Freitag, 1. September 2017

Buchreview "Dirty old town" G. Disher

Garry Disher. Wyatt muss die Ansprüche zurückschrauben und sich mit Klein-Klein begnügen. Ein Juwelenjob erscheint da ganz nach seinem Geschmack ― nichts Extravagantes, nichts Undurchschaubares, bis auf die Tatsache, dass es Eddie Oberins Job ist und nicht nur Oberin darauf besteht, bei dem Überfall mitzumischen, sondern auch seine Exfrau Lydia Stark, von der das Insiderwissen stammt. Wyatt arbeitet lieber allein, gibt aber grünes Licht, denn sein Plan ist wie immer akribisch vorbereitet. Doch keiner ahnt, dass die ins Visier genommenen Juweliere von ihrem französischen Cousin Alain Le Page mit in Europa gestohlenen Uhren und Schmuck versorgt werden, die sie in Australien mit ihrer legalen Ware tarnen.

Wyatt ist in Melbourne nach 13 langen Jahren wieder auf den Plan getreten, um sich frisches Geld zu besorgen. Er hat sich dazu einen Hafenmeister ausgesucht, der auf dem Weg ist, 75.000$ Bestechungsgeld einzusacken. Der Austausch gelingt, aber der Hafenmeister hat nicht lange etwas davon, Wyatt kassiert ab. Und muss schnell feststellen, dass derjenige, der den Empfänger des Geldes abgezogen hat, somit auch ihn um sein wohlverdientes Diebesgut brachte. Die Päckchen sind nur mit dem ersten Blatt und dem letzten mit richtigem Geld bestückt - dazwischen liegt nur Papier. Also muss ein neuer Coup her. Den hat Eddie Oberin an der Hand. Er und seine Ex-Gattin wollen ein Paar Franzosen abziehen, die mit Juwelen - und auch Diebesgut aus Europa - handeln. Dazu kommen noch Wertpapiere in mehrfacher Millionenhöhe ins Spiel und eine Pole-Dancerin mit so allerlei Talenten. Und Wyatt findet einen würdigen Gegner in dem Franzosen Le Page, der ihm schwer zu schaffen macht. Bald spielt jeder sein eigenes Spiel. Die Polizei, die Juweliere, die Stangen-Trulla, der Franzose und auch Eddie - und Wyatt kann sehen, wo er bleibt.

Dieser neue Roman um den Dieb und Gelegenheitsmörder - wenn ihn halt jemand bescheißt oder bedroht - Wyatt ist eine komplexere Angelegenheit als erwartet und mit 320 Seiten auch umfangreicher. Viele Figuren, die eingeführt werden müssen, einige verbrecherische Pläne, die erläutert gehören und das Zusammenführen der Kontrahenten, das nicht alle heil überstehen. Wyatt schert sich eigentlich nicht um andere Leute, misstraut ihnen lieber, statt ihnen zu vertrauen und auch bei Lydia Stark, der Ex von Eddie, hat er so seine Zweifel. Bei Khandi dann eher weniger. Eine selten dämliche Nebenfigur muss an Wyatts Stelle dran glauben, was den natürlich wenig schert. Er ist und bleibt ein verkommenes Subjekt, das sich auch selbst die Hände schmutzig macht, wenn nötig. Und wann das nötig ist, entscheidet er, nur er. Trocken und fies ist der siebte Teil der Wyatt-Reihe um den alternden Verbrecher, der sich mit den Neuerungen in der Welt herumschlagen muss. Es gibt einen Showdown mit einem kleinen Denkfehler, der schon ins Gewicht fallen würde, würde man sich drum scheren. Tu ich aber nicht. Bleibt also eine unterhaltsame Bösartigkeit mit dem akribischen Planer seiner Verbrechen im fernen Australien. Und dann erwarten wir mit "Hitze" ja auch noch den achten Roman um den geschätzten Antagonisten.

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