Dienstag, 21. Februar 2017

Buchreview "The thin black line - Wir werden töten" S. Gervais

Simon Gervais. Der Kanadier Mike Walton kennt den Terror wie kein Zweiter. Als Soldat hat er ihn an den Krisenherden der Welt hautnah miterlebt. Aber nun trifft es seine eigene Familie: Bei einem Bombenanschlag sterben nicht nur die Eltern seiner Frau Lisa, sondern auch die gemeinsame kleine Tochter. Kurze Zeit später melden sich Männer einer geheimnisvollen Antiterror-Organisation. Sie bitten das Ehepaar um Hilfe im Kampf gegen den Drahtzieher des Attentats. Es ist Scheich Al-Assad, der mit gezielten Anschlägen die Weltwirtschaft in die Knie zwingen will. Was haben Mike und Lisa noch zu verlieren? Sie versuchen das Unmögliche. Eine gnadenlose Hetzjagd quer durch Europa entbrennt.

Prolog - zwei Jahre vor der eigentlichen Handlung. In Algier wird der kanadische Botschafter Ray Powell nach einem Blutbad unter seinen Sicherheitskräften von Terroristen entführt. Zwei Jahre danach fährt die schwangere Lisa Powell mit ihrer kleinen Tochter Melissa und ihrer Schwiegermutter zum Bahnhof, um dort ihre Eltern vom Zug abzuholen. Mike Powell hingegen ist am Flughafen im Einsatz und entdeckt auch schnell einige verdächtige Personen. Zusammen mit Zima Bernbaum will er sie zur Strecke bringen, bevor sie Unheil anrichten können. Doch dieser Plan misslingt. In einem wilden Feuergefecht wird dann auch Mike angeschossen. Doch der Flughafen war nicht das einzige Ziel: Auch am Bahnhof, wo Lisa auf ihre Eltern wartet, sind zwei Attentäter unterwegs. Während Lisa noch einmal zum Wagen auf dem Parkplatz muss und die vielen Passagiere aus den angekommenen Zügen und die Wartenden auf den Bahnsteigen die Halle und jegliche freie Fläche nahezu überfluten, zünden die Kerle ihre mit Nägeln präparierten Selbstmordbomben und töten dabei Lisas und Mikes gesamte Familie. Nach dieser Tat werden die Verwundeten erst einmal wieder hergestellt, um sie dann in eine neue Einheit, vermeintlich eine private, zur Terrorbekämpfung einzugliedern. Mike hatte derartige Einsätze ja schon hinter sich, seine Frau Lisa noch nicht. Doch sie erweist sich als beraus geschickt. Sobald eine Spur nach Europa führt, fliegen auch sie überen Großen Teich. Doch einen blutigen Anschlag können sie nicht verhindern. Aber das zeigt ihnen auch, dass die Terroristen irgendwo in den Reihen der Behörden einen Spitzel haben müssen.

Simon Gervais lässt nun auch Kanada mit seiner eigenen Privatarmee gegen den Terror kämpfen. Lange Zeit war es in Kanada ja eher ruhig, was den Attentate anging. Wohl auch, weil die Kanadier nicht ganz so rigoros mit Reisenden umgehen, die ihr Land besuchen wollen und ein Grenzübertritt in die USA über die vielen unbewachten Abschnitte fast ein Kinderspiel ist. Doch nachdem Kanada sich etwas mehr im Kampf gegen diese sinnlosen Morde engagierte, kreierte der Autor seine Geschichte um das kanadische  Ehepaar Powell. Und das macht er flott und ohne lange Einleitung direkt auf die Zwölf. Schnelle Action an Schauplätzen rund um die Welt. Europa, Afrika, Nordamerika. Die Befürchtung, dass so ein "Ehepaar"-Team zu sehr auf die emotionale Schiene führen könnte, bewahrheiteten sich nicht. Die Anti-Terror-Spezialisten gehen teilweise ebenso gandenlos gegen ihre Feinde vor wie diese selbst sich verhalten. Die große Anzahl an Hauptfiguren und deren Unterstützern verlangt vom Leser schon etwas Konzentration, um sie alle mit ihren Eigenheiten und Loyalitäten im Hinterkopf behalten zu können. Irgendwie missfallen hat mir die Sicherheit, mit der Simon Gervais behauptet bzw. seine Figuren behaupten lässt, dass der IS für solch ausgeklügelte und aufeinander abgestimmten Anschläge einfach nicht fähig sei, nicht clever genug. Das klang auch schon in anderen Romanen anderer Autoren zu dem Thema durch. An 9/11 hat ja auch keiner geglaubt - bevor es dann passierte. Nix gelernt? Klar, ist ja alles nur Unterhaltung - gute Unterhaltung mit feiner Action -, aber offensichtliche Ereignisse und weithin bekannte Erkenntnisse kann man doch schon in die Handlung einbauen. "The thin black line" bietet alles, was sich der Actionfreund wünscht mit seinen Explosionen und Shoot-outs, die durchaus beim Blutvergießen keine Sparmaßnahmen eingeführt haben und dennoch überkam mch immer wieder der Gedanken, es könnte im Tonfall etwas ruppiger sein. Und damit wären wir beim Thema Bewertung. Der Festa-Verlag hat eine ganze Reihe hervorragender in seiner Crime-Ecke, die die geneigten Leser zu begeistern wussten. Zudem scheint Frank Festa hier - nicht zum ersten Mal - den Vorreiter gegeben zu haben, der von anderen Verlagen  mit Arugsaugen beobachtet wurde, was seine neuen Installationen denn für Ergebnisse einfahren. Zu meiner Freude - und vielleicht auch diverser anderer unterversorgter Leser der Action-Literatur - haben sich nun auch der eine oder andere Mitbewerber wieder des Genres angenommen. Und da sind es denn nun auch schon Nuancen, eine dünne Linie, die zwischen "gut" und "sehr gut" unterscheiden. Und dieses Buch hier wird jetzt zwar nicht abgestraft, aber innerhalb des Genres (Nimmt man andere Produkte hinzu, die den Markt überschwemmen, dann wäre es besser weggekommen.) ist es eben "nur gut". 7,5/10.Das zweite Buch darf also gerne kommen.

Keine Kommentare: