Mittwoch, 7. Dezember 2016

Buchreview "Tribesmen" A. Cesare

Adam Cesare. Vor dreißig Jahren nahm Tito Bronze, ein zynischer Widerling, eine kleine Besetzung samt Filmcrew mit auf eine verlassene Insel. Sein Ziel: die Einheimischen abschlachten, Gedärme zerfetzen und mit dem blutdurchtränkten 80er Jahre Kannibalen-Wahn kräftig abkassieren. Aber die verärgerten Einwohner der Insel hatten anderes im Sinn. Und schon bald wurden auch hinter den Kulissen Gedärme zerfetzt. Während die Kamera weiterlief.

Tito Bronze, seines Zeichens Regisseur von günstig runtergekurbelten Action- und Horrorschinken, spricht beim Produzenten Roland Pressberg vor, um sein neuestes Werk finanziert zu bekommen. Man kennt sich und weiß nur zu gut, dass da draußen unendlich viele Trashfans ein weiteres Produkt aus der Billigschmiede kaum abwarten können. Also geht Pressberg auf Tito ein und finanziert ihm den Trip zu einer abgelegenen Insel. Die Crew ist klein, an Kosten wird überall gespart. Das stellen die Schauspieler auch schnell fest. Besonders Cynthia, die neu ist im Gefolge des Regisseurs, wirkt schnell ernüchtert. Zeilte werden aufgebaut, Equipment ausgepackt und schon ist Tito in seinem Element. Er hetzt Umberto, den "Star" des Schinkens, Jacques, den Drehbuchautor sowie Dennis, den Kameramann und Daria, die für die Maske zuständig ist, sofort an die Arbeit. Nach einigem Gezicke wird dann doch gedreht. Bald aber kommt es zum ersten Zwischenfall: Gerade mit Umberto, der neben seinem Stargehabe auch noch ein Suchtbolzen oberster Güte ist, wird der Vorfall zwar ätzend, aber verdammt nochmal so gut, dass die Kamera mitlaufen muss. Tito kennt da keine Gnade oder Grenzen. 

"Tribesmen" stürzt sich mit Wonne auf die ehedem angesagten Kannibalenfilme aus den 80-er Jahren, die besonders in den Filmateliers Italiens fast wie am Fließband produziert wurden. Der Aufbau des Buches könnte auch als Drehbuch für einen solchen Film herhalten. Blutiger Prolog irgendwo im Inselnirgendwo, Sprung zur Vorstellung der Charaktere, Reise und dann Action. Einige Anspielungen auf Fulci, aber fast schon direkt beim Namen genannt wird D'Amato, dem man ja auch wie Tito Bronze einige Pornos in die Film-Vita schreiben konnte. So ab der Hälfte, wenn die Figuren und ihre Stärken oder Schwächen abgefrühstückt sind, geht der Zinnober los. Fein unterteilt in sympathisch oder Arschloch, werden dann auch die Freunde der Blutgier bedient. Da wird dann schon mal ein Kopf entfernt, ein bisschen am Darm geknabbert oder mit der Machete um sich gehauen. Liest sich alles ganz nett und gibt der Novelle eine gewisse Würze und wer sich die Filmchen damals gönnte und vielleicht gar heute noch abfeiert, erkennt dann noch so einige Schmankerl, die ihn einst begeisterten. Doch bis dahin dauert es und was das Böse auf dem Inselchen betrifft, war ich irgendwie nicht ganz so zufrieden. Ich hätte gerne eine simple Urwaldjagd mit anschließender Fressorgie gehabt. Hier wird die Story dann doch etwas anders aufgetischt. Das macht das Buch beileibe nicht schlecht, aber ob meiner Erwartungshaltung dann auch nicht zum ultimativen Reißer für meine geschätzte 11/10-Bewertung. Aber ne 7/10 ist allemal drin, da ich die vielen Filme des Genres nicht nur gesichtet hab, sondern ihnen auch einen Platz in der Sammlung einräumte. Und dazu passt dann in großen Teilen auch das Buch. Mit seinen 140 Seiten ist das Buch schnell inhaliert. Na, und die Anspielungen auf mehrfach verwendetes Material für einen Film und andere kleine Tricksereien für die Low Budget-Filme sind eine feine Zugabe für diejenigen, die es interessiert.

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