S. Jonathan Davis. John ist ein Killer. Das war er nicht immer. Er war ein Geschäftsmann - vor der Apokalypse. Als sich die Toten plötzlich erheben, ist er in New York gefangen und es beginnt ein grauenvoller 900-Meilen-Wettlauf gegen die Zeit, als John versucht, zu seiner Frau zu gelangen.
Eben noch in einem Meeting, das ihn nur bedingt interessiert, da sich die karrieregeilen Wichtigtuer wie gewohnt in den Vordergrund drängen, wird John plötzlich auf Vorkommnisse unten auf der Straße aufmerksam. Bei einem blutigen Unfall erheben sich die Toten und greifen die Lebenden an. Alle wollen nach Hause zu ihren Familien, aber die meisten laufen ins Verderben. John flüchtet sich mit Kyle, einem Sicherheitsmann, der früher bei der Army war, aufs Dach. Verfolgt werden sie vorerst nicht, aber einer seiner Kollegen namens Chauffer findet sich noch ein. Sie überlegen, wie sie am Besten die Kluft rüber zur Parkgarage überwinden können und bügeln zu dem Zweck einen Sendemast um. Während sie ihn als wackelige Brücke anlegen und Chauffer sich als Erster in Sicherheit bringt, walken die Untoten aufs Dach. Chauffer erweist sich als egoistische Sau und stößt den Mast in die Tiefe. Doch John und Kyle können sich mit einem gewagten Sprung ebenfalls retten. In der Parkgarage stibitzen sie den gelben Hummer von John Chef, der ihn als Neu-Zombie eh nicht mehr braucht. Außerdem war der Fettsack eh ein Arschloch, kann er wenigstens seine Karre abgeben. Sie blasen wie dereinst JasonXtreme durch die sich vermehrenden (nur durch Bisse, ihr Nasen) Zombiehorden und Matschen etliche von denen zu Brei. Sie erreichen eine Fähre, die noch Überlebende mitnimmt, da die Brücken zu Manhattan von der Armee, die sich in Kämpfen gegen die Untoten aufreibt, zerstört wurden. Sie brausen weiter Richtung Atlanta, wo Johns schwangere Frau ausharrt. Unterwegs machen sie in einer Siedlung halt, die nur von Reichen bewohnt wird, die sich abgeschottet haben. Doch nach einer grausamen Entdeckung müssen sie flugs weiter. An einer verlassenen Tanke, die sie unbedingt anfahren müssen um den Spritsäufer von Hummer zu füttern trefen sie Michael, der als Einziger einen Hubschrauberabsturz überlebt hat. Der erzählt ihnen von Avalon und bietet ihnen an, dass er sie mit in dieses abgeschottete und sichere Paradies nimmt, wenn sie ihn verarzten und ihm helfen, dahin zu kommen. Nach weiteren Auseinandersetzungen mit den Zombies erreichen sie Avalon und werden aufgenommen. Doch das vermeintliche Idyll trügt.
S. Jonathan Davis hält sich nicht mit irgendwelchem Vorgeplänkel auf, sondern steigt sofort in die Vollen und lässt seine beiden Protagonisten - den etwas langweiligen Anzugträger John und den kantigen, aber sympathischen Army-Kämpfer Kyle - zusammentreffen und fortan gemeinsam alle Gefahren bestehen. Und von denen gibt es genug. Offensichtlich sind da natürlich die Zombies, die leicht variert gegenüber anderen ihrer Gattung aus dem Genre erscheinen. Früh Gebissene sind noch schnell, während sie mit Fortdauer ihres Zustandes an Tempo und Beweglichkeit einbüßen, Unterwasser-Zombies sind zwar nicht mehr neu, treten in freier Autorenwildbahn aber eher selten auf. Aber S. Jonathan Davis lässt es sich nicht nehmen, die Medien zu kritisieren und auch dem Streben nach Gewinn und Macht in der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Für diese Punkte nimmt er sich aber nur wenig Zeit und geht erst zum Ende hin wieder auf die menschliche Natur ein, die anscheinend nicht anders kann, als die Chance zu nutzen, sich auf Kosten anderer zu retten oder gar altes Standesdenken wieder einzuführen, dass man denkt, die wären wieder im alten Rom gelandet. Die Geschichte geht schnell voran und wofür ein Robert Kirkman vier Bücher braucht, packt S. Jonathan Davis in rund 280 Seiten. Ein gut zu konsumierender Zombieroman, der genreüblich natürlich gewisse Härten aufweist (wobei sich die Arenakämpfe schon hervortun) und das Blut ordentlich sprudeln lässt, aber niemals einen überzogenen Ekelfaktor nutzt, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Rasant, spannend, sogar mancherorts etwas kritisch, ist "900 Meilen" durchaus ein Buch, das man auf dem Zombie-Einkaufszettel vermerken sollte, da es keine Längen oder Ausfälle aufweist.
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