Sonntag, 22. Mai 2016

Buchreview "Larry" A. Millard

Adam Millard. In den Jahren zwischen 1975 und 1978 terrorisierte Larry »Schweinegesicht« Travers das Camp Diamond Creek, wo er mehr als 100 notgeile, zugekiffte Teenager mit seiner Axt (die Machete hatte sich bereits ein Typ aus New Jersey gekrallt) zerstückelte und sich einen gewissen Ruf erarbeitete. Das Leben konnte für einen Psycho-Schlächter wie ihn nicht besser laufen. 1978 wurde er dann allerdings vom letzten weiblichen Opfer seiner jährlichen Tour reingelegt, gefangen genommen … und ein wenig in Brand gesetzt. Man hielt ihn für tot, Larry Travers verschwand, doch seine Legende lebte weiter. 2014: Larry lebt in den Wäldern bei seiner herrischen und etwas altmodischen Mutter. Er hat nun ein Alter erreicht, in dem er in Ruhe Bingo spielen oder Puzzles lösen könnte, ohne sich dafür schämen zu müssen. Doch der Drang zu töten kehrt zurück, und Larry glaubt, er hätte noch immer das Zeug zu einem gemeingefährlichen Psychopathen. Schweinegesicht ist zurück. Nur um einiges älter.

1978. Sommercamp. Ein Killer mit einer Schweinsmaske jagt und meuchelt Kids und Betreuer. Nur noch ein Mädel bleibt übrig - und sie zeigt dem Killer, wo es lang geht. Das Ende der Geschichte ist ein Killer, der angekokelt von der Bildfläche verschwindet. Sprung ins Jahr 2014. Eine Gruppe von  Jugendlichen, die sich untereinander durchaus auf die Schippe nehmen und manches davon auch so meinen, wie es gesagt wurde, machen sich auf den Weg ins Camp Diamond Creek. Als sie unterwegs an einem ziemlich heruntergekommenen Laden von Tankstelle und Tante Emma-Hinterwäldler-Schuppen halt machen, um Sprit nachzufüllen und vielleicht noch etwas zum Beißen zu holen - okay, der Wunsch vergeht ihnen dann recht schnell, als sie das Interieur des Ladens sehen -, werden sie vom Inhaber noch gewarnt, nicht in dieses verfluchte Camp zu fahren. Aber wer hört den schon auf alte Säcke? Also düst man weiter, erreicht das Camp, das aussieht, als wäre es nach einem Erdbeben nicht wieder eröffnet worden und richten sich langsam ein. Zu ihnen gesellt sich noch Jason, der sich als Betreuer vorstellt, der in einer Hütte in der Nähe wohnt und der der einzige Betreuer ist, wie er anmerkt. Abseits dieses Camps fristet ein Mann über 60 sein Dasein in einer verfallenen Hütte ohne jeglichen Komfort, ja gar ohne jeglichen Anschluss ans Stromnetz und Sanitäranlagen. Dafür aber unter der Fuchtel seine nahezu hundertjährigen Mutter. Er spürt das Alter in den Knochen, die Bewegungen werden langsamer, die Gelenke knacken. Aber er hat einen Drang in sich, der ihm wieder etwas Spaß verheißt: Er will unbedingt wieder töten. Die Axt nehmen und Teenager in einem Camp abschlachten. Larry, die Schweinsmaske ist wieder da. Und er macht sich auf zum fröhlichen Halali für Kids in Diamond Creek.

Jau, die fieseste Sau seit "Schweinchen Babe" - und auch die älteste. Adam Millard spielt fröhlich mit den Klischees des Slasherfilms, lässt alle Zutaten, die ein solches Werk braucht, in sein Buch einfließen. Von der Öko-Tusse bis zum Nerd, der typischen und grenzdebilen Superschnecke bis hin zu den Sportskanonen ohne Verstand - es kommen alle zu ihrer Ehre. Und ebenso munter bedient er sich der Rollennamen diverser Ikonen des gepflegten Metzelfilms wie auch den Realnamen einiger Darsteller. Als Namedropping schon ein Fest für Filmfreunde. Ein "Wiederlesen" mit all den Figuren, die einen damals auf Leinwand oder als Videothekenware erschrecken oder amüsieren konnten (kam halt immer auf den eigenen Alkoholspiegel an). Und so ganz nebenbei, irgendwie fast schon vorsichtig versteckt in die Story eingebettet, findet man dann kleine Seitenhiebe Richtung Akkordweltmeistern des Musikgeschäfts wie Oasis oder Status Quo oder schlicht die "Wertung" der 90-er Jahre. Da sitzt dann fast jeder Spruch, jeglicher Gag zündet und wenn man den einen oder anderen der zitierten Filme gesehen hat, kann man sich so bildlich die Situationen ausmalen, was den Witz der gesamten Story noch unterstützt. Aus den ersten Schmunzlern werden schnell Lacher - und zwar schon bevor Schweinefresse Larry mit der Axt als Gehhilfe loshumpelt. Es fehlt nichts - weder das "Final Girl" (den Film muss ich mir endlich mal anschauen) noch die kleinen Tittenshows der Mädels, wenn sie die Burschen etwas anheizen wollen. Die Kills sind kreativ, wenn auch schwierig zu bewerksstelligen für den ollen "Larry". Neben existenziellen Fragen wie: "Welchen Zweck erfüllt überhaupt Justin Bieber?" zieht Adam Millard das Genre derart durch den Kakao, dass selbst der sturste Bock irgendwann wird lachen müssen, bevor er dazu in den Keller flüchten kann. Larry, die alte Slasherwutz im Pensionsalter und mit Mamikomplex, ist eine wüste und wild-irre, saukomische Perle der nicht ernstzunehmenden Horrorunterhaltung, die eine Fortsetzung nach sich ziehen muss, auch wenn der Autor kurz meint, man wolle ihn mit der Forderung verarschen (Er hat übrigens schon nachgegeben und "Larry 2 - Das Squeequel" geschrieben - klar ein Fall für Voodoo-Press!!). "Larry" ist eine der seltenen Perlen, die man eigentlich nur mit einer 11 von 10 Punkten adeln kann. Selten so gelacht. Kurzum: Kaufen und fertig!!!

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