Mittwoch, 5. Juli 2017

Buchreview "Watch_Dogs - Aus den Schatten" J. Shirley

John Shirley. In Somalia verlor der ehemalige Soldat Mick Wolfe beinahe sein Leben und sein Ansehen. Als Spezialist für Drohneneinsätze wurde er Zeuge eines spektakulären Bankraubs, der von ein paar offensichtlich völlig skrupellosen Offizieren durchgezogen wurde. Zurück im zivilen Leben versucht Mick nun, seinen Namen reinzuwaschen. Dabei gerät er allerdings ins Visier der Blume Corporation. Der zwielichtige, vielarmigen Konzern steht hinter der Entwicklung des ctOS – ein ausgeklügeltes Netzwerk aus Überwachungskameras, das ganz Chicago kontrolliert. Im einsamen Kampf gegen einen mächtigen und zu allem entschlossenen Gegner begibt sich Mick in die brandgefährliche Chicagoer Unterwelt. Dort versucht er, seine Ehre wieder herzustellen und sein Leben zu retten. Sein Ziel ist Aiden Pearce. Der legendäre Hacker hat schon so einigen Gangstern in der Stadt das Handwerk gelegt.

Um sein Ziel zu erreichen, hat es Mick geschafft, ein Treffen mit dem Freund seines verstorbenen Vaters zu vereinbaren. Doch als ihm nach dem Auftauchen von Pearce ein verdächtiger Van auffällt, weiß Mick, dass sie in eine Falle getappt sind. Er kann Pearce gerade noch rechtzeitig warnen und somit vor den Kugeln eines Heckenschützen bewahren. Nun ist sich Pearce aber nicht mehr so ganz sicher, was es mit Mick auf sich hat. Gehört er am Ende dennoch zu den vielen Faktionen, die den Hacker zur Strecke bringen wollen. Mit Unterstützung eines seiner Helfer aus den Massen der Obdachlosen der reichen Stadt Chicago kann er immer wieder deren neues Überwachungssystem ctOS überlisten und dann auch eruieren, dass Mick keine Schuld an dem Vorkommnis hat. gemeinsam nehmen sie nun den Kampf gegen die Killer, die Konzerne, die Regierung und die Unterwelt auf. Selbst mit den Gangs in den Vierteln, die der Stadtrat mithilfe seiner Schergen und Überwachungssystemen plattmachen und für eine neue, saubere und vor allem reiche Klientel wieder aufbauen will. Doch nicht alle sind Feinde von Pearce und Wolfe. Da warten auch einige positive Überraschungen auf die Kämpfer für einen sozialen Frieden.

Wie gewohnt kenne ich das Spiel selbstverständlich nicht. Dafür ist mir der Autor als Songwriter für diverse Bands bekannt, deren Themen sich oft im phantastischen Umfeld oder gar Horrorbereich bewegen. Als Beispiel sei da "The curse of the hidden mirror" von Blue Öyster Cult genannt, für die er viele Texte fabriziert hatt. Nicht verwunderlich daher, dass er einen Flugzeugträger USS Don Roeser nennt. Was nun "Watch_Dogs" angeht ist das Buch mit dem Bereich der Phantastik so sehr weit gar nicht mehr entfernt von der Realität. Und mit den Schlagworten Terror und Sicherheit weiten die Regierungen ihre Kompetenzen zur Überwachung der gesamten Bevölkerung, also der großen Masse der Unschuldigen, die sich an Gesetze halten und keinen Ärger verursachen, immer weiter aus. Grundrechte oder auch nur die Unschuldsvermutung werden hier völlig außer Kraft gesetzt. Und wen wundert es, wenn das skrupellose Kriminelle aller Couleur und in höchsten Nachtpositionen all diese neuen schönen Spielzeuge nur rein für ihre eigenen Zwecke nutzen. Machterhalt, Machterweiterung, Bereicherung, totale Kontrolle und dem Ausmerzen oder schlichten Verunglimpfen von Gegnern oder einfach nur einer Opposition mit einer anderen Meinung und dem endgültigen Stummschalten kritischer Stimmen. Da macht sich Paranoia schnell breit. Und unter dem Schlagwort "Astrosurfing" wird dann die öffentliche Meinung und Wahrnehmung in Wort, Schrift und Bild gezielt gesteuert. Auch hierzulande nicht zu übersehen. Bei Gewalttaten und Bewaffnung von linken Terroristen werden nur die Worte Kritiker und Aktivisten genannt, wird gegen die Unterbesetzung der Polizei oder "Silvesterstreiche im Tausend" an Frauen protestiert, sind das sofort Wutbürger, Rechte Gewaltäter oder Nazis. Sorry, für mich sind das nur zwei Seiten der gleiche Mordbubenmedaille - wieso werden die nicht gleich behandelt? Gesteuert? Könnte man vielleicht etwas entdecken, das möglichst geheim bleiben soll? Ja, so einige heiße Eisen werden da schon angefasst. Mal abwarten, wann sie damit an die Öffentlichkeit gehen, dass ihre Flugzeuge gar  nicht so sicher sind, wie sie immer behaupten und man sich locker in die zumeist genutzten Autopiloten hacken kann und die Maschine übernehmen kann. Und schwuppdiwupp tralala kann die Mühle gen Boden gehen oder Richtung Kernkraftwerk, Staudamm oder den nächsten Skyscraper. Vielleicht die Börse oder die Wall Street, da sag ich nur Nevada-Tests. Man hat schon Firmen im Regierungsauftrag gegründet, die sich endlich mit dieser Problematik befassen - und bei der Gelegenheit auch das Problem bei den neuen und wunderbar sicheren selbstfahrenden Autos lösen sollen. All dies ist im Hintergrund der Geschichte zu finden, die ansonsten ein dicker Actionfisch ist, der auch die Themen Freundschaft und Verrat behandelt. Das Ganze ist wirklich faszinierend und rasant in Szenen gesetzt, wirkt stellenweise wie modernisierte Versionen der Mafia-Killer- Kracher, die ich früher so gerne gelesen hab. Knüppelhart, gnadenlos und hier und da auch saubrutal. Nur das Regal mit den coolen Sprüchen hätte aufgefüllt werden müssen, daran haperte es leider etwas. Aber das ist Mosern auf hohem Niveau. Verfolgungsjagden, Hinterhalte, Raketen, bewaffnete Drohnen, Explosionen und Schießereien en masse, die Zahl der Feinde ist Legion, die der feindlichen Gruppierungen wie der Club, die Blume Corporation oder der General kaum weniger. Fesselnder Reißer, der jeden aus dem Stall der Actionfans verzücken sollte - auch wenn er wie ich das Spiel nicht kennt. Für die werden 345 Seiten reinsten Spaßes geboten. Klare Empfehlung.

Keine Kommentare: