Sonntag, 21. Mai 2017

Buchreview, Trailer "Brant" K. Bruen

Ken Bruen. Er hatte schon seit Tagen kein Koks mehr auftreiben können, musste sich also anderweitig behelfen. Kaufte eine flasche wodka und sechs Dosen Red Bull. Das Kokain des einfachen Mannes. Langsam tat sich etwas, seine Nerven fingen an zu summen, während aus den Lautsprechern Iron Maiden tönte. Voll aufgedreht. Dann plötzich die Idee: Einen Bullen umbringen! Wie Oprah wohl sagen würde, ging ihm ein licht auf wie eine Glühbirne. Nein ... Halt, warte mal ... Lieber gleich eine Bullenmeute umbringen. Und falls sie ihn erwischten? Dann gäbe es Angebote von Verlagen, von Sky News, von TV-Produzenten ... 

Brant hat einen Termin beim Psycho-Doc wegen seiner Aggressionen und entledigt sich dieses lästigen Störfaktors auf seine Art. Chief Inspector Roberts wird am Todestag seiner Frau vom Chef zusammengefaltet und PC Falls war durch die Prüfung gerasselt - und das obwohl ihr Brant in seiner gewohnten Art brüsk mitgeteilt hatte, dass sie eine schwarze Tussi nie durchfallen lassen würden. Pech, dass noch ne Asiatin da war. Und Porter Nash muss sich als Homo ständig gegenüber den ach so knallharten Kollegen beweisen - und wird trotzdem immer wieder als lahme Schwuchtel abgekanzelt. Als dann die Morde anfangen, Roberts den Tod der Gattin zu Hause mit Dauersuff betrauert, wird Nash als sein Vertreter ernannt. Dann beginnt die Mordserie an Polizisten und die Truppe hält so gut es eben geht zusammen, alle haben das gleiche Ziel - den Drecksack aus dem Verkehr zu ziehen.Doch so einfach macht der es ihnen nicht, obwohl er vor seinen Morden tatsächlich einen Pressefritzen anruft und fragt, wieviel Bullen er umnieten soll. Er ist nicht leicht zu fassen, auch weil Informanten plötzlich verschwinden oder sterben. Zwischendurch muss auch mal ein Nachtschwärmer dran glauben, die Vorgehensweise wird geändert, ein Hammer kommt ins Spiel - und bald auch ganz nah am Killer Brant.

Kurz, knackig, wortkarg und weit von jeglicher political correctness entfernt ist "Brant" eine weitere Meisterleistung von Ken Bruen, die ja dann auch zu Filmehren und mit Jason Statham als Brant ins Kino kam. In Deutschland wurde dem Film ein größerer Kinoauftritt verweigert und mit dem Titel "Blitz" schnell die Heimkinos versorgt. Wer schon einen der Romane von Ken Bruen zu seinem rauen Gesellen Brant gelesen hat und dazu auch den Film gesehen, dürfte direkt auf den Einfall gekommen sein, dass die Szene mit den Autodieben eine reine Statham-Idee war und nicht wirklich mit dem Buch in Verbindung stand. Kann ich so jetzt bestätigen. Doch ansonsten passt da recht viel zusammen. Sogar der kurze Anfall von Menschlichkeit Porter Nash gegenüber, den Brant selbstverständlich im nüchternen Zustand niemals offen zugeben würde, denn er erweist sich doch die meiste Zeit als zynischer Sauhund. Wer ihm im Weg ist oder ihn - seiner Meinung nach - reizt, muss büßen. So wie der Psycho-Doc, der ihn genervt hat. Und bei der Gelegenheit hat er gleich noch einem Rivalen eine mit auf den Weg gegeben. Der knappe Stil mit seinen originellen Ideen und viel schwarzem Humor lässt den Leser mit etlichen Schmunzlern durch reisen und sich wünschen, dass es nicht schon nach rund 250 Seiten zu Ende wäre. Wo Brant schon eine Marke für sich ist, haben auch die anderen Charaktere einiges an Tiefe zu bieten, obwohl man das von einem Krimi dieser Art nicht so erwartet hätte. Da steckt mehr drin als in den Wälzern mit etwas 1000 Seiten eines Stephen King (und natürlich etlichen anderen Autoren), der sich dann doch zu sehr verschwallt. Ganz klare Leseempfehlung mit einem Ende, das all Jene, die den Film nicht gesehen haben möglicherweise etwas überraschen dürfte. Hardboiled vom Feinsten. Ich hoffe, der Polar-Verlag lässt uns auch an weiteren Fällen des bemerkenswerten Bullen Brant teilnehmen.

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