Samstag, 18. Juli 2015

Buchreview "Bruderkrieg" D. Brown

Dale Brown. Amerika steht am finanziellen Abgrund, Unruhen erschüttern das Land, die Regierung kann die Sicherheit der Bürger nicht mehr garantieren – und im Westen übernehmen militante Terroristen das Kommando. Diese selbsternannten »Ritter der Republik« überfallen ein SWAT-Team und bringen gefährliches radioaktives Material in ihren Besitz. Die Regierung ist geschwächt und kann den Terroristen nichts entgegensetzen. Nur die Männer der Civil Air Patrol unter der Leitung des ehemaligen Air-Force-Generals Patrick McLanahan nehmen den Kampf auf, und eine schmutzige Schlacht beginnt.

Patrick McLanahan ist nach den letzten Ereignissen nur knapp einer Anklage entgangen, weil der neue Präsident Ken Phoenix ihn zuvor schon mit Straffreiheit bedacht hatte. Aber er musste seinen Rang abgeben und fristet nun in Battle Mountain bei der Civil Air Patrol sein Dasein, immer darauf wartend, dass sein Land ihn wieder ruft. Auch sein Sohn Brad, 18 Jahre alt, tut dort Dienst. An einem ansonsten recht ruhigen Tag in der abgelegenen Gegend, die wie alle anderen von der Wirtschaftskrise und den Folgen nach dem Amerikanischen Holocaust schwer gebeutelt ist, werden die Leute der CAP gerufen, um bei einem Flugzeugabsturz einer kleinen Privatmaschine Hilfe zu leisten. Sie finden nur noch einen kleinen Jungen lebend vor, seine Eltern sind tot. Andernorts geht es weniger friedlich zu. Militante Regierungsgegner haben sich radioaktive Reste aus Industrieabfall beschafft, indem sie dem FBI und einem SWAT-Team, die sie eigentlich überlisten wollten, eine Falle gestellt haben und allesamt dann niedermetzelten. Danach setzen sie einen ihrer Leute in eine Cessna und lassen ihn in Reno mit dem verstrahlten Material ins FBI-Gebäude donnern. Als die Strahlung am Katastrophenort festgestellt wird, bricht Panik aus, alle wollen die Stadt verlassen. Und es sind weitere Anschläge angedroht worden. Tatsächlich gibt es wenig später auch weitere Attentate und McLanahan sieht sich in der Pflicht, die Verbrecher zu stoppen. Ohne offizielle Erlaubnis und mit harter Hand geht er gegen die Leute vor. 

Ja, die Staatsmacht ist pleite und kann ihre Hoheitlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen, die Bürger nicht schützen. Was im Roman ein Aufhänger für die Action ist, findet im realen Leben leider auch statt. Da bei Einbrüchen die Aufklärungsquote mehr als nur mager ist, wird der Bürger jetzt selbst in die Pflicht genommen. Wenn man von den Politikern das Wort "Eigenverantwortung" hört, weiß man, dass man selbst mal wieder beschissen wird. Sichere deine Wohnung gefälligst selbst, wir haben kein Geld, um Straftaten aufzuklären, wir entlassen lieber Ordnungshüter und streichen die Mittel zusammen. Das Geld wird für die EU, also das Ausland, benötigt, damit sich irgendwelche Gutmenschen damit brüsten könne, wie nett sie doch sind. Und so werden auch andere Delikte längst nicht mehr verfolgt. Wehe aber, man wehrt sich gegen einen Einbrecher. Dann wird man schnell statt zum Opfer zum Täter erklärt, da die eingebrochene Drecksau plötzlich auf ihre Rechte pocht und ihre Unversehrtheit. Oder es werden derartige Aufgaben einfach in private Hand gegeben, wie es Hessen praktiziert. Da werden Anbieter zum Blitzen angeheuert, die Ergebnisse einfach übernommen. Keine Prüfung, nur den Bußgeldbescheid verschicken. Und da die Firmen nach der Anzahl ihrer ertappten "Sünder" bezahlt werden, ist dem Betrug doch Tür und Tor geöffnet. Schaut man sich alles mal genauer an, sind wir auf dem besten Weg, solche Verhältnisse zu schaffen, dass Unruhen vorprogrammiert sind. Wahrscheinlich erst in vielen Jahren, aber kommen wird es. Davon bin ich überzeugt. So, jetzt zu McLanahan. Von seinem geistigen Vater wird er ziemlich bald wieder als DER amerikanische Held, der Patriot, auf den ein Hohelied gesungen werden muss, skizziert. Nach einem recht abwechslungsreichen und auch actionreichen Beginn, driftet die Story leider mehr zu einem Vater-Sohn-Verhältnis ab, das sich um Meinungsverschiedenheiten und die Ausbildung des jungen Brad dreht. Fliegen lernen, sich dumm anstellen, reingelegt werden via Honigfalle. Irgendwie scheinen dann im politischen Gerangel und im Spiel um Macht und Kompetenzen alle darauf aus zu sein, McLanahan dran zu kriegen statt die Ritter der Republik. McLanahan muss sich an allen Fronten bewähren, zudem er nie weiß, wer nun Freund oder Feind ist. Verrat und Heimtücke überall. Leider beschäftigt den Leser während der Lektüre auch eine andere Frage: Wo ist denn die ganze Fliegeraction hin? Das hier ist höchstens ein besserer Thriller, in dem statt irgendwelcher FBI-Ermittler McLanahan Spuren verfolgt. Kein richtiger Kracher mehr, wie man es eigentlich gewohnt war von Dale Brown. Ja, "Bruderkrieg" war etwas enttäuschend. Als Werk aus der Feder eines Autors, der etliche Knaller hingezaubert hat, doch recht schwach, ABER gegenüber vielen anderen Thrillern doch noch die Nase vorn, wenn auch längst nicht allen. So sag ich halt mal ganz gutes Mittelmaß und mehr Ergänzung der Reihe denn ein Kracher vor dem Herrn. Wer sich nicht seit über zwanzig Jahren mit der Reihe beschäftigt oder die Romane nachgekauft hat und die gesamte Serie lesen will, der kann sich statt "Bruderkrieg" vielleicht mal bei Stephen Hunter, Ben Coes oder dem einen oder anderen Werk des Luzifer-Verlages umtun, weil es da auch feinstes Actionlesestöffchen gibt. Und dort gibt es kein Fähnlein-Fieselschweif-Geseiere. Leider hat sich hier anscheinend kaum jemand um die Korrektur bemüht, denn da wird aus Innenstadt doch schnell mal Innenstand und ähnliche Kaliber. Auch nicht gerade der Hit. Also, selbst ich als Fan der Bücher von Dale Brown kann dieses hier nicht uneingeschränkt empfehlen.
 

Keine Kommentare: