Samstag, 27. September 2014

Buchreview "Golem" Edward Lee

Edward Lee. Um die Unschuldigen zu schützen, formte man den Golem aus dem Flusslehm und erweckte ihn zum Leben. Das geschah vor Jahrhunderten. Aber jetzt wurden die uralten, mystischen Riten pervertiert und neue Golems geschaffen - dämonische Kreaturen, die vergewaltigen und morden. Nur ein junges Paar kann sie aufhalten. Doch die beiden ahnen nicht, welches diabolsiche Geheimnis ihr eigenes Dasein bestimmt.

Diese aus Lehm der Moldau geformten Beschützer der unschuldigen Juden kommen im Jahre 1880 in Loewensport zur dortigen Gemeinde. Geliefert wurden sie per Schiff - noch als Lehm in Fässern verstaut -, auf dem auch Poelzig und seine Frau Nanya anreisen. Sie lassen sich die Fässer mit dem Lehm zeigen und der Kapitän verstößt gegen seine Prinzipien und tut es. Daraufhin nehmen in dem Ort grausige Geschehnisse ihren Lauf, die mit Rassismus und Häresie Hand in Hand gehen. Im heutigen Somerset County kommen Seth und seine Lebensgefährtin Judy in Loewensport an. Sie haben dort ein abgelegen in den Feldern stehendes Haus erworben, das Seth von dem Geld als Spieleentwickler in Mengen verdient. Judy Freude über die Einrichtung und die idyllische Lage wird nur von der Warnung getrübt, dass es in der Gegend wegen Schlangen etwas gefährlich sein kann. nichts sonst stört ihr Glück. Bei Grabungsarbeiten stoßen die Arbeiter auf ein Schiff, das mehrere Fässer enthält, die Seth in seinen Keller bringen lässt. Bald sind aber vier davon verschwunden und niemand kann sich erklären, wie das passieren konnte. Doch damit nicht genug. Loewensport ist ein jüdisch geprägter Ort, der aber auch unter dem Drogenhandel von zwei rivalisierenden Gruppen zu leiden hat. Und Drogen sind für die beiden Neuankömmlinge durchaus ein Problem: Seth war Alkoholiker und Judy von Crack abhängig. Doch zuerst beginnt das Morden dahingehende, dass die eine Gruppe der Dealer beginnt, ihre Gegenspieler für immer aus dem Weg zu räumen, dabei aber feststellen müssen, dass sie den Hintermann der ihnen bekannten Gangster zu ihrem Leidwesen immer noch nicht kennen. Der aber ist nicht auf den Kopf gefallen und sorgt dafür, dass zwei der Handlanger von Gruppe eins auch für ihn Drecksarbeit erledigen - und so kommen auch Seth und Judy ins Spiel. In ihrem Keller liegt noch etwas, das von den Typen dringend benötigt wird, um die Sache endgültig zu ihren Gunsten zu beenden.

"Golem" von Edward Lee. Wirklich von Edward Lee?, fragte ich mich und hab mal nachgeschaut, ob Herr Festa sich nicht den Scherz erlaubt hat über dem großen Autorennamen kleingedruckt zu verstecken "Frank Festa schreibt als...". Okay, Schluss mit Blödsinn. Dieser "Golem" war wirklich so zahm und zurückgenommen, dass er beinahe in eine Hedwig Courths-Mahler-Reihe gepasst hätte (Okay, auch wieder eine Übertreibung, fast schon Beleidigung für die ich mich entschuldige. Bei Herrn Lee, nicht der Hedwich C-M). Sex, Gewalt und Blutvergießen waren für einen Roman von Edward Lee schon sehr moderat vertreten. Dafür wurde aber das Drogenproblem zum wiederholten Male aufgegriffen und eineStadt im Griff von Gangstern, was man ja auch in den unterschiedlichsten Thrillern lesen kann. Bin ich jetzt fertig mit motzen? Ja. Die Storylines von 1880 und der Gegenwart werden in dem Ort Loewensport zusammengeführt, wobei gerade zu Beginn der Handlung um 1880 rum und später in der Gegenwart die beiden hauptbeteiligten Frauen sehr ähnliche Züge aufweisen. Im Laufe der Zeit wird der Leser recht belesen über die Mythologie und den jüdischen Glauben imformiert, verschiedene Richtungen und auch Abweichler nahe gebracht. Parallelen zum Christentum fallen da ebenfalls auf. Seine Mischung aus Thriller, etwas Fantasy und Mythologie mit sanftem Horror, der mehr gruselt denn schockt hat Edward Lee bewiesen, dass man ihn nicht auf seine Werke aus der Extrem-Reihe reduzieren darf und er durchaus auch in der Lage ist, spannende Lektüre zu bieten, ohne Grenzen zu überschreiten. Wer natürlich genau das mit den Grenzen erwartet hat, dürfte etwas enttäuscht sein. Ein Roman, der gespickt ist mit vielen Mistkerlen, aber auch treuen Seelen und gerade die trifft das düstere Geschehen und lässt sie leiden. Locker formulierte Story, die so manch beklemmende Szene anbietet, echte Sympathieträger als Protagonisten agieren lässt und sich auch nicht scheut, dem üblichen Happy-End Ring-, Mittel- und Zeigefinger zu heben - "Read between the lines" halt. Gut ausgearbeiteter Roman und der zweite etwas ruhigere Vertreter aus dem Hause Festa, der aber ebenfalls zu gefallen wusste. 

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