Montag, 14. November 2016

Buchreview "Kill shot - In die Enge getrieben" V. Flynn

Vince Flynn. Nachdem Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp die Drahtzieher der grausamen Lockerbie-Anschläge Schuss für Schuss außer Gefecht gesetzt hat, verschlägt ihn sein Feldzug gegen den Terror nach Paris. Dort gerät er in eine tödliche Falle. Neun Leichen, darunter die von Libyens Energieminister, werden in einem der besten Hotels der Stadt aufgefunden. Die Patronen scheinen aus Rapps Waffe abgefeuert worden zu sein. Die US-Regierung kappt sämtliche Verbindungen zu ihrem Topagenten, um einen internationalen diplomatischen Skandal zu vermeiden. Auf sich allein gestellt, in die Enge getrieben und verletzlich wie nie zuvor, läuft Mitch Rapp zur Höchstform auf, um die wahren Schuldigen zu finden.

Während sich Irene Kennedy in den USA bei Thomas Stansfield und Stan Hurley für die vielen Einsätze, der nicht leicht zu navigierenden Mitch Rapp und noch dazu mögliche amouröse Beziehungen auch noch dem hinzugezogenen Psychologen Lewis gegenüber rechtfertigen muss, ist das Objekt dieser Besprechung in Paris unterwegs, wo er einen Finanzier des Terrors ausschalten will. Nach den Erfahrungen hinsichtlich des Lockerbie-Attentats stecken die Libyer hinter diesem feigen Anschlag und landen somit auf Rapps Todesliste. Doch diesmal wird es nicht so einfach. Man kennt zwar sein Gesicht nicht, aber seine Vorgehensweise - und er hat sich im Laufe des letzten Jahres einen derartigen Ruf erworben, dass man alles daransetzt, ihn auszuschalten. Die verschiedensten Dienste und Terrororganisationen wollen seinen Kopf. So haben die sich einfach an alle möglichen Ziele des amerikanischen Kämpfers gehängt und überwachen diese. Das Glück, den Amerikaner auf frischer Tat zu ertappen, hat eine Gruppe Syrer. Während Rapp den Libyer erledigen will, stürmen vier Mann wild um sich ballernd in den Raum, wo der Terrorfinanzier nach einem Nümmerchen mit einer französischen Edelnutte noch einige Sekunden schläft, bevor er von Kugeln durchsiebt wird und nie mehr aufwacht. Die Prostituierte hat halt Pech. Das soll eigentlich auch Rapp haben, aber der nietet die Angreifer um und kann flüchten. Leider mit einer Kugel in der Schulter, die ihm der fünfte Mann - ein Nachzügler des Killerkommandos - verpasst. Flynn geht in Deckung und sucht Hilfe. Der letzte Syrer erstattet seinen Auftraggebern Bericht und die Polizei untersucht währenddessen den Tatort. In Amerika löst das Geschehen sofort Alarm aus. Nicht nur, dass man in diese Sache nicht hineingezogen werden will und glaubhaft mit Unwissenheit zu argumentieren gedenkt, muss Rapp aus dem Verkehr gezogen werden. Zudem ist man der Überzeugung, dass der Neue nun endgültig in seinem Hass ausgerastet ist und nur noch eine Gefahr für die Nation darstellt. Hurley setzt den Killer Victor auf Rapp an. Schnell ist dieser in Frankreich und bereitet alles für den finalen Konflikt zu seinen Bedingungen vor. Was die meisten Beteiligten nicht wissen, ist, dass es irgendwo einen Verräter gibt, der Rapp ebenfalls zum Abshcuss freigegeben hat.

Nach dem actionreichen und mit etlichen Kugeln gespickten Einstieg werden die verschiedenen Fronten aufgebaut. An den verschiedensten Orten bringen sich via Besprechungen oder Anordnungen Freunde, Kritiker und Feinde in Position, die Rapp entweder helfen oder ihn ausschalten wollen. Während dieser Phase tritt die Action in den Hintergrund und es kommt nur punktuell zu gewalttätigen Auseinandersetzung. Doch genau die verhindern, dass möglicherweise durch das Ränkespiel in den Hinterzimmern oder den Krawattnik-Etagen eine gewisse Zähigkeit im Lesefluss aufkommen könnte. Die Figuren selbst sind zumeist vernünftig skizziert, wobei Mitch Rapp hier durchaus noch als jugendlicher Draufgänger, der sich noch an gewissen Dingen erfreuen kann, passend zum Szenarion einer Vorgeschichte charkaterisiert wird. Der spätere, tief empfundene Ernst hat sich noch nicht durchgesetzt - nur sein Wille, die Feinde der USA zu töten. Sieht man Kennedy und Stansfield ab, die trotz ihres Status mehr im Hintergrund bleiben, werden außer bei Hurley recht schnell die Fronten geklärt, weisen die Handlungen und Beschreibungen dem Leser den klaren Weg, wer hier Verräter und wer loyal ist. Hurley hingegen ist mit seinen Aktionen, die er anleiert, ziemlich unklar zuzuordnen. Einige seiner Handlungsweisen passen auf den Ärger, den er mit Rapp schon im Vorgängerbuch hatte, andere scheinen dann doch etwas übers Ziel hinauszuschießen. Und dann ist da noch Victor, der Todfeind von Rapp. Endlich darf der seinen Hass auf Rapp ganz offiziell ausleben. Natürlich soll das mit dem Tod des Agenten enden. Dann sind da noch einige Franzosen, die ihr eigenes Spielchen treiben und all dem Chaos ist der verletzte Rapp, der sich zwar von Greta Hilfe leisten lässt, sie aber vor dem alles entscheidenden Showdown wegschickt. Das Finale ist dann zwar wieder pickepacke voll mit Action, aber leider etwas zu kurz geraten. Hier wäre mehr also wirklich auch mehr gewesen. Aber sonst gibt es nix zu jammern. Ein Rapp im 8,5/10-Modus ist immer noch um Längen besser als die gesammelten Schnarcher eines Dan Brown (Oder deren Verfilmungen mit Tom Hanks), die ja gerne überall mit 10/10 gehypt werden - aber nur medial, um den Umsatz zu steigern, der die teuren Rechte finanziert. Selbst ein Buch von Flynn, das nur ne Wertung von 4/10 erhalten würde, wäre dann noch besser als viele Werke der Konkurrenz. Jeder Flynn ist für Actionfreunde ein Gewinn.

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