Samstag, 5. November 2016

Buchreview "Project Weisser Jade" A. Lukeman

Alex Lukeman. Nick Carter, ehemaliger Aufklärungs-Marine, arbeitet für das PROJECT, eine geheime Einheit zur Bekämpfung des Terrorismus. Selena Connor ist eine Sprachwissenschaftlerin, die sich in einer gnadenlosen Welt der Politik und Spionage wiederfindet, nachdem ihr immens reicher Onkel wegen eines 2000 Jahre alten Buches, das das Geheimnis für ein Elixier enthalten soll, mit dem man unsterblich werden kann. Carter erhält den Auftrag, die Frau zu schützen und das Buch wiederzubeschaffen, bevor es Amerikas Feinde in die Hände bekommen. Das führt sie zu einer wilden und gefährlichen Jagd an internationalen Schauplätzen - immer gewaltbereite Kämpfer auf den Fersen.

Nach dem Mord an ihrem Onkel, einem Multi-Millionär mit Beziehungen zu höchsten Kreisen in Politik und Wirtschaft, muss auch Selena Connor um ihre Sicherheit bangen. Auf Regierungsebene entschließt man sich, den eher freischaffenden Agenten Nick Carter wieder aus seinem selbstgewählten Exil zu lotsen, in das er sich nach einigen haarigen Aufträgen, bei denen er schwere Verletzungen davongetragen hat und der auch noch den Tod seiner Verlobten Megan verdauen muss, zurückgezogen hat, um nie wieder für die Männer hinter der Organisation arbeiten zu müssen. Ein erstes Briefing kann ihn doch überzeugen und so wird er der Security-Mann der Professorin, die sich als erstaunlich jung, reich und gutaussehend entpuppt - und auch als Ziel für Angriffe. Als sie auf dem Highway unterwegs zu Connors Haus sind, werden sie von zwei Wagen eingebremst und dann beschossen. Mit einigen halsbrecherischen Manövern können sie die Angreifer erst abschütteln und später in einem hitzigen Showdown einige davon auch töten. Der Rest haut ab. Nun werden die Ermittlungen anhand der Erkenntnisse, die man durch Auswertung diverser Kameras, die am Highway aufgestellt waren, ausgewertet und einige Chinesen als Täter identifiziert. Deren Konsulat weiß selbstverständlich von nix. Weitere Spuren führen nach Kalifornien, wo die Familie der Connors noch ein altes Grundstück hat, auf dem sie durch Goldfunde beim Rush um 1850 rum ihren Reichtum begründet hat. Es existiert sogar noch eine alte, aufgelassene Mine. Vielleicht hat der Onkel ja dort Hinweise versteckt. Doch auch die Feinde wissen von dem Ort und setzen prompt ein Team auf die zwei Verfolgten an. Die können zwar auch dieser Falle entkommen, müssen dann aber feststellen, dass diverse Fährten und Belege sie zu internationalen Schauplätzen führen, die aber auch die Gefahr getötet zu werden, immer mehr erhöhen.

Anfangen tut "Project: Weisser Jade" recht konventionell. Reiches Mitglied der Gesellschaft wird getötet und die Geheimdienste und Politiker lassen alles stehen und liegen, um der natürlich wunderschönen, superreichen und unübertrefflich intelligenten Nichte zu helfen, den Fall zu klären. Der Sidekick Nick ist auch nicht der neueste Charakter im Genre. Ausgebrannt, mit nem Packen Drama aufm Buckel, aber gleich fasziniert von Connor. Klingt jetzt nicht gerade nach wirklich lesenswerter Kost - hatte ich mir auch erst so gedacht. Ändert sich bald. Das Tempo zieht an, die Verfolgungsjagd auf dem Highway hat es in sich. Kurz danach gibt es den meiner Meinung nach letzten Mangel in der Geschichte. Im (gescheiterten) Versuch, die Lady als ultracool und supertough dastehen zu lassen, darf Nick seinen Gedanken freien Lauf lassen und sie bewundern, dass sie inmitten von massenweise Patronenhülsen und Leichen nicht ausflippt und zetert, sondern zuerst an ihren lädierten Mercedes denkt. Cool und tough? Hat bei mir nicht funktioniert. Ich fand sie ne elitäre Kuh und menschenverachtend. Ach was, die paar Toten, aber der Lack von meinem Auto hat nen Kratzer. Nein, nicht cool. Das war es auch schon, denn jetzt steigert sich die Story in einen rasanten und gelungenen Mix aus Abenteuern Marke Schatzsuche, mit Ortswechseln und Rätseln, die an einige andere literarische Schnitzeljagden erinnern, die man aufgrund des Tempos und des Verzichts jetzt ausufernd rumzupalavern und sich selbst zu beweihräuchern vielen anderen vorziehen kann. Pausen gibt es nur bei kurzen Flashbacks von Nick hinsichtlich früherer Ereignisse und dem Ableben seiner früheren Verlobten Megan, sonst bleibt es bei Feuer frei. Und wer sich in der Inhaltsangabe schon am Wort "Unsterblichkeit" gestoßen und als Leser daher auch recht schnell wegen zu wenig Realitätsnähe das Buch aufgegeben hat, konnte zwar nicht ahnen, was er da verpasst, sollte aber daraus lernen, dass man die Bücher doch bis zum Finale lesen sollte, um sich ein Urteil bilden zu können. Wobei ich eh bei solchen Schnitzeljagden und Realität immer wieder verwundert bin, wie ein Dan Brown eine derartige Verehrung für seine Geschichten um Robert Langdon erfahren kann. Besonders die letzten beiden Werke von ihm waren üble Schnarcher (Wozu die Besetzung mit Tom Hanks für die Verfilmungen aber wiederum passt), bei denen nur ein bisschen Lokalkolorit und ein Reiseratgeber den Großteil der Werke ausgemacht hat und in einem sogar mal ein Mord von Langdon untern Tisch fallen lassen wird. Mag also sein, dass die Realität in den Büchern von Alex Lukeman gerade in Urlaub geschickt wurde, aber wenigstens bietet er sehr flotte Unterhaltung, die zwar das eine oder andere Klischee anbietet, aber auch mit kleineren Wendungen aufwarten kann. Zum Finale hin wird es dann furios, da geht es so richtig ab. Angriffe mit Apache-Hubschraubern auf militärische Ziele, die Welt nahe am Atomkrieg, Raketenabschüsse, Gegenmaßnahmen, Explosionen und wilde Schußgefechte geben sich ein Stelldichein. Dazu die schon erwähnten Fallen, Tücken, Lügen, Verräter und Maulwürde, der Zoff zwischen den Falken und Tauben im Kongress und der Berater des Präsidenten - und fertig ist ein rasanter und temporeicher Thriller, dem man kleinere Ausreißer leicht verzeihen kann. Erwähnt sein sollen noch der Kater, der hier eine nicht unmaßgebliche Rolle spielt und der eh schon von mir favorisierte Cover-Illustrator (Irgendwie "mein" Matthew Reilly der Cover-Art) Michael von und zu Schubert, der sich mit dieser Arbeit wieder selbst übertroffen hat. Nicht ganz einer dieser America First-Kracher, aber für den Freund wirklich passabler Action, die ohne überbordende Rechtfertigungsdialoge auskommt und einfach nur unterhalten will, ist "Project Weißer Jade" von Alex Lukeman aus dem Luzifer-Verlag eine Anschaffung wert. Diese ersten 315 Seiten gehören zu einer Reihe, die auch komplett veröffentlicht werden soll, wenn die Pläne so weit umsetzbar sind. Ich bin auf jeden Fall dabei.

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