Jeff Strand. Nathan Pepper sah wie ein gewöhnliches Baby aus - außer,
dass er einen Mund voller gruseliger scharfer Zähne hatte. Sein Leben
begann damit, dass seine Großmutter dringend empfahl, ihn so bald wie
möglich umzubringen. Man kann deshalb wohl sagen, dass für Nathan kein
typisches Dasein bestimmt war.
Er hasste den Spitznamen Fangboy. Aber
keiner konnte leugnen, dass er der furchteinflössendste kleine Junge in
der ganzen Stadt war. Und er würde alle möglichen Abenteuer erleben.
Tragische Abentuer, wie das Schicksal seiner Eltern. Gefährliche
Abenteuer, wie seine Begegnung mit dem zwielichtigen Professor Mongrel.
Spannende Abenteuer, wie der Ritt auf einem wildgewordenen Pferd, das er
nicht zum Stehen bringen konnte. Du denkst dir dann: Naja, er sollte
einfach abspringen". Aber das kann er nicht, weil es zu schnell rennt,
und er sich ein Bein brechen könnte. Und ja, ein besonders grauenvolles
Abenteuer, das allerdings nicht sehr ausführlich beschrieben wird.
Nachdem
seine Eltern sich weigerten, ihn zu ersticken, verließen seine
Großeltern flugs das traute Heim von Nathan, während sich seine Eltern
rührend um den Kleinen kümmerten. Doch als er gerade sechs Jahre alt
war, vergisst seine Mutter den Gasherd auszuschalten und seine Eltern
kommen ums Leben. Natham kommt in ein Waisenhaus, dessen Leiter ein
knauseriger Sparfuchs ist und der gerne mit der Gerte züchtigt. Doch
eines Tages kann Nathan fliehen und lebt fortan für ein Jahr im Wald.
Mit sieben Jahren wird er von Penny und Mary aufgenommen, die ihn dann
auch zur Schule schicken. Dort wird ihm auch der Name Fangboy angehängt
und er hat unter den Hänseleien der anderen zu leiden. Doch Jamison, ein
Junge, der bald an seiner Krankheit sterben sollte, schert sich nicht
um die Zähne und wird sein Freund. Bald wird Fangboy sogar zu einer
Halloweenparty eines Klassenkameraden eingeladen, doch die endet damit,
dass er in Notwehr einen Peiniger beißt und ins Gefängnis muss. Dort
wird er von einem Mann rausgekauft, der ihn an Professor Mongrel
weitergibt, der eine Monstrositätenshow organisiert und den Jungen
auftreten lassen will. Doch bei einer Vorstellung kommt es zu einem
Brand und Nathan büchst auf einem Pferd aus, das er aber nicht stoppen
kann und das tagelang einfach ohne Pause weiterläuft. Als er endlich von
dem Pferd herunterkommt, muss er wieder im Wald leben und flüchtet des
winters vor einem Bären. Er gräbt sich tief in den Schnee ein, um sich
zu verstecken und wird erst elf Jahre später tiefgefroren wieder
gefunden.
Jeff Strand liefert hier weder einen Horrorroman noch
ein Splatterfest ab. "Fangboy" weist aber den typischen Humor des Autors
auf und man sollte die vielen überzeichneten Figuren nicht bierernst
nehmen, denn das wäre fehl am Platz. Eine sehr unblutige Geschichte, die
eigentlich tieftraurig im Grundtenor sein könnte, wird von Strand zu
einem warmherzigen und so feinfühligen wie anrührenden MÄRCHEN. Die
Themen reichen von all den Sehnsüchten nach Liebe und Geborgenheit, die
sich jeder wünscht, über die Tatsache, dass man den Mut aufbringen
sollte, sich nicht von der Masse verbiegen zu lassen, bloß, weil man
anders ist. Er erzählt dem Leser, den er manchmal sogar direkt
anspricht, sympathisch und locker, hin und wieder sogar ergreifend, wie
der kleine Kerl sein Schicksal meistert und hat sich noch ein besonderes
Ende einfallen lassen. Auch wenn es trotz minimaler und seltener
kleinerer Gewaltspitzen kein Horrorroman ist, den uns Jeff Strand hier
kredenzt, ist es dennoch eine wunderschöne, etwas bizarre Story um einen
liebenswerten Bengel.Man sollte den Autor im Auge behalten, denn im Gegensatz zu den meisten anderen, gelingt es ihm immer wieder, den Leser zu überraschen.
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