Samstag, 15. Februar 2014

Buchreview "Lost land - Die erste Nacht" Jonathan Maberrx

Jonathan Maberry. Eine Katastrophe, deren Ursache niemand kennt. Eine Enklave, in der sich die letzten Überlebenden verschanzt haben. Ein riesiges Niemandsland, das von Untoten bevölkert wird. Zwei Brüder, die einander Feind sind., Ein junges Mädchen, das den einen bewundert und den anderen liebt.

Benny Imura ist wie andere fünfzehnjährige Burschen auch.Als in Mountainview das neue Gesetz, dass sich jeder in seinem Alter einen Job zu suchen hat, sonst würden die Rationen halbiert, auch bei ihm greift, versuchen er und sein Kumpel Lou Chong sich den genehmsten rauszusuchen. Er soll also weder langweilig noch in irgendeiner Form anstrengend oder mir körperlicher Arbeit verbunden sein. Nicht jeder Wunschtraum geht in Erfüllung. Während Chong auf einem Wachturm als Späher anheuern kann, bleibt Benny nichts anderes übrig, als bei seinem verhassten Bruder zu Kreuze zu kriechen und gerade bei dem Menschen, den er hasst und für einen miesen Feigling hält, in die Lehre als Zombiejäger zu gehen. Schon bei ihrem ersten Auiftrag, der lautet, dass sie einen Angehörigen eines Bewohners von Mountainside befrieden sollen, stellt Benny fest, dass so manches, das er zu wissen glaubte, nur auf Irrtümern oder Täuschung beruhte. Red Eye-Charlie z. B. ist kein Held, wie man es sich überall erzählt und Bennys Bruder Tom kein Feigling. Spätestens als Benny und seine Freunde eine Zombiekarte (Sammelkarten mit Abbildern berühmter Jäger oder bessonders fiesen Zombies) finden, auf der ein Bild des "verschwundenen Mädchens" ist, wird er eines Besseren belehrt. Denn Charlie und seine Compadres wollen verhindern, dass die Welt etwas über das Mädchen erfährt. Sie versuchen Benny und seinen Bruder ebenso zu töten, wie Bennys Freundin Nix und deren Mutter, die beide über Charlies wahre Natur und Tätigkeit Bescheid wissen. Es gelingt ihnen aber nur, Nix zu entführen und deren Mutter zu töten. Tom und Benny machen sich an die Verfolgung und im Feindesland erfährt Benny mehr darüber, was wirklich in der "Ersten Nacht" geschah und wie das Leben vor der Katastrophe war. Und er lernt seinen Bruder besser kennen. Nach einigen gefährlichen Abenteuern und Hinterhalten holen sie die Bande ein. Es kommt zum entscheidenden Kampf.

Jonathan Maberry hatte ja auch die erwachsenen Leser mit seinem "Patient Null" verwöhnt und es war sogar schon die Fortsetzung angekündigt und sogar mit Cover beworben, als der veröffentlichende Verlag sich wohl entschied, dass ihm die Kosten für ein Buch, das mehr als 450 Seiten hat zu hoch sein könnten. Wäre jetzt allgemein keine neue Praxis, da diverse Verlage ähnliche Arbeitsweisen an den Tag legen. Entweder werden die Bücher auf ein passendes Format runtergekürzt oder man lässt es eben ganz. Nur wirklich verkaufsträchtige Autoren wie ein Brown, Dan oder ähnliche Kaliber können über hunderte von Seiten langweilen ohne Kürzungen befürchten zu müssen. Bestens beworben verkauft sich deren Zeug eh wie geschnitten Brot. Nun hat Maberry mit seiner Jugendreihe um Benny und die Zombies eine Heimat beim Thienemann-Verlag gefunden, der nicht bei 440 Seiten Ende sagt. Jonathan Maberry hat einen Zombieausbruch mit der Geschichte eines pubertierenden Jugendlichen verquickt und lässt den Leser daran teilhaben, wie Benny und seine Gefühle sich bei der ersten Liebe verzetteln, wie angebetete Helden vom Sockel gestoßen werden und er mehr und mehr über die alte und neue Welt hinzulernt und ziemlich schnell erwachsen werden muss. Aus dem Bengel, der jeder schweren Arbeit (oder Arbeit allgemein) aus dem Weg gehen will, wird ziemlich früh nach einigen harten Lehrwochen ein Mann mit einem gewissen Verantwortungsgefühl und einem klaren Sinn für Freundschaft und Loyalität. Nur die Liebe und der erste Kuss bringen seinen Hormonhaushalt dann doch durcheinander. Er muss lernen, dass sich gewisse Eifersüchteleien einschleichen, dass man bei Unterhaltungen mit Frauen jederzeit in eine Falle tappen kann und nichts richtig ist, was man sagt oder tut. Sein Bruder Tom hingegen, der durch Bennys jahrelange Verachtung unsagbar gelitten hat, es aber nie zeigte, erinnert mich an den Protagonisten aus V. M. Zitos "Return Man". Er sieht die Zombies nicht als bösartige Kreaturen, sondern nur als Kranke, die ihrem Leiden erlegen sind und nun ihrem Instinkt folgen. Menschloiche Wesen, die überlegt Böses tun, sind da die wahren Bestien, wie die Bürder bald am eingenen Leib erfahren. Die Zombies hingegen, die Tom tötet, sind nur Verwandte von Überlebenden, die Tom den Auftrag gaben, ihre Lieben zu befrieden, damit sie in Ruhe ins Himmelreich einziehen können. Also ähnlich wie beim "Return Man". Natürlich tötet Tom auch aus Notwehr, wenn er von Mensch oder Kreatur angegriffen wird. Und es ist Toms Aufgabe, Benny den Unterschied zwischen sinnlosem Morden und seinen Aufträgen beizubringen. Jonathan Maberry serviert einen actionreichen, für ein Jugendbuch manchmal auch recht groben Zombieroman, in dem er auch viel Platz lässt für die Gefühle eines Heranwachsenden (und er schafft es auch, seinen Joe Ledger aus "Patient Null" ganz kurz zu Ehren kommen zu lassen). Der Beginn ist eher gemächlich, fast schon Tom Sawyer im Zombieland, doch dann wird das Tempo höher, die Dramaturgie ist stimmig, die Verfolgungsjagd und alles, was daraus resultiert, spannend und mittig mit eher sozialen Themen wie Ethik und gar Religion (Der Glaube, dass es Gottes Strafe dafür ist, dass man vor der "Ersten Nacht" Elektrizität genutzt habe und diese nun aus religiösen Gründen verboten ist) sowie Familiensinn gewidmet. Eine durchaus empfehlenswerte Lektüre nicht nur für Jugendliche.  Wird fortgesetzt mit "Lost Land 2: Der Aufbruch".

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