Montag, 2. Oktober 2017

Buchreview "Westküstenblues" J.- P. Manchette

Jean-Patrick Manchette. Georges Gerfaut, leitender Angestellter in Paris, macht mit seiner Familie Urlaub am Atlantik. Beim Baden im Meer versuchen plötzlich zwei unbekannte Männer, ihn umzubringen. Er weiß nicht warum. Sein ganzes Leben ändert sich, als Gerfaut erkennt, dass zwei Killer auf ihn angesetzt sind.

Gerfaut fährt mit seinem Wagen nachts Richtung zu Hause, als ihn ein anderer Wagen plötzlich überholt und beinahe in den Graben abdrängt. Nicht viel weiter findet er den Raser um einen Baum gewickelt. Der Fahrer ist schwer verletzt. Er bringt ihn in eine Krankenhaus. Danach zieht er von dannen ohne seine Adresse oder andere Kontaktdaten zu hinterlassen. Einige Tage später fährt er mit der Familie in Urlaub und wird mitten im ganzen Trubel im seichten Wasser direkt vor dem Strand beinahe von zwei Kerlen ersäuft. Und keiner der Umstehenden merkt etwas. Die Familie zurücklassend verdrückt sich Gerfaut erst nach Paris und von dort dann in die Berge. Er wird verletzt, schleppt sich aber immer weiter in die unwirtliche Landschaft. Einige illegale Holzfäller aus Portugal finden ihn und bringen ihn zu einem Feldscher, der auch Kranke unter den Arbeitern behandelt, da diese keinen regulären Arzt aufsuchen können. Gerfaut wird wieder aufgepäppelt, leidet unter Amnesie und wird leider auch wieder aufgefunden. Die Killer wollen ihr Werk zu Ende bringen. Erneut muss der Büromensch in der Wildnis allein um sein Leben kämpfen.

Das Buch wurde mit Alain Delon verfilmt -"Killer stellen sich nicht vor". Und der passt dann auch besser in die Rolle als der Protagonist des Buches. Denn der Gerfaut ist eher ein Bürohocker par excellence, der zuviel trinkt, sein linkes Gedankengut fast völlig verdrängt hat und nun selbst zu der Klientel zählt, die er früher verachtet hat. Im Großen und Ganzen aber hat Manchette auf politische Inhalte größtenteils verzichtet oder eben nur angedeutet. Er konzentriert sich ganz auf seinen irritierten Bürohengst, der nicht weiß, wie ihm geschieht. Das tut er mit knappen Sätzen, einem gewissen Humor und hin und wieder auch Charme, bevor er dann scheinbar aus dem Nichts die brutale Gewalt über Gerfaut und den Leser hereinbrechen lässt. Und hier hapert es auch ein bisschen. Büromensch mit Hang zum Alkohol und leichtem Bauchansatz kann aus dem Stand zwei Profikiller auf Trab halten, die zwar ab und an recht dämlich daherreden, aber keine Neulinge im Job sind. Herrn Delon nimmt man das im Film natürlich ab, aber der Buch-Gerfaut???? Allein und gewalttätig - so werden die Probleme in diesem Buch gelöst. Gnadenlos eliminiert der Held seine Gegner, sind die Sätze knapp und die Beschreibungen minimalistisch. Neben der Jagd erfährt der Leser erst nach und nach, warum Gerfaut überhaupt gehetzt wird. Klar, man kann sich seinen Teil zu dem Unfall denken, aber wieso ist der Tote so wichtig? Warum muss ein vermeintlicher Mitwisser aus dem Weg geräumt werden? Das bringt eine gewisse Spannung in die Handlung. Schnörkellos und hart, kleine Längen in der Geschichte umschiffend und mit 160 Seiten auch kurz genug, damit diese nicht auffallen. Hardboiled aus Frankreich und so einigen Versuchen heutiger Autoren immer noch überlegen. 

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