Sonntag, 12. Juni 2016

Buchreview "Feuerhölle" D. Brown

Dale Brown. Ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug wird von einer neuartigen Waffe getroffen, die die Elektronik seines Ziels regelrecht zum Schmelzen bringt. Das Flugzeug stürzt südlich von China ins Meer. Eine Bergung scheint unmöglich, da die Gewässer zu China gehören – und das neue chinesische Staatsoberhaupt ist bereit, alles zu tun, um diesen Standpunkt zu vertreten. Als die Situation zwischen den USA und China zu eskalieren droht, wird kein anderer als der ehemalige Air-Force-General Patrick McLanahan auf den Plan gerufen, um die bevorstehende Apokalypse zu verhindern.

McLanahan ist jetzt Chef bei Sky Masters und treibt die Entwicklung und Nutzung von Bombern einer neuen Generation schnell voran. Und er gedenkt sie dann an die Streitkräfte sozusagen zu vermieten. Inklusive dem entsprechenden Personal am Boden und in der Luft. Sein Sohn Brad hingegen, der durch ganz viel Vitamin B an der Air Force Academy aufgenommen wurde, ist ganz schnell wieder draußen. Zoff mit einem dienstälteren Ausbildungskadetten ließ den vorgesetzten Offizieren keine Wahl, als den Störenfried, der sich zudem weigerte, sich zu entschuldigen, aus dem Kader zu entfernen. Doch die McLanahans halten zusammen. Patrick bringt Brad bei einem befreundeten Colonel unter, der den Jungen unter seine Fittiche nimmt und einen echten Flieger aus ihm machen will. Und während in der Heimat derartige Kleinigkeiten schon Stress auslösen, geschieht im chinesischen Meer Ungeheuerliches: Die nach und nach erstarkten (wirtschaftlich und militärisch) Chinesen wollen sich die ganze Region unter den Nagel reißen. Um die Kontrolle zu behalten, haben sie auch in neue Waffensysteme investiert. Und mit einem solchen holen sie ein amerikansiches Aufklärungsflugzeug vom Himmel. Während diplomatische Noten die Runde machen, wird im Hintergrund an einem Plan gearbeitet, den aufstrebenden Asiaten zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Durchaus nützlich sind dabei auch diverse Intrigen in der Führung der Riege der Mächtigen Chinas und streikende Arbeiter im Land des Feindes. Die Zeit für McLanahan scheint gekommen, seine neuen Flugzeuge mit ebenso neu entwickelten Waffen einzusetzen.

"Feuerhölle" ist der Abschluss der Reihe um Patrick McLanahan (wird aber weitergeführt mit Sohnemann Brad) und ich bin ehrlich gesagt ganz froh darum. Die letzten beiden Romane waren recht fade und dieser hier erreicht bestenfalls Mittelmaß. Da man einen Autor (Wie es im richtigen Arbeitsleben auch geschieht) an seinen besten Leistungen misst, hört die Serie doch etwas enttäuschend auf. Es ist gar nicht das Beschreiben der technischen Details, der Waffensysteme oder der politischen Winkelzüge, denn das hat Dale Brown früher bestens verknüpft und damit auch Kollegen wie Tom Clancy gezeigt, dass man Politthriller auch mit satter Action garnieren kann, ohne von einem gewohnten Stil abzuweichen. Doch mittlerweile ist Brown dieses Gefühl abhanden gekommen, die Action wird minimiert, die Familie McLanahan nimmt viel Raum ein. Und ist dabei langsam schon nervig. Der Sohn, der schön mit Protektion überall ein Pöstchen bekommt, diese unheimliche Heldenverehrung und dieses einseitige Darstellen von Recht und Unrecht. Pathos hier, Pathos da. Und die Chinesen sind wieder so ultraböse: schießen Demonstranten nieder, intrigieren untereinander, sind verlogen und nicht vertrauenswürdig, zeigen offen imperialistische Tendenzen. Alles Eigenheiten, die man auch bei den Amerikanern findet, dort aber als gute Eigenschaften geschildert werden. Oder will mir jemand erzählen, die USA würde Vietnams Seerecht schützen, wenn es vor Vietnam kein großes Ölfeld gäbe oder sie den Seeweg brauchen, um im chinesischen Meer zu patroullieren und die Chinesen auszuspionieren? Ich bin das ja durchaus gewohnt bei Dale Brown, aber manchmal bewegt er sich da tatsächlich an der Grenze des Erträglichen. In den letzten beiden Büchern hat die Action fast gänzlich gefehlt, hier ist es etwas mehr, aber nicht sonderlich viel. Deshalb hat man leider auch die Zeit, sich über allzuviel "America/McLanahan First" zu mokieren. Spannung, Tempo, Action - all das gibt es hier leider nur mit gebremstem Schaum. Vorbei die Zeiten der hektischen Luftkämpfe, Bombardierungen von Anlagen des Feindes, ja noch nicht einmal mehr die Hatz nach einem Maulwurf gibt es. Rasante Luftkämpfe sind Mangelware geworden. Keine Ahnung, ob der deutsche Verlag auch die Romane um Sohnemann Brad bringen wird, aber wenn schon Dale Brown, dann würde ich die Serie "Dreamland", die er zusammen mit Jim DeFelice (Co-Autor von Scott McEwen als der "American sniper" zu einem fertigen Buch machte) verfasst hat, dieser eigentlich vorziehen. Die Reihe läuft auch schon einige Jahre und dürfte gerade zu Beginn noch den Dale Brown zeigen, der bisher so viel Freude gemacht hatte. Kaufempfehlung nur für Komplettisten.

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