Bryan Smith. Vier
Jahre sind seit den Ereignissen des ersten Buches vergangen, in dem
Jessica einer Familie von perversen Mutanten ausgeliefert war. Nun kehrt
Jessica zurück nach Hopkins Bend. Sie ist auf der Flucht, weil ihr ein
Mord angelastet wird, den sie gar nicht begangen hat. Aber in der
verlassenen Geisterstadt sind die Dinge nicht so, wie sie Jessica
erwartet. Bald findet sie sich in einem Albtraum des Perversen wieder.
Jessica
ist wieder da. Aus der Armee geflogen, weil sie in Kabul Scheiße gebaut
hat, was etliche Menschenleben kostete. Selbst Daddy konnte da nix mehr
machen. Und da sie nichts zu tun hat, niemanden killen darf, da
versumpft sie eben regelmäßig und wacht am Tag danach mit einem
Riesenkater auf. Und hat hin und wieder mal jemanden abgeschleppt oder
sich abschleppen lassen. Diesmal war Zelda die Glückliche. Doch Jessica
hat weitere Probleme, wie sie bald feststellen muss. Da rät ihr Papa,
dass sie zurück nach Hopkins Bend gehen soll. Das ist so etwas wie eine
Geisterstadt geworden und dürfte wohl der sicherste Platz für sie sein.
Doch wie das mit solchen sicheren Plätzen so ist: manche sind der
Gestalt, dass sie Neugierige anlocken. Daphne und Begleiter Adam sind
solche Abenteurer. Daphne schnappt sich Adam immer dann, wenn ihr Freund
gerade außerhalb zu tun hat. Sie will halt trotzdem ein bisschen Spaß.
Doch Backwood sollte man meiden. Sie werden von Hinterwäldlern
aufgegriffen. Adam nippelt gleich ab, Daphne (die später auch mal
"nippeln" darf, hehe) wird mitgeschleppt. Was sie dann erwartet, hätte
sie sich in ihren übelsten Albträumen nicht vorgestellt. Und dann ist da
noch Sienna aus der Umgebung, in der durchaus noch einige Leute leben -
und was für welche. Sienna macht sich bald auf den Weg, um bei einer
Verwandten zu wohnen, wo sie nicht ständig kritisiert wird. Sie findet
diese nahe dem Tode in ihrem Bett, da ihr Mann schon seit Tagen bei
Sienna Schwester ein- und ausgeht (denkt euch euren Teil selber) und die
kranke Gattin daheim vor sich hinsiechen lässt. Eine vorzügliche Sache.
Sie kann die Olle ersticken und dann ihr Ritual zu Wiederbelebung von
Toten praktizieren. Und in diese Brutstätte der Gewalt verschlägt es
Jessica erneut.
Mal wieder starker Stoff von Bryan Smith. Was bei
Frank Festa unter der "normalen" Horror- und Thriller-Reihe angesiedelt
ist, hätte bei anderen Verlagen wohl kein Zuhause gefunden und wenn
doch, dann nur mit heftigen Kürzungen, durch die es dann zu einer
Novelle geworden wäre, noch dazu zu einer mickrigen. Bryan Smith dreht
also auf. Und mit dem ersten Teil hat er mich eigentlich sofort in den
Bann gezogen. Bryan Smith und Verschwörung, Militärangehörige, die Mist
gebaut hat, Mordanschläge - ganz mein Ding. Man lernt aber auch so nach
und nach weitere Figuren kennen, die mal etwas länger bleiben und auch
vorgestellt oder aber dem Fortgang der Story schnell zum Fraß
vorgeworfen werden. Aber mal ehrlich, die gesamte Brut, die durch diesen
Roman geistert, könnte man zur Fütterungszeit in nen Tigerkäfig
sperren. Lauter böse Menschen und bald auch tote Menschen. Mit Jessica
kann man anfangs noch etwas mitfiebern aufgrund er vorgefallenen
Ereignisse zu diesem Zeitpunkt, aber auch sie fällt in bösartige Muster
zurück. Wie soll man sich auch unter all diesen schrägen, bösartigen,
versifften und durchgeknallten Drecksäcken auch normal verhalten? Je
weiter die Geschichte fortschreitet, um so dicker trägt der Autor auf.
Ein heftiges Gemenge aus Hinterland-Kannibalen, Totenbeschwörungen und
sadistischen Mistschweinen. Auch der Egoismus hält Einzug. Der eine oder
andere perverse Zug darf nicht fehlen und dann wird es vogelwild, ein
richtiger Streifzug durch die Genres und wer an den bisher bei Festa
verlegten Werken der Horror-Reihe seinen Spaß hatte, wird sich mit
dieser Lektüre sicher wohlfühlen und ein merkwürdiges Ziehen im Magen
verspüren. Wer das als Hunger identifiziert, sollte vielleicht mal über
seinen künftigen Werdegang nachdenken. Die Story wird immer rasanter,
die Gewaltspirale dreht sich immer schneller und seinen Stil hat Herr
Smith ja nicht geändert, da kann man sich flugs durchlesen. Eine
derb-blutig-brutal-böse Fress- und Fickorgie, die aber aufgrund der
Tatsache, dass darum herum eine Geschichte erzählt wurde, besser
daherkommt, als so manche reine Schlachtorgie (die ich aber trotzdem
nicht missen will). ABER einen Wermutstropen, nen großen, muss ich
einfügen, weil es im Buch etwas gibt, das ich die nächste Zeit lieber
etwas missen WILL. Diese Backwoodwaldschrate und die Geschichten um sie
werden mit der "Flut", die da in letzter Zeit so auf uns Leser
losgelassen wurde, etwas nervig. Oder um im Jargon des Buches zu bleiben
- sie schmecken derzeit etwas fade. Hier werde ich zumindest, was die
nächsten Wochen angeht, mal eine Pause einlegen,sollen die Hinterwäldler
sich mal ohne meine lesende Begleitung durch die Wälder metzeln und
rammeln (heißt aber nicht, dass ich kommende Werke nicht kaufe, ich
werde sie nur nicht gleich nach Erhalt lesen). Und das führt dann auch
dazu, dass ich hier viel lieber Army-Jessicas Abenteuern - sogar
Rückblenden nach Kabul - im Land der fiesen Verschwörer gefolgt wäre und
stattdessen auf einige Zutaten der Sienna-Story oder auch Daphnes
Leidensweg verzichtet hätte. Davon aber abgesehen findet diese
Fortsetzung von "Verkommen" die Zustimmung von mir und sicher auch der
anderen Leser derartiger Lektüre. Nur das Cover war für ich etwas "langweilig" - von denen wurde diese Rückansicht von Mädels mit Waffen in letzter Zeit die B-Horror-Ware bei Filmen überschwemmt. Hat also jetzt nix mit der Qualität zu tun, sondern nur mit dem abgenutzten Motiv. Würde ich das Endergebnis
"punktieren", wäre es eine 7/10. Also kein Fehlkauf.
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