Montag, 22. Juni 2015

Buchreview "Der Don ist tot" M.H. Albert

Marvin H. Albert. Kaum ist der Mafiaboss Don Paolo Regalbuto tot, da entbrennt ein erbitterter Kampf um seine Nachfolge. Drei Familien melden ihre Ansprüche auf die Vorherrschaft in der Stadt an. In Las Vegas bestimmen die Vertreter aller wichtigen Mafiafamilien Amerikas, dass Frank, der Sohn des verstorbenen Don Paolo, noch zu jung und zu unerfahren sei, um das Erbe des Vaters anzutreten - ein anderer wird zum neuen Don ernannt. Es gärt im Untergrund. Als DiMorra, ein anderer Anwärter, die schöne Schlagersängerin Ruby Dunne zu seiner Geliebten macht, bricht ein blutiger Krieg aus.

Frank Regalbuto ist zusammen mit seinen Leuten Vincent und Tony Fargo beim Abwickeln eines Drogengeschäfts, als sie aus dem Hinterhalt beschossen werden. Sie können die Angreifer umnieten und sich mit ihrer Beute vom Feld machen. Im Hauptquartier angekommen, wird Frank mit der niederschmetternden Nachricht konfrontiert, dass sein Vater Don Paolo verstorben ist. Selbstverständlich ist sein Bezirk in Las Vegas jetzt ein Objekt der Begierde unter den anderen Bossen der Stadt, wobei einer, Jimmy Bruno, derzeit einen ausgedehnten Urlauvb auf Staatskosten macht, der erst in rund sechs Monaten enden soll. In dieser Zeit wird er von seinem Buchhalter Louis Orlando vertreten. Nach recht hitzigen Debatten einigt man sich darauf, dass DiMorra Frank Regalbuto unter seine Fittiche nimmt und dem unerfahrenen Mann die Kniffe des Geschäfts beibringt und das Gebiet sowie die Geschäftszweige vorerst unter den beiden anderen Bossen aufgeteilt werden. Dass der Junge nicht ganz so sehr Einfaltspinsel ist, macht er den gierigen Bossen klar, als er beginnt, seinerseits Forderungen zu stellen. Während die Capos aus Vegas nicht ganz damit einverstanden sind, werden sie von den anderen Vertretern aus allen Teilen der USA überstimmt. Doch so einfach gibt sich hier keiner geschlagen. Orlando, der Buchhalter und Vertreter von Jimmy Bruno, plant - auch auf Drängen seiner gierigen Frau hin - sich nach und nach erst den Abschnitt und die Sparten von Regalbuto unter den Nagel zu reißen und danach langsam auch die gesamte Stadt zu übernehmen. Während er seine Intrigen spinnt, kommt Frank mit einer jungen Sängerin namens Ruby nach Hause und stellt sie dann auch DiMorra vor. Dass die Kleine ihre eigenen Pläne hat und er wohl auch deshalb bei ihr bisher nicht zum Zuge kam, muss er bald feststellen. Die will schnell Karriere machen und wirft sich dem alten DiMorra an den Hals, damit er ihr ein Album produziert. Als Frank das mitbekommt, ist Ärger vorprogrammiert und Orlando nutzt diese Gelegenheit ebenfalls für seine Zwecke. Daraufhin bricht der Gangsterkrieg von Las Vegas endgültig aus und fordert etliche Opfer.

Kurz, knackig, hart und humorlos skizziert Marvin H. Albert den Ausbruch der Gewalt um die Macht in Las Vegas. So wird man als Leser schnell in die Welt der Mafia in Las Vegas eingeführt, die seit "Der Pate" in Buch und Film zu neuen Weihen gekommen ist. Abrupte Szenenwechsel zwischen den handelnden Parteien und etliche Schießereien in den klassischen, fast schon klischeebeladenen Örtlichkeiten (Restaurant, Autowerkstatt) sorgen für hohes Tempo und einen nicht gerade kleinen Leichenstapel am Schauplatz der Verbrechen. Und es wird mit gnadenloser Härte nach den Vorgaben des Autors agiert. Weggeballerte Köpfe oder ein netter Schwefelsäuredrink sind schon recht derber Stoff für ein Buch aus den frühen 70-er Jahren. Verwirrend könnte das etwas sprunghafte Verhalten einiger Figuren sein, die sich mehr oder weniger motiviert im Wechseln der Seiten und ihrer bisherigen Entscheidungen fast schon gegenseitig zu übertreffen suchen. Da muss man schon hin und wieder aufpassen, wer sich gerade mit wem zusammen getan hat. Dass die Affäre einer karrieregeilen Tussi hier die Schuld oder der Grund am Krieg darstellen soll, ist nur eine oberflächliche Betrachtung. Dieser Handlungsstrang ist oder wirkt zumindest bald nur nebensächlich. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, wird ein Gangster nach dem Anderen aus dem Weg geräumt, die Situation immer unübersichtlicher. Gerade da hapert es dann auch etwas in der Geschichte. Hin und wieder etwas verworren, wird hier das Tempo ausgebremst, obwohl in der zweiten Hälfte des Buches die Actionsequenzen direkt aufeinander folgen. Erst als der kaum in Ersdcheinung getretene Jimmy Bruno aus dem Knast kommt, gewinnt die Story etwas Struktur und Klarheit. Aber da ist schon eine Menge Blut vergossen und das Buch kurz vor dem Ende. Positive Figuren sind hier völlige Fehlanzeige. Das Buch gibt hier in minimalen Nebensträngen ein bisschen "French Connection" zum Besten und wirkt wie ein kleiner, zu kurz geratener Bruder von "Der Pate". Und dennoch: Wer sich mit den Mafiastories anfreunden kann, macht hier nicht wirklich alles falsch mit einem Erwerb der Lektüre. Actionreich und unterhaltsam ist sie schon - und man kommt nicht in die Verlegenheit, die Mängel des Films zu sehen, der von Richard Fleischer mit Anthony Quinn, Robert Foster und Al Lettieri (ich mag den Kerl einfach) in B-Movie-Qualität mit starker Besetzung auf die Leinwand gebracht wurde.

Keine Kommentare: