächsten Tag wird er tot aufgefunden, und seine Prophezeiungen beginnen Wirklichkeit zu werden: Ein Schwarm riesiger Fledermäuse versetzt die Bewohner von Arizona in Angst und Schrecken.

In der Reservation der Navajo- und Hopi-Indianer herrscht nicht gerade Einigkeit. Der Anführer der Navajos, die den Hopis an der Zahl weit überlegen sind, hat sich als geschäftstüchtiger Interessenvertreter seines Volkes erwiesen und möchte auch die Hopis unter seine Fittiche nehmen, da er auf dem Grund, den diese bewohnen, ein Ölvorkommen vermutet, das er an die Weißen zwecks Ausbeutung verkaufen will. Mitten hinein in seine Geschäfte platzt die Nachricht von verstümmelten Toten, die  mit Wunden übersät sind, die sich keiner erklären kann. Zu allem Überfluss breitet sich auch noch die Pest im Reservat aus. Der junge Hilfssheriff Youngman Duran vermutet Vampirfledermäuse hinter den Todesfällen und wird darin auch noch von einem Wissenschaftler bestärkt, der den Zug der Fledermäuse von Südamerika bis nach Arizona dokumentiert hat. Sie sind auch der Überträger der Pest bzw. die Fledermausflöhe, die sich auf die Menschen übertragen. Nachdem weitere Menschen sterben mussten, darunter beinahe auch die Ärztin Anne, die Youngmans Freundin ist, macht er sich gegen alle Widerstände auf, um die böse Brut zu vernichten.

"Flügel der Nacht" wurde unter dem Titel "Schwingen der Angst" mit Nick Mancuso verfilmt und folgt den Genreregeln des Tierhorrorfilms ziemlich klar. Bedrohung taucht auf, wird von geldgierigen Geschäftsleuten erst verleugnet, dann vertuscht und erst ein gegen den Strom schwimmender Protagonist handelt unter Einsatz seines Lebens. Dazu bringt der Autor aber auch noch die Lebensumstände der Indianer in den Reservaten zur Sprache, deren Animositäten untereinander, lässt den Leser nicht nur an deren Riten teilhaben, sondern macht auch auf die überheblichen Touris aufmerksam, die glauben, sich über den indianischen glauben erheben zu dürfen und für die die Stammesmitglieder gegen geringes entgelt verfremdete Rituale wie den Schlangentanz vorführen, um überhaupt etwas zum Lebensunterhalt zu verdienen, da sie von der Regierung in ihren Reservaten, die sie von ebendieser Regierung gesteckt wurden, schlicht vergessen wurden und die nicht für sie sorgt. Die Story beginnt daher auch eher gemächlich, bevor sie sich immer mehr steigert, den Spannungsbogen erhöht, Tempo in die Sache kommt und die Jagd nach der Bedrohung aus dem Dunkeln und der Luft endgültig in Fahrt kommt. Wer sich mit Tierhorrorfilmen in den letzten Jahrzehnten beschäftigt hat, wird keine Überraschungen erleben, doch unterhaltsam ist "Flügel der Nacht" als Tierhorror-, Ethno- und Ökothriller allemal. 

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