Dienstag, 29. August 2017

Buchreview "Port Vila Blues" G. Disher

Garry Disher. Wyatt erbeutet bei einem Einbruch in das Haus einer Politikerin 50.000 Cash und ein goldenes, mit Diamanten besetztes Schmuckstück. Bei dem Versuch, das gute Stück an einen Hehler zu verticken, stellt sich jedoch heraus, dass es seit einem Bankraub der berüchtigten Magnetbohrerbande auf der Fahndungsliste steht. Jetzt ist nicht mehr nur die Polizei hiner ihm her, sondern auch andere zwielichtige Typen.

Trotz einiger Erfolge in der letzten Zeit, zerfließt Wyatt das Geld regelrecht zwischen den Fingern und er hat sich auch noch selbst dazu verpflichtet, sich um einen verletzten Kumpan zu kümmern, der nicht mehr für sich selbst sorgen kann. So lässt er sich auf einen neuen Auftrag ein und soll 50.000$ aus dem Safe einer Politikerin klauen. Kein Problem - und da es Schmiergeld ist, dürfte es auch keinen außer der korrupten Trulla stören. Doch Wyatt greift sich noch eine Brosche, diamantenbesetzt und von einigem Wert. Und mit viel Ärger im Gepäck, wie er alsbald feststellen muss. Plötzlich sind alle möglichen schrägen Typen hinter ihm her und er gerät immer mehr in die Bredouille. Letztendlich bleibt ihm dann nichts mehr übrig als den Weg zu gehen, der am Gefährlichsten ist - den Hintermann zu suchen. Dabei erlebt er einige Überraschungen und muss bald wieder um sein Leben kämpfen.

In "Port Vila Blues" gibt es tatsächlich einmal wieder kleine Informationshäppchen über den Menschen Wyatt. Nicht viel, aber immerhin. Wichtiger ist die durchaus komplexe Geschichte, die hier mit etlichen Figuren aufwartet und nicht bei allen frühzeitig ihre Motivation für den Leser bereithält. Auch Wyatt muss sich da mühsam hindurchackern. So gerät er an die Hehlerin Liz, in die er sich tatsächlich verliebt - soweit das für einen Mann wie ihn, der cool, akribisch, professionell und distanziert seiner Arbeit nachgeht, überhaupt möglich ist. Wieder geht es in Dishers Welt absolut unmoralisch zu, sind die Cops nicht besser als die Verbrecher, die sie jagen sollen. Hier will jeder einen größeren Anteil am Kuchen oder die Sore einfach ganz für sich. Käufliche Richter? Aber immer doch. Mördersiche Cops? Klar. Menschen am unteren Ende der Nahrungskette als Kleingangster, während in der anderen Richtung geprasst und geprotzt wird, weil man die richtigen Leute kennt, irgendwie über dem Gesetz steht und abzocken kann, wen man will. Politiker? Auch in Australien nur im Dienste der eigenen Sache. Doch manche Cops erinnern etwas an die TV-Serie "The Shield" wenn sie gerade von einem Raubzug zurückkommen und auf dem Weg noch eine Frau retten, die übelste Dresche von ihrem brutalen Gatten erhält, sich wieder ins Auto setzen, Jimmy Barnes hören und weiterfahren. Was die Frau mit ihrem jetzt recht wehrlosen und wertlosen Gatten anstellt, interessiert die beiden Polizisten nicht wirklich. Aber auch Wyatt sieht sich neuen Problemen ausgesetzt. Der Weg zur bargeldlosen Zahlung raubt ihm, der ja nur Cash erbeuten will, bald den Lebensunterhalt. So fehlt ihm nur noch der eine, riesige Coup, mit dem er ausgesorgt haben und sich einen Ruhesitz auf einem Inselparadies gönnen könnte. Doch bis dahin muss er weiter Coups planen, vorsichtig und umsichtig agieren, niemandem mehr trauen und sich nicht von Gefühlen leiten lassen. Wieder ein Wyatt, der spannend und mit mehr Abwechslung auf den 265 Seiten daherkommt als die ersten beiden Bücher. Ansonsten ist alles typisch und somit alles in Ordnung. Möge der nächste Band kommen -  morgen.

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