Montag, 26. September 2016

Buchreview "Teufelsgold" A. Eschbach

Andreas Eschbach. Im Mittelalter, nach dem Ende der Kreuzzüge, taucht er das erste mal auf: der Stein der Weisen, mit dem man Gold machen kann - gefährliches Gold, radioaktives Gold nämlich. Der Stein erscheint, als ein Alchemist Gott verflucht, und er zieht eine Spur der Verwüstung durch Europa. Die Deutschordensritter erklären es zu ihrer geheimen neuen Aufgabe, ihn zu finden und sicher zu verwahren. Für alle Ewigkeit. Doch in unserer Zeit kommen zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, dem wahren Geheimnis des Steins auf die Spur.

Hendrik Busske ist in Zürich, um dort ein Seminar für Anlageprodukte zu halten. Eigentlich ist es gar nicht sein Ding, so vor Menschen Vorträge zu halten. Sein Selbstbewusstsein ist nicht gerade ausgeprägt. Dann stößt er während dem Besuch in einem Antiquariat, wo er seinem Hobby gemäß nach Büchern für seine Sammlung sucht, auf ein Werk, das 1880 gedrcukt wurde. In ihm steht ein unheimlich interessanter Bericht um einen Alchimisten, der Blei zu Gold machen konnte. Busske will das Buch kaufen, doch der Verkäufer reißt es ihm beinahe panisch aus den Händen und steckt es in einen Umschlag, den er weiter hinten im Raum platziert. Unverkäuflich, heißt das. Doch Busske ist derart fasziniert, dass er noch länger im Laden herumdruckst und dann in einem unbeobachteten Moment das Objekt seiner Begierde gegen ein anderes Buch austauscht und sich dann aus dem Laden verabschiedet. Ladendiebstahl, sein erster in seinem gesamten Leben. Grenzüberschreitung. Aber wie das mit Diebesgut so ist - später wird es ihm selbst geklaut. Von einer reizenden Rothaarigen, mit der er seine Frau Miriam betrügt. Dennoch hat er Erfolg. Wohl auch, weil er das gesamte Buch kopiert hat und so der Schilderung des John Scoro folgen kann. Und er kann weiter im Ruhm stolzieren, bald gar fast in Geld baden. Doch so einfach macht es einem das Leben halt nicht. Immer wieder begegnen ihm Zeitgenossen, die das Buch an sich nehmen wollen, das er eigentlich gar nicht mehr hat. Und es sind nicht nur die Nachkommen der Deutschordensritter, die hinter ihm und seinem Wissen her sind. Völlig vergessen für ihn geht dabei fast seine Gattin Miriam, die ihn sein ganzes Erwachsenenleben hindurch unterstützt hat.

Eschbach goes Mystery. Ein echter Eschbach, weil er wieder hervorragend geschrieben ist und stilistisch meilenweit dem zuvor gelesenen Jeff Menapace voraus. Nur sein Thema ist diesmal etwas zu allgemein gehalten, gab es in der Form auch schon öfter. Der Blei-zu-Gold Hintergrund bekommt bald eine völlig andere Bedeutung, als man das aus den erwähnt schon früher aufgelegten Romanen denn auch kennt. Das macht dann wieder den positiven Anteil der Geschichte aus. Die Figuren sind abgesehen von Miriam eher keine zur Identifikation geeigneten. Busske ist erst eher eine Null (für seine Frau sicher eine liebenswerte), entwickelt sich dann aber zu einem besserwisserischen Raffke, der nicht genug kriegen kann und plötzlich an allen Menschen um ihn herum zweifelt. Spannung ist im Handlungsstrang des Werdegangs von Busske eher nicht angesagt. Man beobachtet eher seinen Aufstieg und der wird nur unterbrochen von Einschüben über die Vorgänge in der Vergangenheit, die dem Erz den Namen Teufelsgold verliehen. Ein bisschen Physik und Chemie beigemixt - nicht zu umständlich, damit es den Leser nicht einschläfert oder überfordert (Ein Glück, meine Themen waren das NIE!!), sodass man dem Werdegang und der Veränderung des Hendrik B. zwar interessiert folgt, aber sich bald fragt, wo hier der Thrill bleibt. Doch auch der kommt - und mit ihm bald die Fantasy. Und Fragen. Wie weit zu gehen ist man bereit? Ist alles Geld der Welt mehr wert als eine treue Liebe oder gute Freunde? Was ist mit der Unsterblichkeit? Oder gar der Vollkommenheit? Unsterblichkeit, kann ich für mich sagen, muss ich nicht haben. Unsterblich heißt nicht gesund. Dafür aber, dass man bei dem Mist, den all die Regierungen und Fanatiker aller Seiten hier veranstalten, später auch eben diesen miterleben muss. Auf Wirtschaftsflüchtlinge folgten die Kriegsflüchtlinge und auf die bald die Klimaflüchtlinge. Bedeutet, dass all diese Menschen sich auf den immer geringer werdenden vermeintlich sicheren Gebieten tummeln werden. Unterschiedlichste Menschen aller Rassen, jeglichen Glaubens und mit individuellen Ideen plus die Gierigen und Mächtigen, die über alles herrschen wollen. Da wird die Wutz abgehen. Es schafft ja nicht mal eine Schulklasse in ihrem kleinen Universum Ruhe zu halten. Das Leben jedes einzelnen Menschen wird scih verschlechtern, wenn sich nichts ändert. Und Vollkommenheit? Ja , sauber. Als Pluspunkt gäbe es keine Kriege mehr, keine Meinungsverschiedenheiten. ABER: immer mehr Menschen, die Platz brauchen. Denn vollkommen heißt auch unsterblich. Noch dazu: es gäbe nur noch Einheitsbrei, alles gleich. Eine Farbe, eine Meinung, eine Idee, ein Automodell, eine Art Film. Keine Diskussionen mehr. Mir würde es fehlen, dem Kollegen StS zu widersprechen, wenn er "Hard target 2" für nen Scheißfilm hält. Was würde unser nobelpreisverdächtiger Super-Cover-Illustrator Michael machen, wenn sie eh alle gleich aussehen würden? Was würde ich machen, wenn ich nicht mehr über seine Genialität lästern könnte? Ja, nur noch einen Buchverlag mit vollkommenen Werken. Nix mehr Festa, Voodoo-Press, Luzifer-Verlag oder Atlantis-Verlag. Die totale Gleichschaltung, ein Einheitsleben. Jeder sieht das Gleiche, jeder denkt das Gleiche (hätten sie ja gerne jetzt schon, unsere Politiker), jeder verdient das Gleiche (DAS wiederum versuchen heutzutage Wirtschaft und Politk zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser), jeder isst das Gleiche und jeder ist das Gleiche. Und das mit ewigem Leben? Auf Dauer unsere Kanzlerin? Nä. NEVER!! Dann lieber arm und bald tot - und viele schlechte Filme geguckt, die dem StS nicht gefallen. 510 Seiten, die am Ende genug Stoff zum Überdenken geben. Nicht sein bestes Buch, aber immer noch gut genug, um etliche Autoren davon träumen zu lassen, so etwas einmal im Leben zu Papier oder zumindest in die Tastatur zu bringen.

Keine Kommentare: