Freitag, 28. August 2015

Buchreview "Der Sternenturm" W. R. Forstchen

William R. Forstchen. Es beginnt als abenteuerliche Idee - und wird zur größten Hoffnung der Menschheit! Mit einer 36.000 Kilometer hohen Säule ins Weltall wollen die Wissenschaftler Gary und Eva Morgan nicht nur die Besiedlung anderer Planeten ermöglichen, sondern auch die weltweite Energieknappheit und das Problem der globalen Erwärmung in den Griff bekommen.
Allen Hindernissen zum Trotz halten sie an ihrem Traum fest, bis das gewaltige Konstrukt auf einer Insel im Pazifik tatsächlich Gestalt annimmt. Doch einflussreiche Politiker und Erdölmagnaten schrecken vor nichts zurück, um das Projekt zu boykottieren. Immerhin droht es, die bestehende Wirtschaftsordnung aus den Angeln zu heben und die Macht auf der Erde völlig neu zu verteilen. 


Die Wissenschaftler Dr. Gary Morgan und dessen Ehefrau Dr. Eva Morgan haben einen Plan, der die Welt verändern wird. Sie lernten sich als Assistenten von Professor Erich Rothenberg und entwickelten einen Plan, wie man die Ressourcen auf der überbevölkerten Erde schonen könnte. Gemeinsam mit dem Professor machten sie sich nach Jahren daran, weitere Gelder für die NASA aus dem Budget des Staates zu erhalten. Doch bei den engstirnigen Senatoren erwies sich das als nicht gerade einfach. Die Rettung des Projekts kommt von Franklin Smith, einem Selfmade-Milliardär, der in ihr Vorhaben etliche Milliarden, fast sein gesamtes Vermögen, zu investieren gedachte. Der Bau stellt große Herausforderungen an alle. Es gibt Unfälle, Rückschläge, Krankheiten, die den Fortschritt verzögern. In der Wirtschaft herrscht große Skepsis, andere Nationen fürchten um ihre Pfründe. Es kommt sogar zu einem Anschlag mit Raketen auf den ersten Abschnitt ihres wegweisenden Projektes. Den wahren Schuldigen konnte man nicht ermitteln. Über Jahre hinweg zieht sich das Wagnis, doch immer mehr können sie die Welt von dem Nutzen und der Innovation ihres Baus überzeugen. Selbst die Tochter, die während dieser Jahre erwachsen wird und selbst ihren Doktortitel erhält, wird eingebunden und geht den Weg mit ihren Eltern und deren Unterstützern.

Ich fang mal mit dem an, was mich doch gestört hat. US-Onanie vom Feinsten. Lobeshymnen und Selbstbeweihräucherung ohne Unterlass. Und das von mir, der ich die America First-Actioner doch so sehr schätze. Aber wenn das Eigenlob der besten und einzig wahren Nation der Welt nicht durch etwas Action durchsetzt wird, ödet es doch irgendwann an. Das Drama nimmt schon von Beginn an seinen Lauf, wenn vor einem Ausschuss in einem Nebensatz quasi den Nationen wie China und Indien der "Schwarze Peter" (ist das politisch überhaupt noch korrekt?) zugeschoben wird, dass die Ressourcen der Welt abnehmen und die Zerstörung der Umwelt zunimmt. Davon, was die Spitzenkraft alles zerstört hat, ist keine Rede. Und dann die dereinst 16-jährige Tochter. Wie mutig und stolz sie einen Senator angeht und wie erfreut die Eltern und die Nation ob dieser Einlage sind. Leider sind derartige Phasen etliche vorhanden und so ganz nebenbei werden andere Nationen oder Andersdenkende als störende Hindernisse eingestuft. Einen hab ich noch: Die Klischees!! Böse Russen, fiese Nazis, überhebliche Senatoren und ach so viele Gutmenschen - nichts davon darf fehlen. Meine Güte, selbst die olle Enterprise muss herhalten. Dabei kann der Autor doch recht gut erzählen, wie er schon einige Male bewiesen hat, auch wenn er wie der in den Danksagungen genannte W.E.B. Griffin IV zu der Sorte gehört, die ihre einzigartige Nation als das Nonplusultra der gesamten Welt hinstellen. Rund zwei Drittel des Buches wird der Leser mit Fakten und Fiktionen zum Thema Forschung und Gedankenexperimenten versorgt. Sehr wichtig dabei ist, dass er - wenn auch mit der rosa US-Brille - auf die politischen und ökonomischen sowie ökologischen Aspekte einer solchen Herausforderung eingeht, auch wenn der Bau des Turms, die Vision, die dahintersteht, entschieden mehr Raum einnimmt. Aber es sollte ja auch kein wissenschaftlicher Exkurs sein, sondern ein Unterhaltungsroman, der ein Abenteuer sondergleichen skizziert. Und nachdem zwei Drittel der Geschichte erzählt sind, die internen Konflikte abgehakt wurden, zieht auch das Tempo an. Verschwörungen und Attentate kommen zu ihrem "Recht". Das Spannungslevel wird eindeutig erhöht. Zudem wird nach und nach der dramatische und emotionale Part hervorgehoben. Irgendwie passte ab hier alles viel besser zusammen, ging Hand in Hand und diente trotz mahnender Worte bezüglich sozialer und kultureller Entwicklungen vorzüglich der Unterhaltung mit einem gewissen Anreiz zum Nachdenken (US- und NASA-Hohelied mal weggelassen, ebenso die undifferenzierte Lobhudelei zum Kapitalismus ohne Staatskontrolle und diverse "Pathos-Attacken"). Insgesamt eine recht ordentliche Lektüre, in der zwar die propagierte und einseitige US-Heroisierung störend wirkt und man das erste und zweite Drittel vielleicht zu sehr hervorgehoben hat, die ihren Unterhaltungswert durchaus unter Beweis stellen konnte. Besonders dann, als es im letzten Drittel recht flott wird und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Mein Urteil über das gesamte Buch mit seinen 570 Seiten ist wegen dem etwas zähen Teil über zwei Drittel leicht zwiegespalten, aber man wird dann doch auf rund 200 Seiten für seine Geduld belohnt. Also nicht gleich aus der Hand legen, wenn man glaubt, das Buch käme nicht in die Gänge. Das tut es, man muss nur dran glauben und durchhalten.

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