Freitag, 10. Januar 2014

Buchreview "Zero Day" D. Baldacci

David Baldacci. John Puller gilt als der beste Ermittler in der amerikanischen Militärpolizei. Gemeinsam mit der Polizistin Samantha Cole soll er den grausamen Mord an einer Familie im ländlichen Virginia klären. Doch bald tauchen weitere Leichen auf und weisen auf ein Komplott von gigantischen politischen Ausmaßen hin. Noch viel mehr Menschenleben stehen auf dem Spiel.

In dem kleinen Ort Drake mitten im nirgendwo von West Virginia wird ein Oberst des Militärs mitsamt seiner Familie ermordet. Zur Aufklärung wird der Ermittler John Puller entsandt. Kaum hat er nach einer kleinen Irrfahrt das Gebäude mit den Toten gefunden, muss er sich eingestehen, dass hier etwas nicht zusammen passt. Der Polizist, der den Tatort bewachen sollte, wird von ihm im Keller erhängt aufgefunden. Zusammen mit dessen Chefin Samantha "Sam" Cole beginnt er diverse Spuren zu untersuchen und sieht, dass die Familie vor ihrr Ermordung verhört und dabei auf Video aufgenommen wurde. Als man auch im Nachbarhaus zwei weitere Tote entdeckt, wird die Sache unübersichtlich. Da die zuletzt gefundenen Leichen im Keller ihres Hauses ein nettes Meth-Labor unterhielten, könnte sich auch alles um sie gedreht haben, mit den anderen Opfern als unfreiwillige Zeugen, die dies durch eines ihrer Wohnzimmerfenster beobachtet haben könnten. Aber auch im Ort ansässiger Konzernboss namens Trent, der den Kohletagabbau in der Gegend beherrscht und die Landschaft verschandelt sowie Umwelt und Bewohner vergiftet, erhält angeblich Todesdrohungen. Das würde wiederum dazu passen, dass der tote Oberst Geländeproben untersuchen lassen wollte. Da Puller Anweisung hat, immer wieder auch persönlich Bericht zu erstatten, fliegt er nach Washington, um dort seiner Pflicht nachzukommen, aber auch um die Kollegen des Oberst sowie dessen Vorgesetzte zu befragen. Bevor er sich wieder ins Hinterland aufmacht, wird er von der Homeland Security zu einem Informationsaustausch eingeladen, der sogar ihm neue Erkenntnisse bringt. Leider machen diese die Sache nur noch komplizierter und es stellt sich auch noch die Frage nach einer Betonkuppel, die mitten in den Wäldern um Drake herum steht und deren betreten verboten ist.

"Zero Day" liest sich anhand des Klappentextes und des Buchbeginns zuerst recht interessant, aber bald wird auffällig, dass Herr Baldacci sich hier sehr auf seinen Ermittler John Puller konzentriert, der auch noch mit einem kranken Vater (Ex-General) und einem älteren Bruder im Gefängnis sein Päckchen zu tragen hat. Auch die Familienverhältnisse seiner ortsansässigen Partnerin Sam Cole sind nicht leicht zu durchschauen. Dennoch spielen die familiären Probleme der beiden Hauptfiguren nur einen untergeordnete Rolle, auch wenn der "Knastbruder" Puller, dem Militärermittler, durchaus hilfreiche Hinweise geben kann. Die Suche nach dem Mörder und dem Motiv gestalten sich anfangs noch recht spannend, ist man doch wirklich neugierig, was da so hinter den Kulissen in dem Kaff vor sich geht. Doch dann verflacht das ganze Konstrukt auch einige kleine Kabbeleien können das Tempo nicht forcieren. Den größten Teil der rund 605 Seiten bleibt "Zero Day" ein ruhiger und eher unaufgeregter Thriller, der zudem anscheinend viele Anleihen genommen hat. Puller könnte auch ein wenig charismatischer und blasser Jack Reacher sein, Samantha Cole scheint aus der King/Maxwell-Reihe die Rolle der Michelle Maxwell zu kopieren und das ganze Ambiente und die Atmosphäre erinnern in Teilen an das Buch "Raylan" von Elmore Leonard gemischt mit den ersten beiden Staffeln von der TV-Serie "Justified", die ja nach einer Kurzgeschichte von Leonard entstand. Zum Ende hin auf rund 70 Seiten gibt es wieder etwas mehr Schwung, aber die kann zusammen mit der platten Auflösung nicht mehr sehr viel retten. Vielleicht hätten dem Buch 100-150 Seiten weniger gutgetan und ein gewisses Qualitätsmanagement des Verlages, das ich ob des Vertauschens von Namen der handelnden Personen nur als mangelhaft bezeichnen kann, wäre einem besseren Gesamteindruck auch zuträglich gewesen. Da bleibt nur zu sagen, dass es hier statt Baupfusch vielmehr Buchpfusch gegeben hat. "Zero Day" ist ein befreiter Roman - befreit von Humor, den es hier gar nicht gibt, sowie von jeglichem Überraschungseffekt hinsichtlich einer cleveren Auflösung nach derart vielen Spuren. Das Buch bzw. die Story hätte Potenzial gehabt, bräuchte aber dazu einen Autoren, der nicht in den letzten Jahren nicht zuviel Maß genimmen hat - Mittelmaß!! Leider nur bedingt zu empfehlen, da die Spannungsschraube im Mittelteil ja mal so gar nicht angezogen wird, wenig Tempo vorherrscht und der Schluss leider abgehackt und an den Haaren beigezogen wirkt - und der Autor sich zu sehr an Versatzstücken anderer Unterhaltungsliteratur bedient hat. Da nutzt auch sein wohlgemeinter beitrag zum Umweltschutz und die Kritik am Tagabbau von Kohle nix. Und seine - vielleicht vom Gesundheitsministerium gesponsorte - Antiraucherkampagne wird eh ad absurdum geführt, da die Leutchen in der Region schon von abgeleiteten Chemikalien, Kohlestaub im wasser und in der Atemluft um die Ecke gebracht werden. Da wird der schwarze Energiestaub von der Zigarette nur noch überteert. Bliebe nur abzuwarten, was die Menschen dort eher um die Ecke bringen würde. Dass natürlich die Rqucherei die Schuld bekommt, dürfte klar sein, da man es sich mit der Energierwirtschaft nicht verscherzen will. Lieber die gesamte Region plattmachen und einige tausend Menschenleben opfern, statt gegen die Bonzen vorzugehen. Dann lieber gegen die Raucher gehetzt. Ob ich mir den zweiten "Pullermann" lesetechnisch reinziehe, weiß ich noch nicht.     

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