Donnerstag, 17. August 2017

Buchreview "Dreck" G. Disher

Garry Disher. Wyatt hat es auf die Lohngelder einer Baufirma abgesehen, die im australischen Busch eine Pipeline verlegt. Gemeinsam mit Leah, einer ehemaligen Prostituierten, stellt er ein Team zusammen, um den Geldtransporter abzufangen. Doch sie sind nicht die einzigen die Beute machen wollen. Zu allem Überfluss setzen die Mesics aus Sydney den suspendierten Ex-Bullen Letterman als Kopfgeldjäger auf Wyatt an, weil der Ihnen einst bei einem Drogendeal in Melbourne in die Quere kam. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für Wyatt, um ungestört arbeiten zu können.

Wyatt blieb nach dem letzten Fiasko nichts weiter übrig als sich mehr oder weniger unsichtbar zu machen. Das geht natürlich am besten im australischen Hinterland. Da er dort die Ex-Nutte Leah kennt, zieht es ihn zu ihr. Leider zieht es ihn auch Richtung Geld, da er pleite ist. So lässt er sich bei der Firma, die eine Pipeline baut als Arbeiter anheuern, um deren Sicherheitsmaßnahmen beim Lohngeldtransport zu überwachen und auszukundschaften. Unter den Arbeitern befinden sich viele Chilenen, die wohl auch alle illegal im Land sind. Birgt die Gefahr, dass sie nicht lange auf ihre Kohle warten würden, wenn die mal ausbleibt. Leah bringt Wyatt dann mit Leuten zusammen, die für den Job geeignet sind. Doch als er sie kennenlernt, ist Wyatt zumindest bei einem der Kerle nicht sicher, ob er das Zeug dazu hat. Was er ebenfalls nicht weiß, ist die Tatsache, dass das Syndikat ihm einen Killer auf den Hals gehetzt hat, der sich nun durch die Verbindungen arbeitet, die Wyatt in Melbourne hatte. Und so kommt er ihm doch bald sehr nahe, was sich nicht gut auf die Planung und Durchführung des Raids auswirkt. Noch dazu gesellen sich einige Pleitiers aus der Drogenszene, die den Coup ebenfalls starten wollen, um ihre Zahlungen an das Syndikat leisten zu können, da derzeit in Belcowie und Umgebung absolut kein Geld im Umlauf zu sein schien. 

Wyatt beweist ein weiteres Mal seine Fähigkeiten als kalter Hund und akribischer Planer. Er bezieht mit Kalkül alle möglichen Schwierigkeiten in Betracht, wägt die Risiken ab und bleibt dabei immer ruhig. Wyatt ist keiner, der auf Mord aus ist, aber er schreckt auch nicht davor zurück, wenn man ihn linken will. Und deshalb ist er ein Typ, der in die heutige Romanlandschaft nicht mehr so richtig passen will - oder vielleicht einfach nicht mehr passen darf. Der wohlmeinende Sozialaktivismus, der schon so überzogen daherkommt, dass er fast schon Klischee ist, verbietet derart unmoralische Schriften beinahe. Es ist keine Zensur, dafür hat man andere Mittel. Nicht mehr bewerben, Druck in den Netzwerken, Verlage, die gehorsam sind (wegen ihren Gewinnen natürlich) und selbstverständlich durch massive Meinungsmache verdrängen. Gab es früher schon einmal, nur direkter und nicht blümerant aufgehübscht und hinter Hülsen getarnt. Statt sich also zwischen den Werken um weinerliche Ermittler und schwafelnde Gauner zu quetschen wird diese Art Literatur in die Nischen gedrängt und bekommt ihre Chancen nur bei kleineren Verlagen, die sich ihrer glücklicherweise annehmen. So ist denn auch "Dreck" ein amoralischer Krimi mit Figuren,die allesamt im australischen Dreck Dreck am Stecken haben. Und so wird aus dem Buch ein lakonischer Thriller mit harten Bandagen und harten Kerlen, der ebenso gut unterhalten kann, wie es sein Vorgänger denn auch schon tat. Nix mit Romantik der Gentleman-Gauner mit Hang zu der Damenwelt im glitzernden Ballsaal der Hochfinanz. Geerdete und raue Welt voller Konkurrenten, die statt zu planen lieber auf Gewalt und Muskeln setzen und daher mit einem intellektuell überlegenen Mann wie Wyatt nicht umgehen können und den Fehler machen, ihn zu unterschätzen. Das merken sie spätestens dann, wenn der ihnen die Quittung für ihren Verrat in Blei präsentiert und dabei auch den Leser wieder daran erinnert, dass der nette Protagonist von nebenan trotz allem ein Berufsverbrecher ist. Statt depressiven Moralaposteln mit erhobenem Zeigefinger und Hang zur Zwangsverbesserung ungehorsamer Mitbürger reine Unterhaltung ohne viel Gesabbel klar auf den Punkt gebracht. Flott und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht. Demnächst dann hier auch Buch Nummer drei, aber erst einmal muss ein Festawerk dran glauben.

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