Samstag, 18. April 2015

Buchreview "Pax Britannia - Leviathan Rising" J. Green

Jonathan Green. Er erhebt sich aus der Tiefe …und er hat Hunger! In 80 Tagen um die Welt – mit Stil! Dieses vollmundige Versprechen der Carcharodon Shipping Company soll mit der Jungfernfahrt des neuesten und mehr als beeindruckenden Unterwasserkreuzfahrtschiffs Neptune auf die Probe gestellt werden. Unter den Reisenden befindet sich auch Ulysses Quicksilver, der Dandy-Abenteurer und Held von Magna Britannia, um sich eine wohlverdiente Ruhepause nach den traumatischen Erlebnissen des 160. Thronjubiläums von Queen Victoria zu gönnen. Doch bereits wenige Tage nach dem Besuch der Unterwasserstadt Pacifica kommt es zur Katastrophe. Ein brutaler Mord wird begangen, und kurz darauf wird die Neptune Opfer einer Sabotage, welche das Schiff in die bodenlose Tiefe des Meeres sinken lässt. Doch gefangen auf dem Meeresgrund, haben die Probleme für die Überlebenden gerade erst begonnen. Denn hier unten lauert ein jahrzehntealtes Geheimnis auf sie. Der Leviathan ist erwacht und erhebt sich hungrig aus der Tiefe. Wenn er sich auf die Jagd begibt, wird niemand seiner urzeitlichen Wut entkommen.

Ulysses Quicksilver begibt sich an Bord eines modernen Tiefsee-Kreuzfarhtschiffes, das mit allen Schikanen ausgestattet ist. Selbstverständlich wird er von Nimrod begleitet. Und hat bald schon eine sogenannte Investigativ-Reporterin (Also ein Boulevard-Tratschmaul, das es in jedem Geschlecht und jeder Gesellschaft gibt und das sich gerne Storys aus dem hohlen Hirn saugt und diese mit erlauschten Halbwahrheiten als Tatsachen in ihrem Schmierblatt zum Besten gibt.) auf den Hacken. Doch auch der Rest der Mitreisenden bietet eine illustre Truppe. Ein alter Jägersmann, ein Milliardär - Finanzier des Schiffs und entsprechend großkotzig, ein junges Paar, einen Chinesen, der sich als Geschäftsmann ausgibt und selbstverständlich massenweise Mitreisende an Bord, die nur die billigeren Tickets ergattern konnten und nie auch nur in die Nähe der Promis kommen, die sich wie Küken um die Henne um den bärbeißigen Kapitän scharen. Doch während sie so dahintuckern, gibt es einen Anschlag auf das Schiff, das sinkt, aber so stabil gebaut ist, dass es einem immensen Wasserdruck standhält. Wäre da nicht die plötzlich auftauchende Bestie, ein Krake, wie der anwesende Schwede Thor zum Besten gibt. Und die Reporter-Trine? Wurde schon vorher um die Ecke gebracht. Also ist auch noch ein Mörder an Bord. Und jetzt, auf recht engem Raum in der Forschungsstation, in die sie sich flüchten konnten, versucht der, seine Mission zu Ende zu führen. Jedoch kennt keiner den Killer von Angesicht zu Angesicht, Misstrauen schleicht sich ein. Draußen ein Killer, drinnen auch. Herrliche Aussichten. In den vielen Gängen der Station können sie auf Entdeckerreise gehen, allerlei Experimente und gruslige Einzelheiten finden - wobei sie immer auf der Hut vor dem Mörder unter ihnen sein müssen. Und der schlägt bald wieder zu. Diesmal ist der Schwede Thor dran. Und so manches Geheimnis wird in den Tiefen des Ozenas gelüftet, inklusive Schuldeingeständnissen.

Auf den letzten rund 55 Seiten des Buches gibt es noch eine Bonusgeschichte mit dem Titel "Vanishing Point - Fluchtpunkt". Und nein - Barry Newman kommt nicht angebraust. Es beginnt mit einer Seance, die wie schon vielfach gesehen, nur ein alberner Bauerntrick ist, um die Kunden zu schröpfen. Doch der findige Quicksilver will sich mit gefakten Geistererscheinungen nicht abfinden und durchsucht das Forschungslabor im Keller des Hauses. Und trara - eine Überraschung wartet.


