Samstag, 16. September 2017

Buchreview "Die Brut 2 - Die Zeit läuft" E. Boone

Spoilerwarnung!!!!! Wer Buch eins noch nicht gelesen hat und es aber tun will, lese hier bitte nicht weiter. Augen zu und weg.


Ezekiel Boone. +++ Fleischfressende Spinnen haben Los Angeles, Oslo, Delhi und Rio de Janeiro befallen. +++ Millionen von Menschen sind weltweit gestorben. +++ Da gibt die Wissenschaftlerin Melanie Guyer Entwarnung. Die Spinnen sterben, die Plage scheint überstanden. +++ In Japan wird ein Kokon gefunden, der Spinneneier gigantischen Ausmaßes enthält. +++ In Los Angeles verlassenen Überlebende die Quarantänezone mit Waffengewalt. Weltweit müssen die Regierungen einsehen: Der Ausnahmezustand kann nicht aufgehoben werden. +++ Jetzt muss die Präsidentin der USA mit einer schrecklichen Nachricht an die Presse: Jeder ist auf sich alleine gestellt. +++

 Win, reicher Zögling noch reicherer Eltern und dennoch einigermaßen auf dem Teppich geblieben, war seit Wochen alleine auf Tour in den Bergen. Dann hat er die Schnauze voll und hätte gerne wieder etwas Zivilisation um sich. So fährt er in eine Kleinstadt und wundert sich, dass die aussieht, als wäre sie das zerstörte Ergebnis einer kriegerischen Auseinandersetzung. Häuser zerstört, Autos kreuz und quer über den Straßen und keine Menschenseele zu sehen. Doch in einer Grillbar scheint der Teufel zum Tanz gerufen zu haben, so ist da die Hölle los. Bis er sie betritt, denn dann herrscht Totenstille. Seltsam. Dann beginnen die Bewohner Fragen zu stellen und eine lautet:"Hast du Spinnen gesehen?". Als Win mit "ine" antwortet, ist ruckzuck die Rübe von ner fetten Ladung Schrot zerstäubt. In Los Angeles wird das Staples Center, das voll ist mit Kokons, in die Atmosphäre gesprengt, während auf dem Universitätsgelände Abertausende Menschen kaserniert sind. Darunter einer dieser Prediger-Laberer, die den Leuten das Geld aus den Taschen ziehen wollen und sein Berater Macer. Sie sind keine brutalen Despoten - zumindest nicht nach außen hin. Sie "erlegen" ihre Beute mit Gelaber und effektvollen Auftritten. In Maryland forscht Melanie weiterhin nach einem Mittel gegen die Viecher. Die Präsidentin wechselt zwischen Zoff mit dem Militär und Quickies mit Manny, dem Berater. In Desperation, Kalifornien, wird den Überlebenden im Bunker bald alles zu öde, doch was tun? Selbst ebenfalls auf niederem Niveau nach Mitteln suchen, das mistige Viehzeug auszulöschen. Auch im Rest der Welt überlegt man sich neue Strategien gegen die Spinnen. Berlin lässt die Außenbezirke den Spinnen in die Netze fallen, sichert stattdessen nur das Leben vermeintlich wichtiger und nützlicher Bürger. China hat sich selbst bis zur Hälfte in eine atomare Hölle bombardiert, aus anderen Bereichen der Welt hört man gar nichts mehr. Und plötzlich, wie auf Signal, hören die Angriffe gut organisiert überall gleichzeitig auf.Was soll die Scheiße jetzt? 

Das Buch wirkt auf mich wie ein Übergang zu etwas Größerem, das die Leser noch zu erwarten hat. Hoffe ich jedenfalls, da ich auch schon einige Trilogien gelesen hab ("Die 5. Welle"), bei denen die Handlungen nach dem ersten Teil entweder abstrus waren oder frei verkäufliche Schlafmittel. Wir werden sehen. Von einigen Szenarien abgesehen (Win zu Beginn, Los Angeles mit den Stadien) passiert nicht wirklich viel verglichen mit dem Erstling. Es werden sehr kurz - nicht einmal eine Seite in Anspruch nehmend - Kapitel aus anderern Kontinenten oder Ländern eingestreut, ein paar neue Figuren dürfen vorbeischauen und sich dann den Spinnen "ergeben", aber die großen Kämpfe mit den Spinnen gibt es nicht. Dafür werden die Protagonisten,die sich im ersten Buch herauskristallisiert haben, mit mehr Aufmerksamkeit bedacht wie z. B. die Debatten der Präsidentin mit ihren Militärberatern, die loslegen wollen wie die Chinesen. Sie aber will keine Bürger aufgeben. Nicht so. Ja, das Buch ist dialoglastig, ABER immer wieder eingestreute kleine Blicke rüber zur Vielbeiner-Armee bringen dann doch Spannung in den Laden. Vieles von dem, was dort geschieht, ist für die Menschen mehr als nur mysteriös und nach den bisherigen Erlebnissen macht sich wieder Todesangst breit. Und daher bastelt sich Ezekiel Boone zum Ende hin steigernd eine neue Form der Bedrohung der bisher Überlebenden, deren Aussehen noch keiner Erahnen kann. Daher ist "Die Zeit läuft ab" schon etwas subtilerer Horror mit einem geringeren Ekelanteil (nicht dass er ganz verschwindet) und einigen Einblicken ins Gemüt der bedrohten Menschen, die sich selbstverständlich auch gegen Gangster und Plünderer wehren müssen. Dazu etwas Emotion um Tier (nein, nicht die Spinnen) und Kind in einem eher als Grusel angelegten Sequel, in dem die Stadt Los Angeles aber einmal beschrieben wird, als wäre sie das Kaff aus "Mörderspinnen" mit William Shatner zum Ende hin. Den größten Teil der Spannung macht der Cliffhanger am Schluss aus, der auf eine finale Auseinandersetzung mit richtig Krawall und einer riesigen Folge-Invasion der Angreifer mit den vielen Beinen schließen lässt, die mit einer neuen Taktik daherzukommen scheinen. Das Buch war brauchbar, aber wirklich nicht mehr als der Aufbau für den ultimativen Schlag gegen die Feinde war.                          

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