Sonntag, 27. August 2017

Buchreview "Heiß" G. Schilddorfer

Gerd Schilddorfer. Ein alter, weiser Künstler im Hindukusch, grausam ermordet. Eine schöne Archäologin, niedergestochen in Alexandria. Ein Berliner Nachtwächter mit durchgeschnittener Kehle. Der Abenteurer und Pilot John Finch kehrt nach Ägypten zurck und gerät in ein mörderisches Komplott. Die Spuren führen nach Nordafrika, zu einem sagenumwobenen Grab in der Sahara, seit Jahrhunderten bewacht von Skorpionen, dessen Geheimnis so kostbar ist, dass Menschenleben wenig zählen.

Nachdem im Prolog ein Mann 1965 in Mauretanien in einem großen Grab bei der Suche nach etwas Besonderem sein Leben lassen muss, wechselt die Szenerie nach Berlin. Dort wird ein Radler auf dem Weg nach Hause von einem Auto überfahren und zur Sicherheit schneidet man ihm noch die Kehle durch. Mit dem Schlüssel, den man ihm abnimmt, und einem Trick verschaffen sich drei Figuren Zugang zu einer Fabrikationsanlage, um dort etwas aus einem speziellen Versteck zu entwenden. Und dann kommt John Finch auf die glorreiche Idee, seine Tränke in Brasilien zu verlassen und sich auf den Weg nach Ägypten zu machen. Das erweist sich als Fehler, weil er dann sofort in eine Sache hineingezogen wird, die sich als äußerst gefährlich erweist. In Pakistan, im Grenzgebiet zu Afghanistan, wird ein alter Mann aus einer kleinen Volksgruppe, die nur in diesem rauen Bergland Anerkennung findet, brutal ermordet. Auf den Fall wird ein Polizist namens Salam angesetzt. Es ist wie ein Stich ins Wespennest. Plötzlich spielen Geheimdienste und Politiker mit, er verliert seine Familie und muss raus aus dem Land. Das ist dann der Job von Finch. In Berlin wiederum wird der Polizist Kommissar Thomas Calis mit dem Mord betraut. Seine Spuren führen in dann durch Deutschland zu Typen, mit denen er nicht wirklich rechnete. 

"Heiß" hat bei mir ein gewichtiges Problem gehabt, für das weder der Autor noch die Handlung viel Können - es kam direkt nach einem Matthew Reilly in Bestform auf die Leseliste. Nach dieser Highspeed-Lektüre konnte jedes Folgebuch also nur verlieren. 

Der Protagonist John Finch durfte ja schon in "Falsch" ein Abenteuer erleben und somit war mir auch einigermaßen bekannt, wie das Buch aufgebaut sein würde. Ein Mix aus Geschehnissen in der Vergangenheit, der sich über Jahrhunderte zieht, trifft dann auf Aktivitäten in der Gegenwart - und mittendrin John Finch. Viele Zeitlinien, viele Orte, noch mehr Personen, die in alles verstrickt sind und den Leser erst einmal schön durch diese Menge an Aktionen geschleift und selbstverfreilich auch noch im Dunkeln gelassen, wie der ganze Kladderadatsch zusammengehört. Fein, Spannung ist somit schon mal ordentlich aufgebaut und man fragt sich dann schon, was Ereignisse in Paragonien um 1314 nun mit einem Mord in Berlin zu tun haben könnten. Nachdem Finch für den Job angeheuert wurde, den er zu erledigen hat, bleibt er einige Zeit außen vor und Kommissar Calis wird zu einer zentralen Figur mit seinen Ermittlungen und für mich auch gleichzeitig zu DEM Sympathieträger der ganzen Geschichte - naja, nach dem Papagei vielleicht. Calis sorgt hier durchaus für einigen Humor, Anspielungen wie "Wowi" bleiben nicht aus und seine unerwünschte Medienpräsenz ist auch eine Grundlage für den einen oder anderen Witz. Finchs Papagei dagegen gibt dann die übliche Litanei an Flüchen von sich. Lockert auf, hält den Leser in der Geschichte, wenn es mal zu unübersichtlich zu werden drohte mit den vielen Handlungssträngen. Keine Frage, Spannung und Action, Humor und auch Information paaren sich in diesem Abenteuer mit den ausgefeilten Charakteren, Blicken in die Geschichte und Dunkelmännern im Hintergrund in jeder Epoche. Sobald man sich dann in diese Story eingelesen hat und wenigstens die ersten Zusammenhänge zumindest erahnt, wird die Sache fesselnder und mitreissender. Der Schluss aber wirkt dann irgendwie abgehackt, als wolle man sich noch etwas aufsparen für das folgende Abenteuer - und zumindest zwei werden es wohl noch werden. Für einen Abenteuerroman mit vielen Puzzleteilen aus deutscher Feder ist auch "Heiß" recht gut gelungen und mit Sicherheit interessanter und schwungvoller gestaltet, mit einem sympathischeren Protagonisten ausgestattet als das Zeugs von Dan Brown, das ja überall trotz vieler Fehler und immer schwächer werdenen Werken so bejubelt wird. 

Keine Kommentare: