Freitag, 12. Juli 2013

Buchreview "Collapse"

Tom Cain. Früher war Samuel Carver einer der besten Geheimagenten der Welt, heute arbeitet er ausschließlich auf eigene Rechnung - und auch nur, wenn es ihm passt. Doch dann wird er Opfer eines Komplotts, und plötzlich befindet er sich auf der größten Mission seines Lebens: Ein größenwahnsinniger Milliardär will die Welt ins Chaos stürzen, und London bildet sein nächstes Anschlagsziel. Carver bleibt nicht mal mehr eine Woche, um das Schlimmste zu verhindern.

Sam Carver wird im Urlaub auf Mykonos mit einem ganz fiesen Trick dazu genötigt, für einen Typen namens Shafik einen Auftrag anzunehmen. In den USA hingegen macht sich der Finanzmanager Zorn daran, einen Fonds nur für Superreiche zu gründen. Sein Ruf ist derart gut, dass ihm alle vertrauen, hat er doch den Untergang des Bankhauses Lehman Brothers vorausgesehen und sich damals eine goldene Nase verdient sowie sein Gespür auch in den Folgejahren immer wieder unter Beweis gestellt. Nun will er in London ein Treffen der Milliardäre einberufen, um den Fonds klarzumachen. Zu seinen neuen Kunden gehört uch der ehemalige Premierminister von England, der aber unter der Überwachung des MI6 steht. Außerdem plant eine Gruppe Ökoaktivisten einen verheerenden Anschlag, um nachhaltig auf ihre Agenda aufmerksam zu machen. Als Grantham, Chef des MI6 erfährt, dass Shafik, der eigentlich Razzaq heißt, Sam Carver angeheuert hat, sucht er den ehemaligen Auftragskiller auf, um ebenfalls den Tod des Milliardärs Malachi Zorn in Auftrag zu geben. Und wie Shafik/Razzaq nutzt er Informationen, um Carver zu der Tat zu zwingen. Im Gegensatz dazu wünschen sich chinesische Regierungsmitglieder, dass Zorn am Leben bleibt, da er mit seinen Aktivitäten den chinesischen Bemühungen in die Hände spielt. Zu dem Zweck wird der Schläferagent Choi in den Einsatz befohlen, um Carver auszuschalten. Der sitzt jetzt zwischen allen Stühlen und muss sehen, wie er mit heiler Haut davonkommt.

Nach der Joe Ryker-Reihe von Jack Cannon ist "Collapse" von Tom Cain um den Agenten Samuel Carver zwar neueren Datums, aber er kommt ebenfalls ohne muslimische Terroraktionen  aus, die mir in letzter Zeit einfach zu gehäuft auf den Tisch kamen - wurde ja schon fast langweilig. Der neueste Roman von Tom Cain widmet sich der Finanzkrise und spart auch nicht mit Kritik am bestehenden System und den Gierbänkern. Selbst die Regierung (en) bekommt (bekommen) ihren kleinen Seitenhieb mit Hinweis auf die staatlich geförderte Paranoia hinsichtlich Terror (okay, mal kurz erwähnt) und Überwachung zur angeblichen Sicherheit. Tom Cain gibt den Lesern, die nicht über entsprechende Sachkenntnis verfügen, in einfachen Worten einen leicht verständlichen, wenn auch obeflächlichen Einblick in die Geschäftsmodelle der Banken und Fondsmanager, die ohne jegliche Werte zu bieten mit dem Geld der Kunden spekulieren und die den Hintergrund für die reale Finanzkrise und den fiktiven Bereich der Romanstory bilden (In Wirklichkeit sind diese Finanzkonstrukte noch viel dubioser und verzwickter als hier geschildert.). Undurchsichtig ist auch das Spiel, das Carver auf Trab hält. Weder er noch der Leser wissen wirklich, welchen Plan Zorn tatsächlich verfolgt. Eingestreute Berichte über Unfälle oder Selbstmorde vor dem eigentlichen Treffen können anfangs nicht direkt mit der Handlung in Verbindung gebracht werden. Das kommt natürlich dem Spannungsfaktor zugute, man bleibt einfach aus reiner Neugier dran, um den gesamten Plan entschlüsselt zu sehen. So trifft eine durchdachte Geschichte, angereichert mit einer Love Story, auf schnelle Action, die aber nach dem furiosen Beginn etwas auf sich warten lässt. Die Geschichte ist abwechslungsreich und in einem einfachen und klaren Sprachstil erzählt. Das Ende weckt leise Erinnerungen an Kurt Russell und sein Tonband in "Die Klapperschlange". Nach dem Vorgänger "Collateral", der nicht so gelungen war, ist Tom Cain durch diese Steigerung auch für seinen - hoffentlich - nächsten Output auf meiner Einkaufsliste.

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