Montag, 9. Oktober 2017

Buchreview "Operation Red sparrow" J. Matthews

Jason Matthews. Der aufstrebende CIA-Agent Nathaniel Nash trifft in Moskau einen hochrangigen Informanten der Gegenseite. Als plötzlich Schergen des russischen Geheimdienstes auftauchen, gelingt es Nash, seiner Quelle unerkannt zur Flucht zu verhelfen. Doch mit der Aktion gefährdet er die gesamte Operation und wird selbst zur Zielscheibe. Denn um den Verräter in den eigenen Reihen zur Strecke zu bringen, setzt der russische Geheimdienst die junge Agentin Dominika Egorowa auf Nash an. Dominika ist ein "Sparrow", ausgebildet zur verführerischen und tödlichen Falle. Ein gefährliches Doppelspiel beginnt.

Nash und sein Informant, MARBLE genannt, sind sich sicher, dass ihr Treffen ohne Beobachter stattfindet. Weit gefehlt. Nun muss Nash dafür sorgen, dass sein Verräter am eigenen Land unerkannt entkommen kann. Das gelingt ihm sogar, aber da der russische Dienst natürlich die US-Botschaft im Auge hat, ist ihnen klar, dass der junge Amerikaner eine Nacht lang in Moskau unterwegs war - und somit der Spionage verdächtig ist. Das sehen auch dessen Bosse so und ziehen ihn ab, um ihn auf einen ruhigeren Platz zu setzen. Helsinki - anscheinend der Schrottplatz für verbrannte Agenten, denn auch zwei seiner dortigen Vorgesetzten wurden wegen vermeintlichen Verfehlungen mit "Finnland belohnt". Auf russischer Seite wird eine junge Agentin - Dominika- ausgebildet, um später für ihre Nation zu spionieren und zu töten. Sie durchläuft eine harte und demütigende Schulung, in der sie alles aufbieten muss, was sie zu einbringen kann. Sex ist im Agentenspiel auch eine Währung. Dann schickt man sie nach Helsinki -  und ihr Ziel ist Nash. Sie soll über ihn an den Verräter kommen. Und was Nash nicht ahnt, ist die Tatsache, dass auch in Amerika ein Schurke sitzt, der Informationen an die Russen liefert. Und so nimmt ein gefährliches Ränkespiel seinen Lauf. 

Warum amerikanische "Versager" gerade ins Russland nahe Helsinki versetzt werden, wollte sich mir nicht so wirklich erschließen, da für solche doch eher Tuvalu angebracht gewesen wäre. Egal, Jason Matthews entwickelt einen Agentenroman alter Schule, der nicht vor Action strotzt, sondern auf 665 Seiten aus dem Kalten Krieg bekannte Szenarien der Spionage entwickelt. Man erinnere sich an James Bond und seine "Honigfallen" oder an Thriller in den 70-er und 80-er Jahren, die sich dieses Themas schon angenommen hatten. Nach den ersten aufregenden Takten zieht sich das Buch auf die Charakterschiene zurück und schildert besonders den Aufstieg der Dominika im Geheimdienst der Rodina. Nach anfänglich offen gezeigter Abscheu wird sie gehorsam und folgt ihren Ausbildern auch dann, wenn es um heiße Szenen oder Mord an einer Zielperson geht. Sie erkennt aber auch die Machenschaften hinter den Kulissen und die Lügen, die den Leuten aufgetischt werden. Was das Zusammentreffen mit Nash angeht, lässt der Autor den Leser schön im Dunkeln, was die Motivation der Agenten angeht. Was ist Lüge, welche Emotion ist echt oder gespielt? Was ist Täuschung und wo beginnt die Intrige, falls es denn je eine gab? Menschenleben haben keinen wert im Dienst für den Staat. Undurchsichtig bis zum Schluss nutzt der Autor diverse in der Öffentlichkeit verbreitete Aktivitäten Putins und skizziert ihn im Gegensatz zu den beiden Sympathieträgern als rücksichtslosen Machtmenschen, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Er will aus Russland wieder den starken Staat machen, der es als Teil der UdSSR war. Aus amerikanischer Sicht selbstverständlich ein Affront, also werden die Russen und ihre Verbündeten wie dereinst als das Böse unter der Sonne geschildert. Vergessen werden aber die Provokationen von US-Seite, die sich immer weiter anstrengte, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion den ehemaligen Feind immer mehr zu demütigen und einen ehemaligen Staat der Union in die NATO zu überführen und sich den russischen Grenzen auf diese Weise immer mehr zu nähern. Also eine Ohrfeige nach der anderen - und irgendwann ist eben Sense. Putin als starker Mann Russlands schlägt zurück. Kann man irgendwie sogar verstehen - solange man kein Ami ist. Leider werden die Russen hier aber als ein Haufen alter und rückständiger Kacker hingestellt, die keinerlei Chance gegen die modernen und weltoffenen Amerikaner haben. Passt dann irgendwie, dass die Russen ewig brauchen, um den Maulwurf zu enttarnen, während die Amis kurz nach der ersten Erwähnung schon wissen, wer sie leimt. Also auch eine recht einseitige Schilderung. Passt dann aber wieder irgendwie ins Bild des altmodischen Spy Thrillers. Mit seinen ber 660 Seiten mittig vielleicht etwas langatmig, stellenweise etwas zu sehr auf die sexuelle Ausbildung der Protagonistin in der Spatzenschule konzentriert und erst im letzten Viertel mit etwas mehr Schwung und Elan auf den Punkt kommend, ist "Operation Red Sparrow" dennoch ein guter Spionagethriller, der Erinnerungen an Autoren wie Craig Thomas - "Firefox" und "Firefox down" - wach werden lässt. Und damit Hobbyköche oder die Gattin auch was davon haben, sind im Buch rund 40 Rezepte unterschiedlichster Gerichte abgedruckt. Wem - abgesehen vom Kochen - derartige Thrillerliteratur ohne überbordende Actioneinlagen zusagt, der kann hier eigentlich bedenkenlos zugreifen. Und zudem ein kleines Scherzchen auf Kosten von Pat Benatar erfahren.

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