Mittwoch, 1. März 2017

Buchreview "Demon - Sumpf der Toten" D. Preston + L. Child

Douglas Preston + Lincoln Child. In der Kleinstadt Exmouth an der Küste von Massachusetts soll Special Agent Pendergast den Raub einer wertvollen Weinsammlung aufklären. Im Weinkeller stößt er auf eine frisch zugemauerte Nische. Hinter der Wand finden sich Ketten und ein menschlicher Fingerknochen. Offenbar wurde hier jemand lebendig eingemauert. Die Einbrecher haben das Skelett herausgeholt und die Mauer wieder geschlossen – der Weinraub war anscheinend reine Ablenkung. Schnell muss Pendergast lernen, dass Exmouth eine dunkle Vergangenheit hat. Das Skelett ist nur der erste Hinweis auf ungesühnte Verfehlungen. 

Pendergast und sein Mündel Constance Greene sind ohne Auftrag in Exmouth, Massachusetts. Doch dann wird der geniale Ermittler von einem Mann, der sich Lake nennt und sich als Künstler bezeichnet. Aus dem formbaren Stein in der näheren Umgebung des Ortes meißelt er Skulpturen. Was ihm jedoch entschieden wichtige ist, ist seine umfangreiche Weinsammlung. Und die wurde gestohlen. Nun möchte er den berühmten Detektiv anheuern, diese zu finden. Zuerst lehnt Pendergast fast schon empört ob dieser Frage bei einem so primitiven Fall weit unter seiner Würde. Doch als Lake ihm erzählt, dass die Einbrecher eine Kiste voller Flaschen eines edlen Tropfens, der so gut wie nicht mehr zu bekommen ist, sagt er zu. Bedingung: er darf sich aus dem Karton eine Flasche seiner Wahl aussuchen. Als er dann den Keller begutachtet, entdeckt er Spuren, die darauf hin deuten, dass sich hinter einer der Mauern ein weiterer Raum befindet. Und prompt stellt sich das als wahr heraus. Zudem findet er dort einen Fingerknochen und Spuren, dass hier ein Mann angekettet war. Jetzt erwacht auch das echte Kriminalisteninteresse von Pendergast und er macht sich zusammen mit Constance an die Arbeit. Und ganz nebenbei legt er sich mit dem Sheriff an, der sich als fauler und ignoranter Sturkopf herausstellt, den man noch nicht einmal die Straßen fegen lassen sollte. Der Deputy Gavin ist da zugänglicher. Und der unterstützt ihn auch bei der Suche nach dem Grund, warum man ein seit ewigen Zeiten eingemauertes Skelett bergen wollte und dabei kostbare Weine von beträchtlichem Wert einfach zerstört. Ein simpler Einbruch war das nicht. Immer tiefer arbeitet sich der FBI-Mann in die Geschichte des Ortes ein, nimmt dessen Vergangenheit regelrecht auseinander und muss bald feststellen, dass an der Küste Neu-Englands so einige Verbrechen mit ihren Opfern begraben wurden. Es ist ihm ein Bedürfnis, diese wieder ans Tageslicht zu zerren. Was ihn und Constance selbstverständlich in große Gefahr bringt.

Für mich hat das Buch gleich mit einem Wermutstropfen begonnen: Constance Greene ist dabei und spielt eine größere Rolle. Und es dauert auch nicht lange, bis sie auf Autorenwunsch mit ihren negativen Charakterzügen aufwarten darf. Eingebildet, elitär und überheblich - und obwohl sie es versteht, mit einem PC umzugehen, stellt sie sich in anderen Dingen erstaunlich unwissend an. Was natürlich nur die Schuld der anderen Menschen ist. Davon abgesehen bekommt man einen netten und simplen Fall kredenzt, der wie vom Autoren-Duo gewohnt bald Ausmaße annimmt, die der Leser nicht erwartet hat. Oder vielleicht doch, weil der Kniff mittlerweile Routine geworden ist? Der Verdächtigen gibt es viele, Dorfdeppen, Gauner und Griesgrame noch mehr und bald geschehen einige Morde. Und wieder wird man mit einer bewährten Zutat konfrontiert: in seiner Meditiations-Trance weichet sein Geist von ihm zur traurigen Vergangenheit des Städtchens. Und schon ist der Fall so gut wie gelöst. Eigentlich nur ein recht schlichter Kriminalfall, der so originell gar nicht ist und dessen Auflösung auch kein großer Bringer. Zischendurch verzettelt der Agent sich noch in einer privaten Situation, die ich irgendwie schon länger erwartet hab und die meines Erachtens völlig überflüssig ist, vermutlich aber noch über einige weitere Bände hinaus in die jeweilige Handlung eingeflochten wird. Und nach ungefähr drei Vierteln des Buches kippt die Handlung plötzlich derart, dass man a) glaubt, die Autoren hätten noch etwas anfügen müssen, um wenigstens auf eine angemessene Seitenzahl zu kommen und b) zu vermuten beginnt, dass sich die Werke aus dem hiesigen Festa-Verlag schon bis zum Autoren-Duo herumgesprochen haben. Denn völlig unerwartet hält der blutige Horror einzug in die Story. Da wird schon mal ausgeweidet oder aus der Bauchhöhle Happahappa gemacht. Und irgendwie zerstört der Teil auch die New England-Atmosphäre, die beste Zeiten aus den Hammer-Studios erinnerte, die Nebelschwaden, die Düsternis, feuchte Moore und dunkle Gestalten. Dunkel bleibt es, aber nun mit dunkelrot versetzt. Passt absolut nicht zum vorhergehenden Teil. Hexen und Salem, Piraten und kostbare Weine, Monster, Dämonen und sinistre Kulte, Krimi und Horror. Das ist der neue Roman um den FBI-Mann mit dem speziellen Charisma, bei dem liebgewonnene Figuren weiterhin fehlen und unsympathische größere Auftritte bekommen. Und gleichzeitig ein doppelter Cliffhanger serviert wird. Wobei der eine auch schon wieder derart oft genutzt wurde, dass er keine Spannung mehr verspricht. Früher haben diese Stilmittel beim Autoren-Duo noch die gewünschte Wirkung erzielt, aber das ist vorbei. Ich bin derzeit eher ein Fan der Gideon Crew-Romane, weil die doch etwas von der Norm der Pendergast-Thriller und der jeweiligen Solo-Romane der beiden Herren abweichen und auch noch verhältnismäßig neu sind. Also "Demon" ist Mittelmaß. Keine Überraschungen mehr, keine wirklich spannenden Elemente mehr. Anscheiend ist den Herren bekannt - schon länger bekannt -, dass über eine Pendergast-TV-Serie nachgedacht wird und schreiben mittlerweile auch nur noch nach "Formel TV"

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