Freitag, 19. Oktober 2012

Buchreview "Hyänen"

Tom Epperson. Erst heiratete sie einen Mafioso. Dann brachte sie ihn in den Knast. Nun ist Gina mit ihrem Sohn auf der Flucht, quer durch die USA. Eigentlich ohne jede Chance. Denn Gina ahnt nicht, dass ein Peilsender an ihrem Wagen klebt. Doch dann lernen die beiden Gray kennen, einen schweigsamen Traveller. Auch Gray wird gejagt, von den Geistern seiner Vergangenheit. Und Gina erkennt: Der softe aussteiger ist ein Profi im Töten. Und damit ihre einzige Hoffnung.

Gina hat sich in einer kleinen Stadt einen Job als Kellnerin angenommen. Ein ortsansässiger Gebrauchtwagenhändler macht ihr den Hof, darf sogar in ihrem Zimmer warten, während sie sich für den Abend umzieht, da kommt ein fetter, ungesunder Kerl durch die Tür und tötet den hoffnungsfrohen Einwohner des Städtchens ohne Warnung oder Skrupel. Doch Gina - schon erprobt in solchen Situationen, in denen sie blitzschnell handeln muss, um weiter fliehen zu können - schlägt den Kerl nieder und haut mit ihrem Sohn ab. Richtung L.A. um in der Menge unterzutauchen. Vom Peilsender weiß sie nichts. Unterdessen kommt ter Horst vorbei, schnappt sich den fetten Killer und erledigt ihn außerhalb der Stadt und zwei zufällige Zeugen gleich mit. In L.A. hat Gina eine Reifenpanne als ein Fremder vorbeikommt und ihr seine Hilfe anbietet. Widerwillig nimmt sie an. Nach und nach aber freundet sie sich mit dem Mann an und er verrät ihr zumindest seinen Namen:  Gray, während er ansonsten über seine Vergangenheit eisern zu schweigen versteht. Während die kleine Gruppe noch Norman, einen gutsituierten, verwitweten und daher einsamen Pensionär kennenlernt, machen sich in der Ferne verschiedene Killer auf den Weg, um sie auszulöschen und gehen dabei nicht zimperlich vor. Wer im Weg steht oder zufällig etwas mitbekommt, wird gnadenlos eliminiert. Und irgendwann kommen sie auch alle nach L.A., finden Gina, die aber Hilfe von Gray erhält. Gemeinsam können sie der Gefahr entkommen und fliehen in die Wüste, wo Norman tatsächlich eine nette Zweitvilla stehen hat. Dort entscheidet sich das Schicksal aller Beteiligten.

Die Figur des Gray erinnert mich über eine längere Zeit des Buches ganz schwer an Jack Reacher, wenn auch mit kleinen Abweichungen. Gina und ihr Sohn waren für mich dagegen zwar die Hauptfiguren des Dramas, aber irgendwie ohne besondere Merkmale. Sicher spürt man die Angst vor den Verfolgern und Lukes Unwillen über die durch seine Mutter verursachte Zwangslage, die ihn zwingt, ohne Freunde oder Schulkameraden auskommen zu müssen. So ist der Junge auch der Erste, der den Fremden in sein Herz schließt. So wechselt die Handlung immer zwischen den Gangstern und den Gejagten hin und her, wobei man manchmal schon aufpassen muss, dass man den Sprung von einer Person zur nächsten nicht übersieht. Auffällig waren die vielen Traumsequenzen, die Epperson eingebaut hat und die meines Erachtens nicht sonderlich viel zum Fortgang der Story beigetragen haben und auch einige zu viel gewesen sind. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn die Killer hinterlassen auf ihrer Jagd nach den Opfern eine Spur des Blutes und der Leichen, gehen gnadenlos und effizient vor. Und alle haben ein völlig anderes Motiv als ihre jeweiligen Partner, was sich auch in den unterschiedlichen Charakterzeichnungen offenbart. Dann wäre da noch das unfreiwillige Pärchen DeWitt und Dee, mit denen man fast schon Mitleid haben könnte, sind sie doch absolut ohne Selbstbewusstsein, hadern mit dem Schicksal und trauen sich nicht etwas zu riskieren. Insgesamt ist "Hyänen (Sailor im Original)" ein schnörkelloser, gradliniger Thriller, der auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtet. Gefühlskalte Verfolger wechseln sich mit emotionalen Momenten der Protagonisten ab, ohne dabei zu dick aufzutragen oder Längen im Buch, das flott und gut lesbar verfasst ist, aufkommen zu lassen. Ausnahmsweise stimmt einmal die auf dem Klappentext ausgesprochene Empfehlung. Lesenswert.

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