Donnerstag, 28. Januar 2016

Buchreview "Das Ölschieferskelett" B. Kegel

Bernhard Kegel. Der Paläontologe Dr. Helmut Axt, genannt Hackebeil, sucht im Ölschiefer der Grube Messel nach Fossilien. Doch das, was die weltbekannte Fundstätte bei Darmstadt diesmal preisgibt, lässt sein wissenschaftliches Weltbild einstürzen: Es sind die versteinerten Überreste eines Menschen mit Armbanduhr. Durch welches Zeitloch ist der Tote aus unserer Welt in den 50 Millionen Jahre alten Öschiefer geraten? Axt tritt eine Reise an, die ihn viele Millionen Jahre zurück ins Eozän führt – in ein Erdzeitalter, in dem Menschen eigentlich nicht vorkommen dürften. Und doch ist er dort nicht allein.

Es beginnt völlig unerwartet und geheimnisvoll für Dr. Axt. Bei seinen Grabungen in der Grube Messel, einem Weltnaturerbe, findet er ein Skelett. Oberflächlich gesehen ein sensationeller Fund. Der leider einer genaueren Betrachtung nicht standhält, hat dieses Skelett doch einige Utensilien der Gegenwart bei sich. Dennoch erscheint der Todeszeitpunkt zu den das Skelett umgebenden Überresten des Eozäns zu passen. Unmöglich. Um einer Peinlichkeit zu entgehen, lässt er diesen Fund dann erst einmal sacken, indem er ihn einsackt und niemanden darüber informiert. Was er dann so nach und nach in Erfahrung bringt, führt ihn zu einer Höhle, die wiederum die Möglichkeit birgt, eine Tor in die Vergangenheit zu machen. Wie er erfahren musste, haben schon einige diesen Trip unternommen. Und das nicht nur aus rein wissenschaftlichen Gründen. So kommt es, dass Dr.Axt immer wieder neuen Gefahren ausgesetzt ist und sich seiner Feinde erwehren muss. 

Eigentlich wurde ich zu diesem Buchkauf animiert, weil wir diese Fundstätte vor nicht allzu langer Zeit selbst besuchten. Wir nutzten auch die Möglichkeit zuvor das dazugehörige Museum im Ort Messel zu besuchen. Und das ist auch das einzig Interessante an diesem von Gott und der Welt vergessenen Dorf. Es erweckt den Eindruck, als würden hier noch frühzeitig die Bürgersteige hochgeklappt, bevor die Dunkelheit auch nur den Hauch einer Chance hat, sich über den Himmel zu erstrecken. Irgendwie langweilig und fad. Dafür sind die meisten Einwohner freundliche Menschen, bis auf wenige Ausnahmen zumindest, wenn man genau hinhört. die sich gerne mitteilen. So erfährt man, dass es Messel ebenso wie andere Gemeinden Deutschlands mit der Finanzkrise und dem Flüchtlingsandrang nicht leicht hat. Irgendwie muss Geld in die Kasse und so wird das Tafelsilber verkauft, der Ort in allen Belangen bis aufs letzte Fitzelchen skelettiert (passend zum Titel des Buches, das aber schon 1996 verfasst wurde) und dennoch an Prestigeobjekten gearbeitet, die nur Geld kosten und keinen besonderen Nutzen für die Einwohner hat. So mancher unserer Gesprächspartner gab sogar an, dass sich hier jemand auf Kosten der Allgemeinheit ein Denkmal setzen wolle. Man verweist hier auf die Straße, die zum Museum führt und zumindest eines stimmt - sie passt so gar nicht ins Ortsbild. Und gemäß der Satzung durfte oder darf dann auch jeder Bürger sein Scherflein zu dieser Straßen Erneuerung beitragen, die man entweder durch die vernünftige Verwendung der erwähnten Verkäufe hätte finanzieren oder einfach nur an den Rest des Ortes angepasst mit einer neuen Teerdecke überziehen können. So sind unsere Gastgeber nun angefressen, dass sie einen nicht geringen Betrag für einen geringen Nutzen zahlen sollen. Bevor wir dann möglichweise noch in die Geschichte des Ortes seit seiner Gründung eingeweiht werden konnten, haben wir uns verabschiedet. Auf dem Weg zur Fossilienfundstätte kamen wir auch am Bahnhof - eher Haltepunkt - vorbei, der die ganze Tristesse eines Ortes draußen auf dem Land in Verbindung mit dem Gewinnstreben ehemaliger Staatsbertriebe deutlich macht. Der Haltepunkt ist alt und marode, von Gras überwuchert und von Modernisierung keine Spur. Nicht einmal "Aufhübscharbeiten" sind zu erkennen. So macht man nun wirklich keine Punkte im Kampf um Gäste und Touristen. Was aber wirklich lobenswert ist, ist alles direkt um die Fundstätte herum und die Stätte selbst. Da gibt es kein vertun, das ist gelungen. Und an diesem Ort startet auch der Roman. Und der macht leider nicht so richtig Freude. Die Grube Messel ist nur der Ausgangspunkt des Abenteuers und geschwind aus dem Fokus der Story. Dafür treiben einige Klischeefiguren ihr Unwesen (Wer sich das Ganze bildlich vorstellen will, erinnere sich mal an den Film "A sound of thunder". So in ungefähr ist auch die Schilderung der Geschehnisse im Buch konzipiert.), verstricken sich in kriminelle Machenschaften und erhalten am Ende ihren Lohn. Gut und Böse sind fein getrennt, damit nur ja keine Missverständnisse aufkommen. Und die Story wechselt zwischen wissenschaftlichem Blabla und den Stilblüten eines mittelmäßigen Jugendbuches hin und her. Das Tempo wird dabei ausgebremst, das Interesse erlahmt, mit etwas Pech döst man einfach ein. Fesselnd ist anders, spannend auch. Und mal im Ernst - Hackebeil? Puh, einfallslos wie nur was. Von seinem Fach scheint der Autor ja was zu verstehen (Chemie und Biologie studiert, danach geforscht - okay, das kann ja alles mögliche bedeuten.), aber was er hier so als Schreibkunst und Storytelling anbietet, ist leider äußerst oberflächlich. Wer sich das Buch dennoch zulegt, sollte auf jeden Fall eine ordentliche Portion Geduld parat haben. Die Grube Messel ist bestenfalls der Aufhänger, der Rest Zeitreisekrimi auf Sudienanfänger-Niveau mit wissenschaftlichen Einwürfen. Muss also nicht sein.

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