Adam Sternbergh. Ich töte Männer. Und ich töte Frauen, denn ich will nicht diskriminierend erscheinen.
Spademan
war ein Müllmann. Das war vor der Bombe. Sie verwüstete den Times
Square. Sie tötete seine Frau. Und sie vertrieb einen Großteil der
Bewohner Manhattens aus der Stadt. Lediglich die Reichen blieben und
zogen sich in ihre Elfenbeintürme zurück, wo sie sich in eine virtuelle
Welt einloggen und in süßen Träumen der Realität zu entfliehen
versuchen. Jetzt ist der Spademan ein Auftragskiller, der eiskalt tötet.
Er ist die Kugel, man muss ihm nur die Richtung vorgeben. Seine
bevorzugte Waffe: Ein Teppichmesser. Sein neuestes Zielobjekt ist die
Tochter eines mächtigen Fernsehpredigers. Sie zu finden ist kein
Problem, aber der Job wird plötzlich kompliziert - die junge Frau ist
schwanger und der Kunde hat eine Agenda, die weit über einen einfachen
Mord hinausgeht. Spademan muss sich entscheiden. T.K. Harrow, seines
Zeichens Prediger und Vater von Persephone, versorgt die Reichen in
ihren "Betten", wie sie die virtuellen Lagerstätten zu nennen pflegen,
in denen sie verstöpselt und an Schläuchen der Realität entfliehen, mit
neuen Träumen und einer religiösen Botschaft, die so gar nicht göttlich
ist. Und auch der Prediger selbst ist kein allzu nett4er zeitgenosse,
wie seine Mitarbeiter, seine Tochter und auch Freunde von Spademan
erfahren müssen.
Bevor er den Spademan in kurzen knappen Sätzen
loslässt, gibt Adam Sternbergh seinen Lesern noch etwas zu knabbern mit
auf den Weg. Aus der Ich-Erzähler-Version kann man sich nämlich anfangs
recht mühselig, bis man sich daran gewöhnt hat, die Unterhaltungen
selbst raussuchen. Hat dereinst Charlie Huston schon ungewöhnliche
Stilmittel benutzt, um Gespräche darzustellen, hat er es wenigstens mit Bindestrichen
gekennzeichnet. Sternbergh geht noch einen Sparsamkeitsschritt weiter und lässt
jegliche Kennzeichnung einer Unterhaltung weg. War schon manchmal ein
munteres Raten, ob da jetzt der Ich-Erzähler Spademan zum Leser quasselt
oder sich mit einer Figur im Buch unterhält. So kann man den Leser auch
zur Konzentration zwingen. Ansonsten ist "Spademan" Hardboiled in
Reinkultur in einer SciFi-angehauchten Welt voller Dreck und
Verzweiflung, in der der Spademan, ehedem tatsächlich Müllmann nun
anderen Müll gegen Bezahlung von den Straßen räumt. Gründe für Aufträge
interssieren ihn nicht, nur die Kohle. Aber er bleibt auch seinen
wenigen Prinzipien treu, was ihn vom Rest der verlotterten Gesellschaft
unterscheidet. Es entwickelt sich eine bedrückende Geschichte um Moral,
Religion und Falschheit, in der ein Mann - Spademan -, der durch den Tod
seiner Frau eigentlich jeden Lebensfreude und jeden Sinn verloren
glaubte, wieder aufgerüttelt wird, als es daran ging, einer Schwangeren
zu helfen, die er eigentlich töten sollte. Kurze und knappe Sätze, das
eine oder andere Logikloch oder auch Logikhöhle gehört mit dazu,
vermitteln eine Sozialkritik an den Regierenden, der Obrigkeit, der
Technik und des Fanatismus. Schnell, bitter und trostlos - und den
digitalen Himmel vom Prediger Harrow kann man getrost vergessen.
Stellenweise cool, teilweise blutig, aber nicht immer überzeugend. Da
hätte man wohl mehr draus machen können.
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