Freitag, 12. Dezember 2008

Buchreview "Madelyn-Ort des Schreckens"

Tamara Thorne. Haben sich die Reiter der Apokalypse erhoben, um in der Wüste Kaliforniens das Jüngste Gericht einzuläuten?



Zuerst will keiner der Einwohner Madelyns den Warnungen einer Sekte glauben, doch dann schürt eine Reihe merkwürdiger Ereignisse ihre Angst: Tiere werden getötet, blutige Inschriften gefunden. Und dann verschwinden Frauen, ein Opfer nach dem anderen. Steckt ein Mörder dahinter? Eine Gruppe mit düsteren Zielen? Oder eine Macht, die nicht von dieser Welt ist?
Und zu diesem Text wird dem Leser vom Verlag noch eine Warnung auf's Auge gedrückt: Schließen Sie alle Fenster und Türen und beginnen Sie erst dann mit der ersten Seite. Desweiteren wird darüber informiert, dass die Autorin ihre Bücher zuvor schon unter einem männlichen Pseudonym veröffentlichte, da eine Frau unmöglich so hart schreiben könne.
Es gibt Bücher, die eine tiefsinnige Denkweise zu vermitteln versuchen und dabei einen soliden Aufbau vorweisen können und es gibt Bücher, die spannend sind ohne Ende, dafür aber etwas die Logik vermissen lassen. Vorliegendes Werk ist Fall zwei zuzuordnen. Spannend bis zum Ende, da die Autorin es schafft, trotz eines gemächlichen, aber gut ausgearbeiteten Beginns ihre Figuren nicht in den üblichen Typen darzustellen, sondern mit einigen Macken und düsteren Geheimnissen und einem Trauma aus der Vergangenheit (nicht das gewohnte "ich hab meinem Bruder den Lutscher geklaut und bereue es heute noch") zu versehen, das nicht unbedingt in den Rahmen ähnlicher Figuren in anderen Geschichten passt und so den Roman auch nicht zu einem Drama verkommen lässt.
Dabei beginnt alles in einer altbekannten Manier mit einem psychopathischen Serienkiller, wird aber in der Folge ergänzt durch Sektierer, UFOlogen, Army und - ja tatsächlich - fremden Flugobjekten. Die Schilderungen der letzten Partei erinnern bei ihren Auftritten immer mal wieder an Szenen aus "Unheimliche Begegnung der 3. Art". Natürlich werden im Laufe des Romans sämtliche Figuren zu einem Showdown zusammen geführt, der in dem kleinen Städtchen, das durch sintflutartige Regenfälle von der Aussenwelt abgeschnitten wird, für Unruhe und Konfusion sorgt, dann anfangs niemand denÜberblick (auch der Leser tappt längere Zeit im Dunkeln) hat, wer denn nun für die Entführungen, Geisterlichter, Tötungen, Verstümmelungen und den Vandalismus verantwortlich ist. Es werden falsche Fährten gelegt, so manche kleine Überraschung eingebaut und eine der beliebten amerikanischen Verschwörungstheorien als Randnotiz erwähnt. Das über 600 Seiten starke Buch nimmt im letzten Viertel durch einen erhöhten Actionanteil noch mehr an Fahrt auf, erweckt dabei aber den Eindruck als hätte die Autorin festgestellt, dass sie noch einen Termin hat, aber zuvor unbedingt noch das Buch abschließen möchte. Was zuvor ausführlich, ohne zu langweilen geschildert wird, wechselt zu einem irgendwie hektischen Finale. Das tut der Sache aber keinen Abbruch.
Insgesamt ein außergewöhnliches Buch, für das man sich etwas Zeit nehmen muss, aber das einen garantierten Spannungsfaktor hat, der es schwer macht, das Buch für eine Pause aus der Hand zu legen, besonders da es nicht immer den ausgetretenen Pfaden des Genres folgt. Durchaus empfehlenswert, doch wer anhand der "Verlagswarnung" oder der Hinweise auf die erste Pseudonymwahl der Autorin nun einen überharten Horroroman erwartet, wird enttäuscht sein. Sie kommt sicher nicht an Richard Laymon heran, dessen Bücher, die ich vor einigen Wochen hier besprochen habe, mittlerweile zur Zensur herangezogen wurden und zumindest "Die Insel" wird künftig nur noch in einer überarbeiteten Fassung aufgelegt werden. Weitere werden wohl folgen.

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