Dienstag, 2. Mai 2017

Buchreview "Das Snuffhaus" E. Lee

Edward Lee.
Sie haben alles gefilmt. 
Der Journalist Melvin glaubt kein Wort über das sogenannte Snuff-Haus. Doch die Gräuel, die vor 30 Jahren in diesem Haus geschahen, haben ihre Narben hinterlassen. Seither suchen ruhelose Seelen die Gemäuer heim. Das Haus aus "Das Schwein" - 30 Jahre später.

Melvin, 33 Jahre, unberührt, naiv und Mitarbeiter bei einer Zeitung. Er wird in den Norden des Bundesstaates New York geschickt, um eine Reportage über ein altes Mafiahaus bei Pennellville zu schreiben. Von Daddy finanziert, der seinen scheuen Sohn gerne unterstützt, damit der wenigstens etwas zu tun hat und er ihn los ist, geht die Reise an den Start. Was Melvin nicht ahnte, war die Sache, dass er seine Stiefmutter mitnehmen musste, da Daddy auf einer Tagung außerhalb als Redner auftreten sollte und dies einige Tage dauern würde. Da konnte er neben dem Loser-Sohn auch den heißen Feger, den er trotz Ehevertrages für eine gemütsschlichte Goldgräberin hielt, nicht gebrauchen. Melvin hingegen sabberte schon aus allen Ecken alleine bei dem Gedanken. Und die Reise wird in der Hinsicht für Melvin ein voller Erfolg und nebenbei gab es auch noch ein Intermezzo mit der dürren, versifften Hinterwäldlerin Squirrely, bei dem er aber jeden Versuch vorzeitig beendete. Doch was er dann mit seiner Stiefmutter, einer Biker-Gang und dem dürren Mädchen noch erleben muss, wäre ihm in seinen kühnsten Träumen nicht eingefallen.

Diese Novelle von Edward Lee bietet durchaus das, was man sich von einem Extrem-Titel dieses Autors erwartet. Einige Szenarien, die sicher nicht in jedem gut geführten Restaurant mit fünf Sternen als Appetizer angeboten werden, das ist schon mal klar. Aber im Vergleich zu "Das Schwein" fehlt eine Menge, um dessen Qualität zu erreichen. Es mag an den nicht sonderlich kruden Ideen liegen, die der Autor dem Leser hier auftischt. Oder am Leser selbst, der nach den bisherigen Outputs von Edward Lee - man erinnere sich an den killenden Wasserkopf "Bighead", der zwar blöd wie Stroh ist, aber das Hinterland seiner Heimat ideenreich unsicher macht und dabei selbst blutigste Löcher fickt - möglicherweise etwas übersättigt ist oder einfach immer noch mehr erwartet. So jedenfalls können die knapp 200 Seiten nicht an den Vorgänger heranreichen. Der Stil ist gewohnt einfach und leicht zu lesen, höchstens für seinen oben schon erwähnten "Bighead" etwas zu komplex😁. Ansonsten dürfte jeder der Story leicht folgen können. Einige Perversitäten werden zwar geboten, aber insgesamt konnte mich das hier nicht wirklich begeistern. Nett, aber es fehlte der letzte Kick, der Humor war auch nicht unbedingt der Brüller und selbst ein kleiner Alienkniff als Wiederholung wäre hier besser gewesen als sein "gar kein Kniff" und geschnetzelt wurde hier auch kaum. Ein mittelmäßiges Buch aus dem Portfolio des Autors der sexuellen Schrecken und der Wald- und Wiesenblutsäufer. Kann ja mal passieren. Man zeige mir einen Autor, der bei einem solchen Schreibdrang ausschließlich Topbücher abliefert.

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