Douglas Preston/Lincoln Child. Special Agent Pendergast reist in das eingeschneite Wintersportgebiet Roaring Fork in Colorado, um seinen Schützling Corrie Swanson zu retten. Corrie, Studentin der Forensik, hat dort die exhumierten Leichen von elf Arbeitern einer Silbermine untersucht, die vor über hundert Jahren ums Leben kamen. Angeblich sind die Männer damals alle einem bösartigen Grizzly zum Opfer gefallen, doch Spuren eines Bärenangriffs. kann Corrie nicht feststellen. Mit ihren Nachforschungen ist sie aber offenbar einem Killer in die Quere gekommen, der nicht nur ihr Leben, sondern die Existenz des ganzen Ortes bedroht. Pendergast ist Corries letzte Hoffnung.
Nach den Ereignissen um seine Frau und dem unerfreulichen Abschluss dieser Ereignisse sitzt Pendergast emotions- und antriebslos zu Hause und starrt in die Gegend. Null Interesse an der Welt und was dort vorgeht. währenddessen plagt sich Corrie Swanson mit ihrem Professor herum, der keines ihrer Themen für gut genug hält, um für ihre Semesterarbeit unterstützt zu werden. Dann netdeckt sie eine kleine Notiz in einer Nachricht, in der von einem Kannibalenbären in Colorado die Rede ist. Dieser soll vor rund 150 Jahren elf Minenarbeiter nicht nur angefallen, sondern auch gefressen haben. Sie hat Pendergast einen Brief geschrieben, den der aber ignoriert - wie derzeit alles um ihn herum. Also zieht sie allein los. Roaring Fork ist eine dieser Urlaubs- und Skifahrersiedlungen in Colorado, die nur Milliardären und dem dienenden Fußvolk vorgehalten scheinen. Corrie merkt schnell, dass ein längerer Aufenthalt hier sie ihre Ersparnisse kosten wird. Und bald muss sie auch erfahren, dass ihre Ermittlungen hier ganz und gar unerwünscht sind. Der Sheriff ist eher ein Mann, der seinen Posten ruhig und ohne Störungen versieht, während einige der Reichen sich herausgefordert sehen. Klar, wollen sie doch ein weiteres Gebiet erschließen, um noch mehr Geldsäcke anzulocken. Dazu mussten ja auch die Gräber eines Friedhofs geleert und die reste der armen Teufel in einer Gemeindehalle abgestellt werden. Doch sie gibt nicht auf, lernt Tim kennen und mag ihn zwar, lässt sich aber nicht auf mehr ein. Und dann - als es wirklich eng wird für sie - taucht Pendergast auf. Er hat eine Angehörige, eine Nachfahrin, eines der damals getöteten Bergarbeiter gefunden, die Corrie ausdrücklich die Arbeit am Leichnam ihres Verwandten erlaubt. Stacy, so der Name der Frau, war Captain bei der Armee und ist jetzt aus dem Dienst ausgeschieden. Sie beteiligt sich an der Suche. Doch es wird immer gefährlicher. Während einer Fahrt aus der Stadt hinaus, wird auf Corrie geschossen. Die Kugel geht durch die Windschutzscheibe, richtet aber sonst keinen Schaden an. Und zudem geht dann noch ein Feuerteufel an sein böses Handwerk. Dabei hinterlässt er einige Leichen. Pendergast übernimmt auch hier die Ermittlungen, fährt aber zurück nach New York, wo er weitere wichtige Nachforschungen anstellt.
Puh, wie sag ich es den Fans? Für den Fehler, dass hier schon ziemlich am Anfang mal wieder Namen vertauscht werden, können die Autoren nichts. Aber dass sie aus einer interessanten Konstellation dann einen Thriller fabrizieren, den ein Jack Reacher (Ja, kommt jemand in einen Ort und klärt ein Verbrechen, bevor er wieder verschwindet, so ist auch dieses Buch) in kürzester Zeit beendet hätte, der doch viele Elemente enthält, die mich wenig begeistern konnten. Sicher, Preston/Child lassen immer mal wieder etwas Mystery in ihren Romanen zum Zuge kommen, doch die Pendergast-Trance war dann wohl doch eher dem Umstand geschuldet, dem Buch einen schnellen und vor allem minimal erklärbaren Schluss zu geben. Unschön. "Attack" ist zwar picke-packe voll mit Bösen, mit Karikaturen und einigen platten Klischeefratzen (Immer wieder dasselbe Spiel: gut ist hübsch, mutig und clever. Böse ist der unscheinbare, häßliche oder gierige Mensch.), hat aber sonst nicht wirklich viel zu bieten. War ich doch schon froh, endlich mal ein Buch ohne Familie und besonders Constance in Händen zu halten, mal wieder einen ordentlichen Fall für den speziellen Spezialagenten, dann wird es durch eine recht simple und billige Story torpediert. Die Lösung(en) sind für die meisten eifrigen Krimileser schnell zu erkennen, die Holmes-Story, mit der sie wohl für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben, ihren Helden als den modernen Holmes etablieren wollen (?), macht es auch nicht besser. Anfangs spannend, teilweise sogar mit Action und Tempo versehen, ist dieser Thriller leider doch nur Allerweltsware mit einem Zuckerende und einem schier in allem überlegenen Pendergast (Diese Schilderung als Überfigur ist auch Schuld daran, dass ich seinen Lieutenant D'Agosta eher schätze als den Fibbie aus Langeweile und mit zuviel Geld). Also gibt es hier und da Kitsch, eine Story, die man leicht umgearbeitet auch für einen Jack Reacher und eine Backwood-Story nutzen könnte und einigen Leerlauf, der abgesehen vom Anfang einiges an Spannung und Thrill vermissen lässt. Ich freu mich auf den nächsten Gideon Crew, nicht auf Pendergast. Und ein neuer Stand Alone sollte vielleicht auch mal wieder kommen. Tja, wenn Lincoln Child mal wieder ein Solowerk schreibt, bin ich auch bei. Der Aufbau ist da zwar immer derselbe, sie sind auch recht vorhersehbar, aber wenigstens einigermaßen spannend und nicht zu sehr auf Supermann in Trance abgezielt. "Attack" geht so, kann man lesen, muss man aber nicht. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung schlicht zu hoch.
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