Donnerstag, 28. Dezember 2017

Buchreview "Keine Gnade" J. Gilstrap

John Gilstrap. Wenn die Mächtigen aus der Politik jemanden brauchen, der sich um den Dreck kümmert, wenden sie sich an Jonathan Grave. Der verdeckte Ermittler sorgt schnell für Ordnung und hinterlässt keine Spuren. Als Jonathan einen entführten College-Studenten aus einem Kellergefängnis befreit, läuft jedoch alles anders als geplant. Diesmal ist der Gegner absolut skrupellos - und bereit, jeden, der sein schmutziges Geheimnis ans Licht bringen will, zu töten. Auch Menschen, die Jonathan besonders nahestehen.

Der Einstieg ist schon mal recht gelungen, es geht zügig voran. Die Aktion führt zwar zu ein paar Sätzen, die man schon oft als Vorwarnung für den Weichspülereinsatz in diversen Reihen anderer Verlage lesen durfte ("Er tötet nicht gerne, aber....."), aber sie werden hier glücklicherweise dann nicht in dieser Form genutzt, um das Buch oder vielleicht die gesamte Reihe für den empfindlichen Massenmarkt von jeglichen gewalttätigen oder Actionszenen zu befreien. Nach gelungenem Auftrag entwickelt sich das Szenario aber zu einem waschechten Thriller, der gekonnt und stilistisch ausgefeilt eine Spur legt, die man so absolut nicht vorhersehen kann. So werden Freunde und Familienmitglieder oder seine Ex in den Fall involviert, erweist sich sein Nachfolger als Gatte anders als angenommen, führen die Wege zu im Hintergrund Wirkenden, die keine Skrupel kennen - und das ist alles ziemlich logisch aufgebaut und wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen. Passt also recht gut. Der Background von Grave aber hat für mich einen gewissen Superhelden-Touch, nur ohne das Cape. Reich von Papas (Gangster) Gnaden, setzt er die mehr als üppig vorhandenen Mittel zum Kampf gegen die Feinde seiner Auftraggeber ein. Hat ne tapfere Sekretärin, nen heldenhaften und maulfaulen Kompagnon, diverse Scheinfirmen und Tarnadressen, wohlgefüllte Bankkonten in aller Welt und Beziehungen zu den Hebeln der Macht, wie man sie sich gerne selbst wünschen täte. Dazu gesellt sich noch ein weiblicher Sheriff der Marke Sahnetorte.Genau in diesem Zusammenhang wirkt es wie der Auftakt zu einer TV-Serie Marke Baldaccis "King & Maxwell". Wieder fehlgeleitet, fein. Das letzte Viertel löst dann den Spannungssektor mit seinen Wendungen ab und führt zu einem "Alamo-Showdown" um eine einigermaßen befestigte Hütte im Wald, bei der sich dann auch kleine Dramen mit größeren abwechseln, wenn es ordentlich bleihaltige Luft gibt. Da werden schon schwere Geschütze aufgefahren, wenn man das Umfeld des Gebäudes so präpariert, dass es nicht lange währt, bis die Gräser vor dem Haus blutrot vom Claymore-Gehäckselten sind, wenn wilde und fehlgeleitete Sozialaktivisten gewalttätige Neigungen ebenso ausleben wie es im echten Leben in Hamburg durch die Brut ja auch fast geschah. Nur dass man die aus Hamburg noch via Öffentlichkeitshilfe suchen kann, bei denen im Buch muss man höchstens noch die Einzelteile sortieren. Diese rund 120 Seiten bis zum Abschluss der Kämpfe und der Handlung haben es actiontechnisch richtig in sich, sind schnell und heftig bei den Shoot-Outs und gehen mit erheblichen Verlusten auf beiden Seiten einher. Ein wenig Platz im Roman bekommen auch die emotionalen Momente, Nebenstränge der Handlung werden zufriedenstellend eingebaut und abgeschlossen. Nach diesem rund 540 Seiten langen Adrenalinschub darf Buch zwei gerne kommen. Ein weiterer Glücksgriff des Festa-Verlages für den Leser, der sich mit diesem und dem Luzifer-Verlag zweier Publisher erfreuen darf, die das Actiongenre in Deutschland nicht verkümmern lassen. Nur weiter so.

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