Alistair MacLean. Eine trostlose, menschenleere Schneelandschaft. Ein überfüllter Zug quält sich auf dieser einsamsten aller Bahnstrecken des Westens zum Nevada Paß hinauf, mitten durch das Gebiet der blutrünstigen Pajute-Indianer. Aber der wahre Feind ist hinterhältiger, brutaler und sehr viel gefährlicher. Eine schreckliche Fahrt in Tod und Verderben.
Reese City, Hotel Imperial, 1873. Im Saloon trinken einige Soldaten und missmutige Eisenbahner ihr Bier oder den Whiskey, ein Arzt, ein Prediger und ein US-Marshal sowie mehrere Offiziere bevölkern die Tische. An einem anderen Tisch wird gepokert. Und einer wird dabei als Falschspieler entlarvt. Der US-Marshal nimmt ihn fest und lässt ihn zu dem Zug bringen, der die Armee und ihre Begleiter in ein entlegenes Fort bringen soll, in dem eine tödlich verlaufende Krankheit herrscht. In einem der Gepäckwagen sind deswegen sogar Särge als Lieferung untergebracht. Die Abfahrt verzögert sich, weil man zwei Offiziere vermisst. Als sie nicht gefunden werden, reist man dennoch ab. Der Spieler wird zusammen mit dem US-Marshal in der Offiziersmesse untergebracht, wo auch ein Gouverneur und seine Tochter dinieren. Dann passieren einige merkwürdige Dinge. Die Verbindung nach außen wird gekappt, man kann sich nirgends mehr telegrafisch melden, die Leitungen wurden durchschnitten. Und der vermutete Saboteur macht munter weiter. Manipulation an der Lok, Waggons werden abgekoppelt und stürzen dann mit etlichen Soldaten in den Tod. Der Gefangene John Deakin tut als ginge ihn das alles nichts an, schürt aber immer schön das Misstrauen unter den Reisenden. Und als man dann das Fort erreicht, ist nichts mehr so, wie man es erwartet hat und auch einige der Bösewichter lassen ihre Masken fallen.
Alistair MacLean wurde ja nachgesagt, dass er es mit den historischen Daten nicht wirklich so genau nehmen würde. Wenn die Angaben der Daten zu Beginn des Buches von ihm stammen sollten, wird diese These leider bestätigt. Die Winchester 73 war nicht wie behauptet das erste Repetiergewehr von Winchester, sondern eine modifizierte und aufgerüstete Version der Ausgabe von 1866 - und die wiederum war eine Verbesserung der Spencer und der Volcanic. Der Goldrausch in Kalifornien begann nicht erst im Jahr 1855, sondern direkt nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846-1848, der nach dem Sieg der Amerikaner dazu führte, dass die sich den größten Teil Kaliforniens (nur Baja California blieb bis heute mexikanisch) unter den Nagel rissen und dann im Prinzip sofort danach bei Sutter's Mill den Goldrausch auslösten. Der Bau der Union Pacific aus den Nordstaaten begann VOR den angegebenen Jahr 1869 und endete mit dem Zusammenschluss mit der Central Pacific, die von Kalifornien aus die Verbindung zu bauen begann. Die Comstock Lode wurde zwar mit dem Datum der Entdeckung richtig angegeben - 1859 -, aber da das Buch im Jahr 1873 spielen soll, ist die Behauptung eines Bewohners von Reese City, dass die anderen Einwohner die Stadt vor MONATEN wegen dem Goldfund in Nevada verlassen hätten, eben auch falsch. Undim Personenverzeichnis wird Pearce als Marshal der US-Armee beizeichnet, dabei war er nur im Bürgerkrieg als Sergeant bei der Armee und ist jetzt US-Marshal. "Nevada-Pass" ist ein typisches Buch des Briten. Viele Verdächtige, undurchsichtige Gestalten, Verrat, Sabotage und Morde. Das alles in einem begrenzten Bereich. Neu ist vielleicht, dass MacLean hier eine Art Agatha Christie im Western- und Thrillergewand abliefert. Viel erfahren soll man während der kurzen Lektüre über die Charaktere sicher nicht, dafür sind sind sie zu oberflächlich gezeichnet, manche sogar völlig überflüssig, tragen nichts zur Story bei. Dramatisch genug war das Buch ja dann auch, um es mit Charles Bronson zu verfilmen, der mit Clint Eastwood und Richard Burton ("Agenten sterben einsam"), Rock Hudson und Jim Brown ("Eisstation Zebra") oder mit David Niven und Gregory Peck ("Die Kannen von Navarone") schon einige Vorgänger hatte, die in Filmen, die ähnlich gelagert waren tragende Rollen spielten und alle aus der Feder von Alistair MacLean stammten. "Nevada Pass" ist ein Werk zum schnellen Konsumieren, recht anspruchslos und nicht um irgendwelche Genauigkeiten auch nur ansatzweise bemüht. Stört man sich daran nicht, bekommt man bekannte Kost serviert, die unterhaltsam ist, spannend bleibt und das Rätsel, wer denn nur wirklich wer ist und warum er was tut auf die Spitze treibt. Ganz okay, aber kein Pflichtkauf.
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