Donnerstag, 25. Mai 2017

Buchreview "London Stalker" O. Harris

Oliver Harris. Nick Belseys dritter Fall. Ein packender, raffinierter Thriller über die Obsession und Abgründe hinter Londons glamouröser Welt der Reichen und Schönen, und ein draufgängerischer Ermittler, der unter seinen Fans bereits Kultstatus erlangt hat.

Nick Belsey ist vom Dienst suspendiert und muss mit einigem Ärger rechnen. Um dem aus dem Weg zu gehen, hat er seine Wohnung sausen lassen und hast jetzt wie ein Obdachloser in einem zugemachten Polizeirevier. Amber Knight ist Londons größtes It-Girl und lebt das glamouröse Leben eines Pop- und Filmstars. Als eines Tages eine ältere Frau bei Belsey anklopft und ihn bittet, ihren Sohn aufzuspüren, der seit Tagen verschwunden ist, findet Belsey Hinweise darauf, dass er Amber Knight gestalkt hat. Belsey schmuggelt sich als Security-Mann in Amber Knights Leben ein und gerät, als eine Bekannte von Amber tot aufgefunden wird, selbst unter Mordverdacht. Während er versucht, seine eigene Haut zu retten sowie den wahren Täter und den Vermissten zu finden, stößt Belsey hinter Reichtum, Glanz und Glamour auf Verzweiflung, Obsession und eine mysteriöse Organisation, die davon zu profitieren scheint.

Völlig verändert hat sich Belsey zwar nicht, aber in diesem Buch kommt er entschieden massenkompatibler rüber als in den beiden Vorgängern. Er hat zwar weiterhin seine Macken, ist aber mittlerweile gegen "Brant" von Ken Bruen doch ein Chorknabe geworden. Er ist dem Mütterchen gegenüber ja schon fast warmherzig. Zynisch und egositisch bleibt er natürlich dennoch, will er ja ob einiger seiner Missetaten den liebsten Menschen retten, der ihm je unterkam - sich selbst. Der Stil von Oliver Harris passt da schon recht gut, ist aber auch meilenweit vom kernigen, aber sparsamen Bruen entfernt. "London Stalker" hat mehr von einem puren Krimi mit akribischen Ermittlungen zu tun als man erwarten würde und ehrlich gesagt, hätte mich der Informationshappen auf der Umschlagrückseite (Siehe erster Abschnitt oben) absolut nicht zum Kauf gereizt. Da konnten mich nur die Aktivitäten des Bullen in den beiden früheren Romanen zum Kauf bewegen. Sicher bekommt der Leser wieder einen Einblick in die Machenschaften hinter den Kulissen, wenn sich die Cops und auch ihre Vorgesetzten bereichern, Bestechungsgelder abkassieren, Drogen für eigene Zwecke missbrauchen oder in Hinterzimmern Deals abschließen, von denen der Steuerzahler niemals etwas erfahren darf. Aber die häppchenweise zelebrierte Aufdeckung, was denn nun mit der Jugend-Ikone Amber wirklich geschieht, wie sie tickt und weiso in ihrem Umfeld, das nur von ihrem Ruhm und Geld lebt und wie die Regenbogenpresse soviel wie möglich so schnell wie möglich davon profitieren will, ist normales Thrillerwerk. Gut, aber nicht mehr so faszinierend wie zuvor. Hie und da ne Wendung, eine Auflösung, die man zwar nicht erwartet hatte, die aber auch nicht vom Hocker reißt. Dazu ein Ende, das einen weiteren Roman erwarten lässt, der dann hoffentlich NICHT einen völlig geläuterten Belsey zum Protagonisten macht. Für eine Verfilmung aber wäre "London Stalker" geeignet: die Hauptfigur bekommt sympathische Züge verpasst und die Bösen sind allesamt viel schlimmer als der Held der Geschichte. Dazu der Glamour. Passt schon. Und einen kleinen Gag hat sich der Autor auch einfallen lassen. Er lässt seinen Helden als Surfer auf Pornoseiten dastehen und ihn etliche Seiten später den Namen Ronald Jeremy für einem Bluff benutzen. So begeistert wie beim Erstling bin ich nicht mehr, kann das Buch aber dennoch über viele der sonstigen Veröffentlichungen im Genre heben. War jetzt vielleicht auch Pech, dass ich kurz zuvor nen Bruen gelesen hab.

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