Donnerstag, 23. Februar 2017

Buchreview "Insel der Supermenschen" K. Shamel

Kevin Shamel. Vier Studenten und ihr Anthropologie-Professor begeben sich auf die Reise zu einer einsamen Insel, um die eingeborene Bevölkerung zu studieren. Doch dort existiert keine gewöhnliche einheimische Kultur. Es sind Superhelden und Schurken in hautengen Kostümen und mit ausgefallenen Fähigkeiten wie Selbstdetonation, musikalisches Wimpernzwinkern, Mikrowellenhände und die Macht, durch geistige Kräfte Wale zu kontrollieren, Supertitten sowie der Kraft, alles in flauschige rosa Hasen zu verwandeln. Doch als böse Regierungstruppen die Insel bedrohen, müssen sich die Studenten und Superhelden zusammenraufen, um gegen sie anzutreten. Nur durch vereinte Kräfte können sie die totale Vernichtung abwehren. 

Kaum sind dieStudenten auf der Insel erfahren sie auch, was der Professor mit ihnen vor hat. Jedem wird ein Supermensch zugeteilt, den er beobachten soll. Während die Kollegen so richtige Helden mit Maske, Cape und Kräaften zugewiesen bekommen, soll sich Trent um einen Knirps kümmern, der abseits eigentlich nur Kreise in den Sand malt. Aufgrund dessen nennt er den Bengel, der absolut keine Begabung zuhaben scheint, schon gar keine Sprachbegabung, schlicht Kringel. Den scheint das nicht zu rühren, er malt einfach weiter seine Sandkreise. Während die Anderen sich über Sprechblasen verständigen können, erscheint bei dem Zwerg nada, niente, rien, nix halt. Bald müssen die Studenten sich einer neuen Herausforderung stellen. Nicht nur, dass sie neue Testobjekte an die Backe kriegen, nein, es gibt auf der Insel auch noch böse Supermenschen. Und da Trent der Glückspilz der Gruppe ist, bekommt er natürlich einen der Schlimmsten. Der Name Todes-Killer scheint Programm zu sein. Niemand, absolut niemand kann behaupten, dass Trent schlicht Angst gehabt hätte. Nein, Sir, Trent hatte Todes-Angst vor Todes-Killer, dem Supermenschen vom Berg. Nasse Buxen inbegriffen. Als wäre das nicht schon genug, treibt sich auch noch das Militär auf der Insel herum. In einem für Außenstehende verbotenen Areal. Aber gerade der kleine Kringel kennt einen Weg hinein und weist ihn Trent, der sich mittlerweile mit ihm verständigen kann und herausgefunden hat, dass auch der Bub über Super-Fähigkeiten verfügt. Und nachdem, was sie beim Militär vorfinden, werden sie die auch alle brauchen.

Mit Bizarro-Fiction hatte ich bisher so rein gar nix am Hut, aber "Insel der Supermenschen" hat sich als guter Genre-Erstling für mich herausgestellt. Bei den Neuankömmlingen stellt sich schnell heraus, dass sie die übliche Mischung verschiedener Charaktere sind, die auch nicht wirklich miteinander harmonieren. Da ist Natalie, die ihrem Professor nicht vom Arsch weicht, Trent, der vermeintlich ahnungslose Loser, Martin, der Hallodri sowie Jen, das Hascherl, das gerne jeder Kerl mal hascherln würde. Auf der Insel stellen sich beim Lesen bald die ersten Schmunzler ein ob der unterschiedlichsten Fähigkeiten der Insulaner. Putzig, wenn waffenstarrende Soldaten zu rosa Plüschhäschen verwandelt werden. Hier kommt das Grinsen ins Lesergesicht, wenn Kevin Shamel all die üblichen und bekannten Versatzstücke einer Geschichte über Eingeborene auf ihrer abgelegenen Insel humorvoll überdreht zelebriert, um sie dann gnadenlos zu zerpflücken. Mit dem Duo Trent/Kringel menschelt es sogar ganz dicke. Eine Story wie "Men of war" mit Dolph Lundgren, nur dass die Inselmenschen eben Super-Insel-Menschen sind. Und wie es sich bei einem Trip von Militär auf eine Insel, die vielversprechend für Experimente scheint, nunmal so verhält, gibt es auch bald Radau. Und der ist nicht von schlechten Eltern. Als das Geheimnis der Invasoren auffliegt, die ganz Verschwörung und der Missbrauch zutage tritt, gibt es einen finalen Kampf, der es in sich hat. Da fliegen die Fetzen und die Brocken, dass es eine wahre Pracht ist und das Buch braucht sich vor keinem Gewaltschinken aus dem Horrorbereich zu verstecken. Der Epilog erzählt dann wieder mit Witz, dass nicht alle der ehemaligen Verbündeten nach dem Gemetzel ihr Glück gemacht haben - aber das kommt davon, wenn man sich Walen gegenber trotzig verhält. Ich war skeptisch, musste aber wenigstens mal eine dieser Bizarro-Stories lesen -und hab gewonnen. Ja, ich kann tatsächlich lesen. Falls es bei Voodoo-Press noch einige Restexmplare gibt, sollte man sich ruhig mal eines davon gönnen. Mehr sind nicht nötig,lasst noch was für die anderen Leser übrig. Mit knapp über 200 Seiten, flottem Tempo, rasantem Finale, blutigem Gemetzel und ethnischen Tupfern ein Werk, das Spaß macht und keine Sekunde langweilt. Paradise in distress mit ausgefeiltem Wortwitz.

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