Sonntag, 25. Juni 2017

Buchreview "Theo Boone und der große Betrug" J. Grisham

John Grisham. Theo Boone, jüngster Anwalt aller Zeiten, riskiert alles für die Gerechtigkeit . Diesmal steht er vor einer ganz neuen Herausforderung: Er muss sich auf die Aufnahmeprüfung für die Highschool vorbereiten. Eine Riesensache, die ihm schlaflose Nächte bereitet. Denn die Tests gelten als unberechenbar. Und als ob das noch nicht genug wäre, erzählt ihm seine beste Freundin April von einem ungeheuerlichen Skandal - ein groß angelegter Betrugsfall, in den offenbar auch Theos Lehrer verwickelt sind. Da ist Theo Boones Spürsinn gefragt, denn natürlich will er der Wahrheit ans Licht bringen.

Für die Schüler der Schulen in Strattenburg stehen die Aufnahmetest für die Highschool an. Auf Anweisung der Regierung des Bundesstaates erfolgt anhand der Ergebnisse die Aufteilung der Schüler in sogenannten Begabtenklassen, die Mittelschicht und in die Förderklassen. Ebenfalls Bemerkenswert ist, dass besonders erfolgreiche Lehrer einen Bonus erhalten. Die Schüler stehen also ganz schön unter Druck und Theo nach seinem Befinden erst recht, weil er für diese Tests einfach kein Händchen hat. Als dann die Ergebnisse eintrudeln, hat er die erhoffte Begabtengruppe um einen Prozentpunkt verpasst. Seine Freundin April hat ein ähnliches Ergebnis und sie wollte doch so gerne zur Elite der Künstler gehören und an der Highschool die Kunstkurse belegen. Und dann kommt gerade sie mit einem Gerücht nach Hörensagen und Spekulationen um die Ecke, dass an einer bestimmten Schule, die in einem benachteiligten Viertel liegt, die Lehrer geschummelt hätten, damit ihre Schüler besser abschneiden. Da sie ihr Ziel nicht erreicht hat, will sie das bei der Behörde anprangern. Theo rät ab,sie macht es doch. Und bringt einen gewaltigen Stein ins Rollen. Ganz nebenbei hat er auf den rund 250 Seiten seinem Onkel Ike beizustehen, der im Suff Auto gefahren ist, einem Schulkollegen zu helfen, dessen Vater ein saufender Prügler ist und einen Koi fressenden Otter zu verteidigen.

Eigentlich alles wie immer - nur weniger spannend und einem Fall, der gerade in der Auflösung lächerlich wirkt. Ach ja, der Cliffhanger am Ende von Band 5 wurde NICHT weitergeführt oder aufgelöst - zumindest vorerst nicht. Und viele der Figuren kommen hier nicht gut weg. April, die sich hier wirklich aufführt, als wäre sie völlig zu Recht die Außenseiterin der Schule und sich darin suhlt, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen, entwickelt sich zur egoistischen Kämpferin für das Recht - für ihr eigenes. Sonst hätte sie auf den Rat von Theo gehört und ihre Gerüchte nicht per Brief an die Schulbehörde geschickt. Danach krieg sie aber Bammel und heult sich bei Theo aus.Theo bleibt natürlich der stahlende Träger des amerikanischen Heiligenscheins Grisham'scher Prägung und steht für alle ein, an denen ihm was liegt und auch für andere Personen, denen Unrecht getan wurde. So isser halt, der Schulbub Marke John Grisham. Wenigstens hat der Autor auch hin und wieder einige Marotteneingeflochten, die bei einem Dreizehnjährigen auch passen. So weit, so gut. Der Fall könnte brisant sein, die Auflösung wirkt eher lau. Ich kenne das US-Rechtssystem nicht, aber so wie die Verhandlung hier abgeschlossen wird, ist das Urteil eher eine Farce. Neben diesem zwar brisanten, aberr eher unspektakuläten und wenig spannenden Fall hat der Autor wieder auf seine bewährten Zutaten zurückgegeriffen - man könnte auch sagen auf seine Satzbausteine. Wie Gewohnheitstiere ohne Abwechslung gehen sie immer wieder in die selben Restaurants, essen das Gleiche, fragen nach Sohnemanns Essensgeld und so weiter. Auch in jedem Buch ist ein Fall fürs Tiergericht und ein Hilfeersuchen durch einen Schüler. Bloß nicht vom gewohnten Pfad abbiegen, man könnte ja Risiken eingehen. Tja, so schreibt er auch für die erwachsene Klientel. Da waren den meisten Leser (und oft sogar Zuschauern bei den vereinfachten Strukturen der Filme) alle Bücher von "Die Firma" über "Die Jury" bis hin zu "Die Akte" und "Der Klient" zu komplex, zu lang oder zu schwierig zu lesen (auch bei hiesigen Lesern wohlgemerkt, nicht nur in seiner Heimat), also hat er sich auf Berichterstattung mit Lokalkolorit verlegt und der jeweils veröffentlichende Verlag täuscht im Klappentext einen fulminanten Thriller vor oder lässt es von anderen Autoren erledigen, die gerne für einen kleinen Obulus durch den Autor oder den Erstverlag wahre Jubelarien über etliche neue Bücher verbreiten, die sie nie gelesen haben, wobei es natürlich Auslegungssache ist, was man unter "fulminant" und "Thriller" versteht. Anders gesagt, seit er gemerkt hat, dass man mit schlichten und wenig anstrengenden Mitteln noch mehr zahlende Kunden bei weniger Aufwand generieren kann, ist er mit Schwung bei der Sache.Und dann sind da ja noch die leicht zu führenden Kiddies, denen er seine allseits an die Massenhysterie der Moralpredigten um Gesundheit, Globale Erwärmung oder Political Correctness Meinungen indoktrinieren kann. So erzieht man sich später leicht zu führende Bürger. Die folgenden Staatenlenker - gerade Marke Clinton - werden es ihm danken.

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