Mittwoch, 13. August 2014

Buchreview "Fear - Grab des Schreckens" Preston/Child

Douglas Preston & Lincoln Child. Nur wenige Minuten dauert das ersehnte Wiedersehen von Special Agent Pendergast mit seiner Frau Helen, bevor sie vor seinen Augen entführt wird. Mit unerbittlicher Härte nimmt der FBI-Mann die Verfolgung auf. Doch die Täter sind ihm stets einen entscheidenden Schritt voraus. Zur selben Zeit hinterlässt ein Serienkiller an seinen Tatorten persönliche Nachrichten für Pendergast. Er muss erkennen, dass sein Wiedersehen mit Helen nur der Auftakt zu einem perfiden Komplott war. Und dass ihm das Schlimmste - die grausame Wahrheit - noch bevorsteht.

Bei dem Treffen, zu dem Helen an einen vorher festgelegten Ort gebracht wird, geraten die Dinge schnell ausser Kontrolle. Hat er seine eigentlich totgeglaubte Frau soeben erst wiedergesehen, wird sie auch schon von Häschern entführt. Pendergast macht sich unerbittlich an die Verfolgung und kann die Gangster nach und nach ausschalten und verfolgt spuren bis nach Mexiko hinein. Dennoch kann ihm der Anführer entwischen. Der Special Agent kehrt zurück in sein Domizil und verliert immer mehr das Interesse an anderen Vorgängen, zieht sich zurück, will niemanden sehen. Das wirkt sich auch auf Lieutenant D'Agosta aus, der an einem schwierigen Fall böse zu knabbern hat. Ein Serienkiller macht sich in Hotels in der Stadt bemerkbar. Er überfällt scheinbar wahllos irgendwelche Menschen in ihren Zimmern und tötet sie, bevor er sie zerstückelt - und lässt jedes Mal einen sehr persönlichen Hinweis zurück. D'Agosta weiß bald nicht mehr weiter und will Pendergast ins Boot holen, doch der lehnt recht schroff ab, will seine Ruhe. Doch bald tauchen Indizien auf, die ihn dann trotz aller Sorgen in die Ermittlungen treiben, wo er prompt mit einem anderen auf den Fall angesetzten FBI-Kollegen aneinander gerät. Auch D'Agosta kommt bald zwischen die Fronten, als er auf Geheiß seines Vorgesetzen Dinge ausplaudern muss, die Pendergast lieber für sich behalten wollte. Eigentlich hat ihn nur Corrie Swanson wieder aktiviert, die bei einer Organisation namens "DER BUND" rumgeschnüffelt hat und der dabei entlarvende Unterlagen in die Hände fielen. Sie musste sich lange verstecken, bevor sie Pendergast um Hilfe bat und ihm die Akten übergab. So kam er in den Fall des Serienkillers hinein. Zuvor aber hat er Corrie angewiesen, sich weit weg zu versteken, wo sie niemand vermuten würde, drückte ihr Geld in die Hand und sorgte für ihre Abreise. Dass sie dort selbst in ein Abenteuer geraten würde, konnte er nicht ahnen. Und auch um sein Mündel Constance gibt es neue Entwicklungen, die so nicht zu erwarten waren.

Die Vorgänger-Bücher "Fever" und "Revenge" sollte man schon gelesen haben, um der Geschichte von "Fear", dem Abschluss der Trilogie um Helen, folgen zu können. Was mich überrascht hat - positiv -, ist das Tempo, das das Autorenduo hier anschlägt. Da vergehen die Seiten wie im Flug. Und als der erste Handlungsstrang sich einem emotionalen Ende zuneigt, beginnt eine weitere Geschichte mit den Hotelmorden, die zwar nicht so schnell ist, aber dafür genug zum Rätseln bietet. Das Buch enthält alles, womit man auch bisher schon in den Büchern von Preston/Child blendend unterhalten wurde: Eine Menge Emotion, Rätsel, etwas Mystery und einen überraschend hohen Actionanteil, der gegen Ende in eine wahre Schlacht ausartet. Was auszusetzen gibt es leider auch. Die gewählten Bösewichter sind schon derart Klischee, dass es nervt, sorgen aber auch gleichzeitig dafür, dass die Grenzen zwischen den Helden der Story und ihren Feinden klar abgesteckt sind. Auf der einen Seite die richtig fiesen und brutalen Verbrecher mit ihren menschenverachtenden Plänen, die sie in Südamerika in abgelegenen Ortschaften, die sie eigens vor vielen Jahren gegründet haben, durchführen wollen und dort die Menschen, die solche Taten aufs bitterste verachten und mutig dagegen ankämpfen. Hin und wieder werden gewisse Geschehnisse dann doch etwas platt weitergeführt (Wenn ein Kommando an der Seite von Pendergast bis auf den letzten Mann niedergemacht wird und nur er entkommt) oder sind einfach entgegen den anderen Werken um Pendergast stellenweise so sehr Mainstream, dass man schon etwas verwundert ist. Aber hier macht es wohl der Mix. "Fear" ist auch das Buch um etliche Familienangelegenheiten. Corrie und ihr Vater zum Beispiel (Dieser Strang trägt absolut nichts zu den Aktionen um Pendergast bei und hätte man ihn weggelassen, wäre das Buch nur kürzer, aufgefallen wäre es  nicht), die sich nach seiner Flucht vor deren Mutter und seiner damaligen Gattin erstmals wiedersehen und einige Dinge aufzuarbeiten haben, das Geheimnis um Constance (für mich die nervigste Figur im Pendergast-Universum) erfährt zusätzliche Erkenntnisse und der sonst so coole und überlegen-weise Pendergast verfällt in tiefste Depression und ist  nahe des Selbstmordes. Sehr gut zu lesen, sehr flott, richtig gehend voller Rasanz und vergleichsweise fetziger Action, die aber nicht zu brutal daherkommt, mit Fragen zu Ethik und dem Wert des Lebens, voller Überraschungen und Wendungen und einem Ende, das wohl eine große Gefahr beseitigt sieht, aber auch Raum für Rückkehrer offen lässt. Wo verschiedene Fragen beantwortet wurden, tauchen nun neue auf und ich vermute, dass die Autoren so mit der Zeit auch daraus wieder spannenden Stoff fabrizieren werden. Das nächste Buch - "Attack" - wird sich aber wohl noch nicht damit direkt beschäftigen. Spannend, mit Cliffahngern versehen und hochinteressant sowie ungewohnt actionreich. Sehr gute Lektüre.

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