Samstag, 29. April 2017

Buchreview "Bestechung" J. Grisham

John Grisham. Die Anwältin Lacy Stoltz ermittelt in einem Korruoptionsfall von nie da gewesenem Ausmaß. Ein Richter soll ber Jahre hinweg Bestechungsgelder in schwindelerregender Höhe kassiert haben. Woher stammt dieses schmutzige geld? Lacy Stoltz recherchiert und kommt Machenschaften auf die Spur, die sie das Leben kosten könnten.

In den Staaten gibt es eine unterbesetzte und unterfinanzierte Behörde namens BJC, die gegen korrupte Staatsbedienstete wie Richter Ermittlungen anstellt. Eines Tages werden sie von einem ehemaligen Anwalt, später Verräter äh Informant für die Polizei auf illegale Aktivitäten im Umfeld eines Spielcasinos auf Reservatsgebiet in Florida aufmerksam gemacht. Der eigentliche Whistleblower hat sich über einen Mittelsmann an den Ex-Knacki gewendet, um selbst im Hintergrund zu bleiben. Auch der Mittelsmann und der Kontaktmann wollen bei den Behörden lieber nicht in Erscheinung treten. Also muss sich Lacy mit ihrem Partner Hatch an ungewöhnlichen Orten treffen, die eine gewisse Verschwiegenheit garantieren können. Was sie dabei erfahren, ist Organized Crime in Reinkultur auf dem Gebiet der Indianer. Und da für die Reservate eigene Gesetze gelten, wid es schwierig, dort zu ermitteln. Doch auch die Gegenseite schläft nicht und die Reaktion ist gewalttätig und tödlich für einen der Mitarbeiter. Jetzt wird mit Nachdruck ermittelt und man erhält sogar Hilfe von einer Seite, die man nicht erwartet hat.

Was gibt es groß zu sagen. Ein weiterer Fließband-Grisham, der mit seinen früheren echten Thrillern wenig zu tun hat. Immerhin bezeichnet es der veröffentlichende Verlag nur noch als Roman und das ist gut so. Die Inhaltsangaben und abgedruckten Zitate verheißen dann aber doch wieder Spannungsliteratur im Thriller-Milieu. Wenn Publishers Weekly Worte wie "hochbrisant" und "meisterhafter Erzähler" raushaut, ist das doch etwas sehr übertrieben. Im Umfeld eines Reservates lassen sich seit jeher gute Geschäfte machen. Die Indianer dürfen ihr Gebiet selbst verwalten und auch ihre eigene Polizei aufstellen. Nur in allerschwersten Fällen darf sich das FBI einmischen, lokale Behörden haben keine Berechtigung dazu, ebenso ergeht es der Steuerbehörde. Im Gegensatz zu früher geht es den Indianern gut, obwohl diese Regeln auch Risiken bergen, auf die der Autor kurz eingeht und ein Problem anspricht, das sicher nicht einfach ist, aber unter die Gesetze des Reservats fällt. Überhaupt erweist er sich oft in Nebensätzen als Vertreter und Beschwörer der erzwungenen political correctness oder rigoroser Gesundheitspolitik und anderer Eingriffe ins Leben der Menschen in den USA. Dinge, die auch hier immer mehr propagiert werden und zu hanebüchenen Entscheidungen in der Politik führen. Zu behaupten, dass die Story Schwung hätte, wäre geprahlt. Es wird zwar immer wieder mit der einen oder anderen Formulierung versucht, an der Spannungsschraube zu drehen, aber richtig zünden will das nicht. Da gilt auch für den feigen Anschlag auf die Ermittler. So bleiben erschöpfende, wenn auch sehr simpel formulierte Erläuterungen zu den Reservaten, die es über ganz Amerika verteilt gibt und die Figuren, die im Hintergrund die Strippen ziehen. Gut und weniger gut sind sauber voneinander getrennt, die Neugier des Lesers beschränkt sich auf die Identität des Informanten. Und hier kommt dann eine in meine Augen infame Praxis an den Tag. Mit dem netten Wörtchen Whistleblower bezeichnete Verräter erhalten per Gesetz gar eine finanzielle Belohnung für ihre Aktionen. Wie man auch schon beim Ankauf von Steuer-CDs lesen konnte, wird hier eine kriminelle Handlung belohnt. Datendiebstahl, Betriebsspionage, im weiteren Sinne sogar Stalking von Privatpersonen durch Privatpersonen. Verbrechenslegalisierung per Gesetz. Gewollt von der Politik. Der Rechtsstaat wird von seinen Vertretern ausgehebelt. Solche Ergebnisse sollten eigentlich durch Ermittler im Staatsdienst kommen, Doch das wurde leider durch das Drehen an der Kostenschraube zur Unmöglichkeit verdammt. Einmal sind zu wenig Polizei oder andere Institutionen derart gut besetzt, dass sie ihre Arbeit korrekt erledigen könnten und zum Zweiten auch zu schlecht ausgerüstet. Hätte alles Geld gekostet. Da nimmt man es lieber in Kauf, dass zwielichtige Subjekte die Drecksarbeit machen und dafür belohnt werden. Nicht, dass die Behörden da Kapazitäten frei hätten, um Wohnungseinbrüche oder Ladendiebstähle zu bearbeiten. Da lässt man die Täter gewähren und bürdet dem Bürger die sogenannte Eigenverantwortung auf - und stärkt nebenbei die eh immer zahlungsunwillige Versicherungsbranche. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das Ende ist dann eigentlich nur noch eine Aufzählung der Vorgänge wie man seinen Einkaufszettel aufschreibt. Seichtes Mittelmaß, einfach verständlich für die Massen produziert und verfasst. Ohne große Überraschungen und wenig Spannung. Nur bei den Informationen über die Reservate wurden schon vorhandene Erkenntnisse und bestehendes Wissen punktuell ergänzt. Ein Reißer waren die 450 Seiten nicht. Wer beim Lesen einfach nur Entspannung sucht und die Handlung flach haben will wie die Charaktere, fühlt sich hier aber Zuhause. Grisham wie gewohnt zum Schnellkonsum. Der Erfolg gibt ihm ja recht.

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