Sonntag, 30. April 2017

Buchreview "Theo Boone und der unsichtbare Zeuge" J.Grisham

John Grisham. Theo Boone, Anwaltssohn mit ausgeprägtem Sinn für Recht und Gerechtigkeit, löst die schwierigsten Fälle – und er ist erst dreizehn! Als in seinem Heimatstädtchen Strattenburg, Louisiana, ein aufsehenerregendes Verbrechen geschieht, ist Theo wie elektrisiert – nun endlich kann er aus nächster Nähe einen großen Prozess verfolgen. Es scheint das perfekte Verbrechen zu sein, und schnell zeichnet sich ab, dass der Angeklagte seiner gerechten Strafe entkommen wird. Doch niemand hat mit Theo gerechnet.

Theo ist als Sohn von Anwälten auch selbst an der Rechtssprechung der USA interessiert und verfolgt alles, was er finden kann, um diesem Thema näher zu kommen. In seiner Heimatstadt Strattenburg kennt man den Schüler durchaus schon als "Rechtsberater" seiner Schulkollegen und hilfsberreiten Menschen, der auch im Obdachlosenheim Nachhilfeunterricht gibt. Einer dieser jungs dort, dessen Mutter sich um eine Aufenthaltsgenehmigung in den USA bemüht und immerzu arbeitet, kommt mit einem Problem zu ihm. Der Fall um die Ermordung einer Frau hat schon Schlagzeilen gemacht. Verdächtig ist der Gatte der Toten. Nach seiner version war er zur Tatzeit auf dem Golfplatz, doch hier kommt Theo mit dem Jungen aus dem Center ins spiel. Es gibt angeblich einen Zeugen und der Junge kennt ihn wohl, verrät aber seine Identität vorerst nicht. Zumindest hat er etwas gesehen, das entscheidend für den Prozess sein kann. Nun wird es zu einer Hängeparty für Theo. Der Zeuge ist illegal im Land und will nichts mit der Polizei oder Behörden zu tun haben. Also auch keine offizielle Aussage vor Gericht machen.

Der junge Protagonist von Grishams Gnaden ist ein Anwerber auf den Heiligenschein - zu gut, um wahr zu sein. Nett, hilfsbereit, superschlau und gehorsam. Dazu extrem interessiert an Gerichtsverfahren, weil er selbst Anwalt werden will. Auch seine Charakterisierung ist oberfläch, aber gegen die der Nebenfiguren dennoch ausgeprägt. Denn die sind einfach nur da, um Theo als Stichwortgeber zu dienen. Aber auch die Figur des Boone-Buben ist zweckgemäß im Roman eingebaut. Als Jugendromancier will der Schöpfer so vieler mittelmäßiger Thriller für Erwachsene nun den heranwachsenden der Nation von Superhelden das Rechtssystem näherbringen. Mal abgesehen davon, dass wohl nur solche Leser seine Bücher in Händen halten werden, die des Lesens auch mächtig sind (Die USA wollen ja überall führend sein und bei mangelnder Bildung der Bürger haben sie auch dieses Ziel erreicht.), war ich gespannt, wie er die verzwickten Ausgangslagen und Fallstricke im US-System formuliert. Tja, er hält sich merklich zurück, vereinfacht hier noch mehr als in seinen Büchern für Erwachsene (man lasse einmal seine wenigen Klassiker aus der Anfangszeit außen vor, die seinen Ruhm begründeten) und entwickelt keine überrmäßg komplizierten Fälle. Für die Zielgruppe eine gute Entscheidung. Als etwas älterer Leser sollte man das berücksichtigen, wenn man eine Story um Theo Boone angeht, von dem es mittlerweile sechs Abenteuer im Gerichtssaal gibt. So ist das rund 270 Seiten lange Werk schnell und leicht zu konsumieren, hat den einen oder anderen Spannungseffekt und erinnert irgendwie an einen Tom Sawyer der Moderne. Clever und eigenen Wege gehend, manchmal etwas Besserwisserei ausstrahlend, die den Erziehungsberechtigten gefälligst verborgen zu bleiben haben. Kleiner Happen für die Zugfahrt zur Arbeit für Erwachsene oder zum Referieren für Schüler, wie Alex ja schon bewiesen hat.                         

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