Sonntag, 22. September 2013

Buchreview "Kalter Tod"

Michael Connelly. In Hollywood wird eine Leiche mit zwei Kugeln im Hinterkopf gefunden. Es handelt sich um Stanley Kent, einen Sicherheitsbeauftragten für verschiedene Krankenhäuser in L. A. Detective Harry Bosch entdeckt weniger später im Haus des Ermordeten dessen Frau Alicia, nackt und gefesselt. Die ersten Ermittlungen ergeben, dass Kent auch für die Überwachung von radioaktivem Material in den Kliniken zuständig war. Und in einem Krankenhaus fehlt aus einem Safe der gesamte Cäsium-Vorrat.,

Harry Bosch wird mitten in der Nacht angerufen, um zu einem Tatort zu kommen. Nicht, dass ihn dies gestört hätte, er war nicht nur eh wach, sondern auch bereit, seinen neuen Posten beim Robbery and Homicide-Dezernat gleich anzutreten. Er weckt seinen neuen Partner Ignacio, der lieber Iggy genannt werden will, was ihm der sture Bosch natürlich verweigert. Harry ist vor seinem neuen Partner am Tatort und begegnet seinem alten Kumpel Edgar, der ihm den Fall nun überlässt. Der Tote wurde mit zwei Kugeln in den Hinterkopf regelrecht hingerichtet und in dem Kofferraum seines Porsche muss eine schwere Ladung gestanden haben, die nun fehlt. Um das Treffen der ehemaligen Kollegen oder Partner von Bosch noch weiter auszubauen, erscheint nun auch noch Rachel Walling vom FBI am Tatort. Von ihr erfährt Harry dann auch von dem Cäsium, für das Kent zuständig war. Gemeinsam fahren sie dann zum Haus des Toten, wo sie dessen Frau gefesselt vorfinden. Sie berichtet, dass sie von zwei Männern bedroht wurde, von denen nur einer gesprochen habe: Englisch mit ausländischem Akzent. Im Haus fehlt sonst nichts, es wurde nichts gestohlen. Die Frau sollte nur als Druckmittel für die Täter dienen, damit ihnen Kent etwas ausliefert. Schon bald gibt es Kompetenzstreitigkeiten (bei der Zusammensetzung Bosch und FBI nicht schwer)   und Harry wird von dem Fall abgezogen. Stört ihn natürlich nicht und konsequent als Querkopf bleibt er dran, findet sogar einen Zeugen, der die Schüsse mitbekommen hat. Seine Befragung ergibt, dass einer der Täter, die selbstverständlich maskiert waren, etwas wie Allah gefaselt hat. Bald haben auch die anderen Behörden aus dem Buchstabensalat davon wind bekommen und der Heimatschutz vermutet einen terroristischen Hintergrund, wie Bosch von (trara) einer weiteren Ex-Partnerin namens Kiz aus dem Büro des Chiefs der Polizei erfährt. Jetzt scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Anschlag erfolgen könnte. 

"Kalter Tod" ist schon einige Jahre alt (lag bei mir rund 5 Jahre ungelesen rum) und man muss dem Buch attestieren, dass es nicht mehr als eine laue Folge in einer Krimireihe zu bieten hat. Das Ganze ist eine ganze Ecke unter dem gewohnten Niveau von Connelly und seinem Protagonisten Bosch. Es wirkt irgendwie, als habe der Autor einen nahen Abgabetermin gehabt, der ihn zu einer schnellen Arbeit gezwungen hat und entsprechend unmotiviert und hingeschludert wirkt der Fall auch auf mich. Bei knapp 320 Seiten mit viel Spielraum zwischen den einzelnen Zeilen kommt das Werk nur wie ein Schnellschuss rüber, der oberflächlich und frei von Innovation ist. Die Sache ist extrem vorhersehbar und schon nach wenigen Seiten hat man das Gefühl, dass da irgendwwas nicht stimmt, alles zu einfach ist und wenig Tiefgang hat. für mich bisher der schlechteste Roman aus der Feder von Michael Connelly. mit sowas kann man sich den guten Ruf versauen, wenn es öfter vorkommt. Wer sich einen Jerry Cotton greift, kann möglicherweise mehr Lesespaß haben als an diesem Buch. Auf jeden Fall sind beide in einem ungefähr ähnlichen Tempo locker, leicht und völlig unangestrengt zu konsumieren, fast schon als Einschlafhilfe zu benutzen. Dazu sei aber gesagt, dass jeder mal einen schlechten Tag hat und Michael Connelly mit seinen späteren Romanen, ob nun um Harry Bosch oder auch Mickey Haller, wieder zu besserer Form aufgelaufen ist und "Kalter Tod" anscheinend nur ein bisher einmaliger Ausrutscher war.

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