Edward Lee & John Pelan. Captain Jack Cordesman wird an den Schauplatz eines bestialischen Mordes
gerufen. Der Tote wurde das Opfer eines Kannibalen. Neben den
Bissspuren gibt es nur einen einzigen Hinweis: ein paar lange, rote Haare.
Als diese Haare auch an weiteren Tatorten gefunden werden, wird
klar, dass die Polizei von Seattle es mit einem Serienkiller zu tun hat –
mit einer Frau.
Locke ist ein Dichter, einer, der von seinen Arbeiten nicht leben kann und auch nicht leben will. Daher ist er auch ständig auf finanzielle Almosen unterschiedlicher Freunde und somit gönner angewiesen. Dennoch ist es ihm irgendwie gelungen, eine tolle Frau namens Clare abzubekommen. Er liebt sie abgöttisch - bis sie ihn verlässt, weil sie ihn nach ihren Worten nicht mehr lieben würde. Jetzt geht es mit ihm erst recht den Bach runter. Seine Verse und Reime klingen in seinen Ohren nur noch nach hohlem Schwachsinn. In der Bar seines Vertrauens trifft er aber plötzlich einen Mann, der scheinbar das gleiche Schicksal wie er erlitten hat. In Ermangelung eines Namens nennt er ihn erst einmal Weißhemd. Doch bald kommt man bei der Trinkerei ins Gespräch und siehe da, die Vermutungen von Locke erwiesen sich als richtig. Doch als der Kerl ihn erst auf den Parkplatz ruft und sich dann im Auto mit einer ordentlich großen Wumme die Birne wegbläst, kommt die Polizei ins Spiel. Captain Jack Cordesman ist an dem Fall dran und bald weisen die Funde am Tatort darauf hin, dass der Tod mit dem Mord an einem kleinen Dieb in der Marina zusammenhängen muss. Der eigentlich relativ unbedeutende Wicht wurde völlig zerstückelt und angekaut aufgefunden. doch vorerst weist auch vieles auf Locke hin. Der Captain bleibt dran. Besonders als der Freund von Locke, Lehrling, ebenfalls tot entdeckt wird. Und wieder scheint die Vrogehensweise identisch gewesen zu sein. Doch Locke wird nicht nur unglücklicherweise von der Polizei in die Mangel genommen, es widerfährt ihm auch Gutes. Von dem geheimnisvollen Locke bekommt er bald ein Angebot gemacht, das ihn leicht korrumpieren könnte, falls er es annimmt. Wirft er seine bisherigen Prinzipien wirklich über den Haufen?
Es ist ja durchaus schon bekannt, dass Edward Lee sich nicht nur auf seine extremen Werke reduzieren lässt. Er kann auch mit Handlung und einer gewissen intellektuellen Note arbeiten. und auch John Pelan, mit dem er ja schon bei zwei extrem ausufernden Titel gemeinsame Sache gemacht hat, erscheint fähig, diese Noten in ein Horrorbuch einzubringen. Lange Zeit dreht sich die Szenerie hauptsächlich um Locke und seine Verzweiflung, seine Liebe und seinen Liebeskummer. Und mit der Zeit gingen mir seine schwülstigen Texte und sein Geplärre doch auch auf den Keks. Glücklicherweise wurde diese innere Einkehr eines einsamen Dichters doch hin und wieder durch seltsame und durchaus auch recht brutale Vorkommnisse aufgelockert, bei denen man zumindest leicht entschärft auch wieder die nicht unerwarteten Sexszenen goutieren durfte. Und mit der Zeit schlichen sich einige Fetzen der Wiedererkennung in die Story ein, was den Eindruck einer Zweitverwertung einer Geschichte ohne allzu großen Aufwand zu betreiben auch kurz nährte. Was mir jetzt in dem Buch gefehlt hat, waren RICHTIGE und ORDENTLICHE Ermittlungen durch einen kompetenten Bullen, der einen vermeintlichen Thriller zu einem spannenden macht. Kam jetzt so nicht vor. Hätte man Cordesman durch einen dieser Boulevard-Schreiberlinge ersetzt, wäre es auch nicht anders abgelaufen - kurz, die Bullen waren überflüssig und die Ermittlungen derartig gut getarnt, dass sie selbst Leonardo DiCaprio als oscarprämierter Trapper und Held der amerikansichen Spurensucher nicht gefunden hätte. Na gut, wenigstens waren für den Filmfreund ein paar kleine "Aufmerksamkeiten" drin. Das Schiff zu Beginn mit dem halluzinierenden Kaptän hatte den Namen Angus Scrimm, der Film "Ilsa" wird kurz genannt und unser alter Mickey Rourke bekommt ordentlich sein Fett weg, wenn eine Figur kurz anmerken darf, dass die Kids es heutzutage wohl cool finden als Penner rumzulaufen. Daran und an einigen Zeilen zu "CD-Roms oder was sonst immer das ist" kann man auch schnell den Bogen schlagen, dass "Shifters" doch schon im Original einige Jahre auf dem Buckel hat. In den 90-ern lief Rourke ja zur Pennerhöchstleistung auf und traute sich sogar zu einem Boxkampf (ein Vorkampf, zum Vorkrampf mutiert) in Deutschland anzutreten, der als TV-Übertragung eine schwere abendliche Tortur war, wie Rourke damals mit schrägsitzender Zipfelmütze durch den Ring stolperte. Vermutlich war er damals eh dermaßen breit, dass er nicht wusste, wo er war und was er da tat. Zurück zum Buch: Es ist irgendwie ein Kampf zwischen Liebe/Poesie/Kunst gegen Blut/Tod/Gewalt/Verführung, wobei vom ersten zuviel geboten wird und vom zweiten zuwenig. Es dauert, bis das Buch richtig in Fahrt kommt, die verschiedenen Beziehungen unter den Figuren sortiert werden (Naja, halbwegs zumindest) und der Witz mit den Penis-Nuggets verdaut ist. Die Auflösung - so man es so nennen kann - ist ein bisschen wild und halbgar, aber okay. Das Buch ist auch keines der Highlights in der Vita des Autors, für ne 6,5/10 reicht es aber immer noch mit dieser milden, aber wilden Story der Kollegen Lee & Pelan.
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