Montag, 15. Mai 2017

Buchreview "Hades" C. Fox

Candice Fox. Vor zwanzig Jahren wurden zwei Kinder gekidnappt und dem Tod beantwortet. Doch das kriminelle Mastermind von Sydney, Hades Archer, nimmt sich ihrer an, und sie werden Cops bei der Mordkommission.

In einer wirklich düsteren Nach, die auf dem riesigen Schrottplatz noch furchterregender wirkt, kommt ein Mann mit zwei Bündeln zu dem Besitzer und fragt unterwürfig, ob der was für ihn tun kann. Etwas muss entsorgt werden und da geht man auch zu einem Spezialisten. Hades schien dafür der richige Mann zu sein. Doch das war ein radikaler Denkfehler! Hades tötet den Mann und erschafft ihm denPlatz, der für die Kinder gedacht war. Als er merkt, dass diese sogar noch mal gerade so am Leben sind, behält er sie und bringt sie in Sicherheit. Zwanzig Jahre später arbeiten die beiden "Kinder" bei der Polizei. Beide bei der Mordkommission unter neuen Identitäten. Da Eden vor kurzer Zeit ihren Partner verloren hat, bekommt sie Frank Bennett zugeteilt. Und der bekommt schnell mitgeteilt, dass sie viel lieber Distanz zwischen sich und dem Neuen hätte. Und Bruder Eric fängt Frank auf der Toilette ab und donnert ihm eine Ohrfeige in die Fresse. Und Frank merkt,dass er gegen diesen harten und kräftigen Brocken keine Chance hätte, was dieser zu einer Art Mobbing wie dereinst auf dem Schulhof nutzt. Bald ergibt sich eine echte Spur im Falle eines Mordes, die ihnen ein Junkie verschafft.Was sie dort endecken, raubt ihnen schier den Schlaf.

Irgendwie war ich etwas enttäuscht. Es kommt mir so vor, als habe da jemand fünf Folgen Dexter geschaut und sich dann an der Idee fesgeklammert, die Story als Grundlage für einen eigenen Roman zu nutzen. Kinderloser Mann, Schwerverbrecher mit einem gewissen Ehrenkodex, rettet zwei Kinder und bildet sie aus. In Rückblenden erfährt der Leser den Werdegang der beiden Kids, die nun Polizisten sind und stellt fest, dass man bei der Erziehung durch einen Schrottplatzbesitzer, der seinen Job nur als Tarnung für kriminelle Geschäfte und die Beseitigung von Leichen nutzt. Wenn man dann noch eine bestimmte Veranlagung hat, ist man dann als Erwachsener schon ein Pulverfass mit kurzer Lunte. Bei Eden und Eric ist man also schnell bei der Hand mit einem bisherigen Urteil (es gibt zwei weitere Bücher) und der Polizist Frank will anscheinend einen auf den harten, aber gefühllosen Stecher sämtlicher weiblicher Detectives oder - man lese und staune - Opfern und Zeuginnen machen. Natürlich ist er auch an Eden interessiert. Die wirkt zwar gelangweilt (wie ich bei dieser lahm inszeniertenVersuchsliebelei), aber hey, es gibt noch zwei Bücher während deren sich Eden dem freundlichen Cop an ihrer Seite in allen Belangen öffnen kann und er sein Gehabe vielleicht ablegt. Zwei Gattinnen verschlissen, alles seine Schuld, meint er. Ob er sich mit diesem Geständnis Schlüpferfreigang bei Eden erhaschen will, kann man nur vermuten. Die Beiden reden viel ber Bullengeheimnisse und dämliche Taten, die sie mal angestellt haben, Fälle verbockt oder nur mit Glück bei der Polizei bleiben durften. Ist ja ganz nett, aber zu schwallig, das verlaberte Geplänkel der Eden und des Ich-Erzählers Frank wirken mit der Zeit nervig. Der Fall, der später zu "die Fälle" wird, ist schon etwas spezieller als die üblichen Mörderhatz-Krimis, aber auch keine Weltneuheit. ein Serienkiller mit einem etwas weniger abgedroschenen Motiv ist zwar eine feine Idee, aber insgesamt fehlt es eben gerade an denen - feine Ideen. Klischees allerorten, Dexter mindestens genauso oft. Dazu noch ein Racheplan. Letzterer ist das einzige Teil im Puzzle, das noch die Neugier des Lesers wecken konnte. Der Leser, der diese Zeilen hier verfasst, hatte nämlich eindeutig auf einen satten Hardboiler mit coolen Charakteren, ner ordentlichen Portion Selbstjustiz und lockere Sprüche gehofft - One-Liner vom Feinsten sowie etwas maulfaulere Protagonisten. Wenn das erste Buch nur als Einsteiger in eine deftigere Dimension sein sollte, dann erhoffe ich mir beim zweiten Buch mehr. War das aber schon alles, dann "Adieu, Baby", ich les lieber endlich mal einen Wyatt. Mitreißend? Nur wenn man es in Aare bei Hochwasser wirft. Spannend bis zum Nägel kauen? Ich kann mich beherrschen. Das langt nicht einemal zum Fingernägel kauen. Ein netter Entwurf für eine leicht abgewandelte neue Serie im Stile von "Dexter", aber Highlight ist was anderes. Und dass Protagonisten nach einem Fund etlicher Mordopfer, die schon verfaulen, Hunger bekommen, ist auch nur ein Klischee. Clint Eastwood hat schon in den 70-ern ne Bande von Flugzeugentführern (naja, sie versuchten es und der Vogel war noch am Boden) umgenietet und danach den Burger weitergefuttert. Es gelingt nicht wirklich, sie cool oder gar sympathisch wirken zu lassen. Das ist eher eine Bande Soziopathen in einem simplen Krimi. Muss also nicht unbedingt auf den Wunschzettel.

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