Sonntag, 16. Juli 2017

Buchreview "Ice limit" D. Preston & L. Child

Douglas Preston & Lincoln Child. Bei einer Expedition in die Antarktis ging vor sechs Jahren ein riesiger Meteorit über Bord. Noch immer liegt er dort in eisiger See auf dem Meeresgrund. Doch das Objekt hat sich inzwischen als Alien-Lebensform entpuppt, als Samenkapsel, aus der ein riesenhaftes Gewächs mit Fangarmen geworden ist. Offenbar hat es eine Invasion der Erde im Sinn. Um das zu verhindern, startet eine Expedition an die Eisgrenze. An Bord des hypermodernen Forschungsschiffes "Batavia" ist auch Agent gideo Crew. Als Nuklearexperte soll er die Vernichtung des Aliens mit einer unterseeischen Atombombe überwachen. Ein hochriskanter Plan.

Eli Glinn, der mit der Rolvaag einige Jahre zuvor nach dem Fund eines Meteoriten ein Desaster erlebte und nur knapp davon kam, was 108 andere Menschen nicht von sich behaupten konnten, will eine Expedition in die Gegend, in der alles passierte, auf die Beine stellen. Dazu holt er dann auch Gideon Crew. Nachdem sich Wissenschaftler und Mannschaft eingefunden haben, wird noch etas an den Gerätschaften trainiert und los geht die Reise, die rund 32 Tage dauern soll - einfache Strecke. Man lernt sich kennen, in manchen Fällen besser als geglaubt. Vor Ort angekommen bereitet man vier Tauchboote vor, denen man die Vornamen der Mitglieder der Beatles, einer Band aus grauen Vorzeiten gegeben hat, um sich das aus dem Meteoriten entstandene Gebilde anzuschauen. Es ist furchterregend, wie es da so im Wasser tief unter der Oberfläche liegt und seine Fangarme im Wasser schleifen lässt. Plötzlich entsteht ein Sog und eines der Boote wird immer näher an dieses Ding gezogen. Als sich dann noch so etwas wie ein Mund öffnet, ist das Grauen nahezu komplett. Doch damit ist erst der schlimmste Moment eröffnet: Alex, mit der sich Gideon angefreundet hatte und die in einem der Boote sitzt, wird mitsamt ihres Gefährts in den Mund gezogen und dort zerquetscht als sich dieser schließt. Bald wird den Menschen an Bord der "Batavia" klar, dass sie dieses Wesen, das da entstanden ist, unbedingt vernichten müssen, um den Planeten zu retten.

Das Autoren-Duo ist ja sehr umtriebig, was ihre Arbeiten angeht. Beide schreiben auch nur unter dem jeweils eigenen Namen Romane, sie hatten neben der Pendergast-Reihe auch einige Werke verfasst, die ohne Pendergast auskamen und nur einzelne Abenteuer mit einem Schluss ohne Fortsetzungscharakter auskamen. Bis auf "Ice ship" - da waren nicht alle Handlungsstränge so abgeschlossen, dass eine Fortsetzung nicht möglich gewesen wäre. Nun - laut Autoren auf Betreiben der Leserschaft - wird die Geschichte weiter erzählt. Leider sind seitdem schon einige Jahre vergangen und sie haben in der Zwischenzeit eine Menge Bücher veröffentlicht. Lässt man Pendergast aus (der sich eher innerhalb seiner Reihe schon etwas abgenutzt hat), wirken die Romane mittlerweile nach Schema F erstellt. Oder auch von Co-Autoren in einem Großraumbüro nach Vorgaben verfasst, was aber nur reine Spekulation ist, da diese Unsitte immer weiter um sich greift. Jedenfalls bewirkt dieses Schreiben nach Zahlen, dass sich eine gewisse Langeweile einstellt. Die Figuren um die Helden herum haben irgendwie immer die gleichen Charakterzüge wie in den Vorgängerromanen die Statisten auch. Da es hier schon an Abwechslung mangelt, kann der Leser auch nicht von Vorbereitungen zur Expedition, Stänkereien untereinander, kleineren Nebenschauplätzen und aus der Lethargie erlöst werden. Alles wirkt mittlerweile banal und schlaff, einen Spannungsbogen sucht man lange vergebens. Erst ab Mitte des Buches mit seinen rund 390 Seiten kommt etwas Drive in die Story, doch hält das auch nur an, weil der Leser - zumindest ich - nun wissen will, was da auf dem Meeresgrund lauert und mit einer Atombombe vernichtet werden muss. Und im letzten Viertel wird dann alles reingeklotzt, was man so von den Herren kennt. Meuterei an Bord, seltsame Wesen, die die Besatzung töten wollen und ein Protagonist, der die Welt retten muss, so lässt man es krachen. Und leider ein verflucht kitschiges Ende, das erahnen oder vermuten lässt, dass in einem weiteren Band um Gideon Crew endgültig auuf Schnulze gesetzt wird. Die kleine Anspielung auf Michael Crichton konnte da auch nicht viel retten. Nett gemeint, aber überflüssig. Was mich angeht, herrscht seit längerer Zeit im Schreibimperium der Herren die Langeweile vor. Man kopiert erfolgreiche Ideen und macht sich nicht die Mühe, etwas Neues zu kreieren. Klingt fast wie Hollywood derzeit.

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