Stimmungsvolle Katastrophenmär in ein Steampunk-Szenario eingebettet. Die Charaktere erscheinen stereotyp vom gierigen und fiesen Milliardär bis hin zu unserer Hauptfigur, dem Dandy-Abenteurer Ulysses Quicksilver, der hin und wieder den Eindruck vermittelt, dass er ein sehr extrovertierter Bruder von Agent Pendergast sein könnte, obwohl: So wie sich Pendergast manchmal gibt, ist sogar eine Leiche gegen ihn extrovertiert zu nennen. Quicksilver ist da doch mehr Hallodri, immer für die holde Weiblichkeit da, auch wenn sie ihn austricksen will. Der Nordländer muss selbstverständlich Thor heißen. Und ja, man kann die Story auch als Schreiben nach Vorlage bezeichnen, denn Vielleser und Filmfreunde werden ganz schnell etliche Vorbilder entdecken, können so aber auch das Geschehen wunderbar visualisieren - und das ist bei einem Buch meines Erachtens nicht nur ein Vorteil, es spricht auf für dessen Qualität, denn wenn ich mich durchquälen müsste, wäre die bildliche Vorstellung eher schon Folter. Gefoltert wird der Leser hier nicht. Er findet einen Tupfer "Poseidon-Inferno", ne ganze Ecke Agatha Christie, nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Szenario (Politisch korrekt heißt das ja jetzt Maximal-pigmentierte, da ja auch Zehn-Kleine-Mohrenköpfe oder der Sarottimohr aus dem Verkehr gezogen wurden. Politisch korrekte Zensur, bloß weil soich einige selbsternannte Gutmenschen wichtig  machen wollten. Man erinnere sich an die Farce mit dem Artikel bei ALDI oder den Sinti + Roma, die sich fest attestieren ließen, dass sie ja keine zigeuner snd - und sich dann unverschämt aus der Ecke wagen, um die Zigeunersoße umbennen zu lassen, weil sie sich diskriminiert fühlten. Aha, Logik von Fahrenden Volk.), etliche Monster wie diesen Riesenkraken, der noch so manche Überraschung parat hat, die auch von denen der ums Überleben kämpfenden Truppe nicht überboten werden kann. Megalodons, Riesen-Ur-Haie wie in "Mega" von Jake Bible und noch so manch anderes Getier. Da muss Quicksilver in die Spuren berühmter Ermittler oder Agenten treten, um den Fall zu lösen UND zu überleben. Ein spannendes Who dunnit mit einer Menge frischer Ideen gepaart mit schon seit etlichen Dekaden vorhandenen Handlungsfäden. Gelungene Erzählung, die ein wirklich solides Tempo aufweisen kann, so gut wie keine Durststrecke aufweist und flugs inhaliert werden kann. Die Bonusstory mit Teleportation, bösen Nazis und gierigen Verwandten knabbert man als Nachtisch ohne besonders beeindruckt zu sein. War halt ne nette Zugabe. Der Hauptteil ist es, der fasziniert und feinen Steampunk-Stoff bietet, den die großen Verlage nicht gerne zu publizieren scheinen. Doch für solche Sachen haben wir ja unsere Kleinverlage, die ich nach und nach sein Stück vom Kuchen abschneiden. Wobei die Etablierten vermutlich hoffen, dass der Bissen für (Winz-)Mitbewerber zu groß wird und er ihnen im Halse stecken bleibe. Tja, ihr Burschen und Burschinnen in den Vorstandsetagen, hättet ihr eure Leserschaft etwas mehr beachtet und nicht veräppelt, müsstet ihr jetzt nicht zittern. Eure sehr hohen Preise für Ebooks tun ihr Übriges dazu. Jonathan Green mit seinem formidablen zweiten Quicksilver-Steampunk-abenteuer ist jedenfalls ebenso wie Jake Bible mit seinen Spaßbüchern bei Steffen Janssen und seinem Luzifer-Verlag gut untergebracht. Andere Genres werden vom Festa-Verlag (Meine geliebten Crime-Actioner, Horror und Extremtitel, die nur direkt beim Verlag zu ordern sind), mKrug-Verlag (Ha, John Aysa, die schreibende Urgewalt, die derzeit wieder heftig über die Tastatur huscht und Leute wie Gord Rollo sind dort angesiedelt. Schönen Gruß, John und schönes Wochenende!!), Voodoo Press mit Sachen wie Jeff Strand (Wunderbar schreibender Mensch, der immer Sinn für Humor hat, wie er bei den Andrew Mayhem-Romanen oder dem Märchen "Fangboys Abenteuer" beweisen konnte) sowie der Atlantis-Verlag, der Martin Kay mit seiner Hannigan-Reihe Begeisterung verursachen konnte. Alle die wurden von den Großen entweder nicht beachtet oder nach kurzer Zeit "von Hof gejagt". Selber Schuld, wenn sie jetzt wie Jonathan Green mit seinen Romanen um Ulysses Quicksilver die Leserwelt begeistern können.

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