Montag, 29. Juli 2013

Buchreview "Schwarzes Blut"

Max Wilde (Roger Smith). Sie hat gerade die Ruinen des alten Roadhouse erreicht, als sie das Grummeln eines Motors hinter sich hört. Scheinwerfer beleuchten den Sand zu ihren Füßen. Sie geht schneller, während der Fahrer gerade so viel Gas gibt, um mit ihr mitzuhalten. Sie spielen mit ihr. Sie lassen sie rennen, halten sich immer dicht hinter ihr. Der Wagen beschleunigt erst, als sie die Straße verlässt, um hinaus in die Wüste zu fliehen. Da weiß sie, dass es kein Entkommen gibt. Das Unvermeidbare wird geschehen. Ihre Verfolger werden sterben.

Die junge Skye ist nach Mitternacht zu Fuß auf dem Heimweg von ihrem Job bei einem kleinen Diner, als vier vermeintliche Rowdies sie mit ihrem Wagen abseits der Straße Richtung Wüste des Grenzgebietes jagen. Doch bevor die Typen zu ihrer wie auch immer gearteten Schandtat schreiten können, kommt das tödliche Grauen über sie. Kurze Zeit später taucht erst Deputy Sheriff des County - Martindale - am Tatort auf, gefolgt von Sheriff Drum aus dem Nachbarcounty, der nur sicherstellen will, dass das Gemetzel so nah an der Grenze der beiden Bezirke nicht seinen Einflussbereich betrifft, da er ob seiner illegalen Aktivitäten in seiner Stadt und den umliegenden Gebieten keine Ermittlungen gebrauchen kann, die vielleicht auch Dinge zu Tage fördern, die er lieber bedeckt gehalten sähe. Doch gerade dieser Drum, der sich mit Methverkäufen, die ein gescheiterter Prediger mit Hurenharem in seiner Gemeinde herstellt, ein Zubroit verdient, findet die zerbrochene Brille von Skye. Die wiederum nutzt er, um Martindale zu erpressen, die Drogentransporte durch dessen Bezirk unkontrolliert passieren zu lassen. Und während dies alles geschieht, erwacht in einer Klinik für geistig gestörte Straftäter der katatonische Serienkiller Junior aus seinem Zustand und arbeitet sofort an einem Fluchtplan. Und Skye? Die wird von "Dem Anderen", das/der in ihr haust, immer wieder dazu gebracht, zu töten, um ihren "Gast" mit frischem Menschenfleich zu versorgen. Und bald werden sich die Wege der Beteiligten kreuzen.

Roger Smith hat mit seinen Südafrikathrillern, von denen ich bis jetzt noch keinen gelesen habe, einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Unter neuem Namen wechselt er nun das Genre und kredenzt einen dunklen Horrorthriller im Grenzgebiet der USA und Mexiko. In diesem trocken-trostlosen Umfeld der langsam aber sicher entvölkerten Kleinstädte, die vieles dem Verfall überlassen und wo ein Geschäft nach dem anderen schließen muss, gibt es kaum ein fröhliches Gesicht. Nur die Nebenfigur der Minty scheint ein lebensbejahendes Geschöpf ohne Arglist zu sein. Die anderen Handelnden schleppen eine Menge Ballast mit sich herum, der in diesem Buch des emotionalen Autismus aber nur als Tatsache geschildert wird, als Grundlage für die Geschehnisse der nächsten Zeit. Ansonsten ist Gefühl eher Mangelware. Max Wilde baut die Spannung nach und nach auf, gibt immer nur Häppchen zum Besten, die keine wirklichen Antworten bieten und nur weiter und tiefer in die Geschichte der Protagonisten eintauchen. Stilistisch ist er trotz der knappen Sätze und kurzen Kapitel einem Richard Laymon und Konsorten weit überlegen und neben diversen Anspielungen auf Filme ("...ist mit den idiotischen Twilight-Filmen aufgewachsen.", "...wie dereinst in dem Film mit Steve McQueen.") oder Schauspieler ("..hat Ähnlichkeit mit Owen Wilson."), bei denen die Verwandlung von Skye irgendwie doch Erinnerungen an den Hulk hervorruft, bietet er eine ordentliche Portion an Blut, Gewalt und Gekröse. Das Buch ist ein durchaus würdiger Vertreter der Heyne Hardcore-Reihe und braucht sich auch vor Genre-Vertretern von Verlagen mit direkter Ausrichtung zum Horror nicht zu verstecken. Trotz des leicht sperrigen Beginns der rund 320 Seiten ist "Schwarzes Blut" gelungene und spannende Unterhaltung mit einigen Härten und recht butalen Szenen und sogar einem ordentlichen Shoot-Out, der wie schon der Kommentar von Jack Ketchum auf der Buchrückseite erkennen lässt, wohl eine Fortsetzung erfahren muss, da längst nicht alle Fragen geklärt sind und einige Handlungsstränge schön offen bleiben. Bis auf Andeutungen gab es kaum richtige Antworten, dafür die eine oder andere Überraschung sowie auch Vorhersehbares. Was nun tatsächlich mit Skye passiert oder wieso auch Timmy, der Sohn des Deputys, bestimmte Fähigkeiten hat, muss noch geklärt werden. Das Buch ist ein weiterer Beweis, dass auch ein blinder Verlag hin und wieder ein Korn finden kann. hoffentlich machen sie es nicht wie so oft und werfen dann die Flinte ins selbige, bevor die Fortsetzung erscheint.      

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